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USA-Reise des 1. FC KölnStaunende Eindrücke aus der amerikanischen Sportkultur

Lesezeit 4 Minuten
Die Spieler des 1. FC Köln betreten am 20. November 2022 nach dem NFL-Spiel der Houstons Texans gegen die Washington Commanders den Platz im NRG Stadium.

Nikola Soldo schießt ein Field Goal im NRG Stadium der Houston Texans.

Die achttägige USA-Reise des 1. FC Köln ist geschafft. Neben einer Partie gegen den VfB Stuttgart konnten die Geißböcke auch die US-Sportkultur bestaunen. Geschäftsführer Christian Keller zieht ein positives Fazit.

Es war zwar nicht der Anlass der Reise in die USA, doch ein wenig haben die Profis des 1. FC Köln in den Tagen von Texas auch das Staunen gelernt.

Etwa auf ihrer Führung durch den Campus der Universität von Texas in Austin. Das Sportprogramm dort hat Weltmeister und Olympiasieger in diversen Disziplinen hervorgebracht, und auf dem Unigelände steht das Darrell K Royal Memorial Stadium, in dem die Longhorns spielen, die örtliche College-Football-Mannschaft.

104.000 Zuschauer fasst die Arena, bei den Spielen der Longhorns ist sie stets ausverkauft. Die FC-Profis waren begeistert, als sie das Stadion besichtigten, doch abgesehen von der schieren Größe beeindruckte vor allem die Infrastruktur, die den Studenten zur Verfügung steht: Besprechungsräume, Kabinen, medizinische Abteilungen – die Universitätsmannschaft greift auf Strukturen zurück, von denen die Bundesligaprofis des 1. FC Köln nur träumen können.

Alles zum Thema Christian Keller

Selbst das Trainingsgelände des Austin FC vor der Stadt, in dessen Stadion die Kölner das Freundschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart 2:4 verloren, steht weit über allem, was der FC seit Jahren am Geißbockheim vergeblich zu bauen versucht. „Die Amerikaner sind in vielen Dingen sehr viel weiter als wir. Hier sieht man, was möglich ist“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart zu Beginn der Reise.

1. FC Köln trifft NBA-Stars Curry und Thompson

Der Eindruck verschärfte sich möglicherweise noch, als die Kölner am Sonntag erst das Footballspiel der Houston Texans im mächtigen NRG-Stadion besuchten und am Abend noch die NBA-Partie der Houston Rockets gegen die Golden State Warriors mit ihren Weltstars Klay Thompson und Stephen Curry.

Der USA-Trip war auch eine Expedition in die amerikanische Sport- und Leistungskultur. „Natürlich unternimmt man so eine Reise auch, um neue Eindrücke zu gewinnen. Meine Überzeugung ist allerdings, dass man überall Leistung bringen kann. Nicht die Infrastruktur ist dafür ausschlaggebend, ob man gut oder schlecht ist. Der Geist in den Räumen ist entscheidend. Manchmal ist es besser, mit großem Zusammenhalt in einem heruntergekommenen Raum zu arbeiten als in einem Hochglanzgebäude, in dem jeder sein eigenes Ding macht. Solche Gegebenheiten können auch zusammenschweißen. Obwohl wir uns natürlich verbessern müssen“, sagte Christian Keller in Austin.

Die Sichtbarkeit der Kölner war nicht allzu groß in den USA, zwischen NBA, NFL und dem uferlosen Angebot an Collegesport bleibt derzeit kaum Platz für die Fußball-WM, zumal am Wochenende Thanksgiving ansteht und das ganze Land in den Feiertagsmodus wechselt.

DFL will Bundesliga international bkannter machen

Da ist es schwierig, Interesse zu wecken für ein Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln, das am Samstag bei Eiseskälte und Dauerregen kaum 5000 Zuschauer anlockte. Zumal fraglich ist, ob in den Vereinigten Staaten ein Bedarf an Bundesligafußball besteht, während die örtliche MLS wächst.

Keller äußert sich diplomatisch. Es sei das primäre Ziel sei gewesen, „auf die internationalen Vermarktungsaktivitäten der DFL einzuzahlen. Es ist wichtig, dass die Bundesliga auch in ausländischen Märkten bekannt ist und positiv wahrgenommen wird. Aus diesem Grund waren jetzt zahlreiche Bundesligisten in verschiedenen Märkten unterwegs. Wir haben dazu einen kleinen Beitrag geleistet. Die DFL war sehr zufrieden“, erklärte Keller.

Die Reise war lange geplant, Keller erbte den Trip von Kölns Ex-Geschäftsführer Alexander Wehrle. „Aus unserer Vermarktungsperspektive haben wir nun eine realistische Einschätzung. Es ging vor allem darum, zu lernen. Wir haben geschaut, wie es andere machen, damit intern ein breiteres Verständnis dafür wächst, wie Internationalisierung funktionieren kann. Wir haben gute Eindrücke gewonnen“, sagte Keller.

„Wenn wir zukünftig nochmal so eine Reise unternähmen, würden wir mit Sicherheit einige Dinge anders machen. Das Programm war übersichtlich und an vielen Stellen improvisiert, doch dem Teamgeist dürfte das durchaus geholfen haben. Eine gemeinsame Kultur entsteht nicht, wenn man von Termin zu Termin hetzt.", beschrieb Keller

Aus der Perspektive Mannschaft sei es eine Woche gewesen, in der die Kölner auch abseits des Fußballs viele gemeinsame Unternehmungen starten konnten.

„Hätten wir am vergangenen Montag abgefragt, wer Lust hat, in die USA zu reisen, hätten wir wohl ein relativ einstimmiges Votum bekommen. Einige waren dann doch müde und natürlich auch ein Stück weit enttäuscht von den letzten Ergebnissen“, beschrieb Keller. „Wenn wir am Mittwoch vor dem Rückflug fragen, glaube ich schon, dass alle es als coole Reise empfunden haben.“

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