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Knapper WahlerfolgFC-Boss Keller neu im DFL-Aufsichtsrat

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Christian Keller

Ist jetzt im DFL-Aufsichtsrat: FC-Geschäftsführer Christian Keller

Nach KStA-Informationen hat FC-Boss Christian Keller die Wahl in den DFL-Aufsichtsrat knapp gewonnen. Er erhielt 18 von 36 Stimmen.

Wer Christian Keller in den vergangenen Tagen beobachtete und genau zuhörte, wenn es um das Thema Investoren im deutschen Profifußball ging, konnte den Eindruck gewinnen, dass der Geschäftsführer des 1. FC Köln gar nicht unbedingt darauf aus war, eine Abstimmung zu gewinnen. Eher schien es Keller darum zu gehen, die richtigen Fragen aufzuwerfen und dieser neuen Debatte ein Gesicht zu geben – nämlich sein eigenes.

Das war durchaus mit Mut verbunden, zu gern werden im Fußball Kritiker abgekanzelt, die in der Hatz nach immer mehr Wachstum die Sinnfrage stellen. Durch seine jüngsten Äußerungen zum Zustand der DFL mit ihren 36 Profiklubs hatte er die Wahl in deren Aufsichtsrat zur Abfrage eines grundsätzlichen Stimmungsbildes gemacht. Dass er am Freitag im Hotel Kempinski in Neu-Isenburg dann tatsächlich gewählt wurde, kam überraschend und war ein Coup für den 44-jährigen Funktionär.

Bremens Vorstandsboss Klaus Filbry scheitert

Der Geschäftsführer des 1. FC Köln setzte sich gegen Klaus Filbry vom SV Werder Bremen durch. Keller folgt auf Fredi Bobic, der wegen seines Ausscheidens aus der Geschäftsführung von Hertha BSC sein Amt im DFL-Aufsichtsrat niedergelegt hatte.

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Es war eine knappe Entscheidung, Keller erhielt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ 18 von 36 Stimmen, zwei Teilnehmer enthielten sich beziehungsweise nahmen nicht an der Wahl teil. In einer Vor-Abstimmung der Bundesliga-Vertreter war Keller noch chancenlos gewesen. Mit den Vertretern der Zweiten Liga reichte es dann zum knappen Sieg.

Es eine Abstimmung mit Symbolwirkung: Filbry befürwortet den von DFL-Präsidium und Aufsichtsrat eingeschlagenen Weg, sich einen Investor ins Haus zu holen. Keller dagegen sieht die Pläne kritisch. Über einen Kapitalgeber will der Verbund der 36 Vereine aus Erster und Zweiter Liga auf einen Schlag bis zu drei Milliarden Euro einsammeln: Der Geldgeber würde sich im Gegenzug für die nächsten 20 bis 25 Jahre einen Anteil der Medienerlöse sichern – die Rede war zuletzt von 15 Prozent.

Höhe und Laufzeit sind allerdings bislang ebenso unklar wie die Verwendung der Mittel. Es gab Vorschläge, Teile des Geldes in Digitalisierungsprojekte zu investieren. Der Großteil würde aber wohl an die 36 Klubs gehen – nach welchem Schlüssel, ist ebenfalls offen. Keller hatte zuletzt grundsätzlich infrage gestellt, ob die Suche nach Kapital klug sei. „Wenn wir sagen, dass wir als DFL einfach auf allen Ebenen Einnahmen maximieren wollen, dann wäre das eine Antwort. Das halte ich aber nicht für sinnvoll, denn es wird immer reichere Klubs und größere Ligen geben“, sagte er im Interview mit der „FAZ“.

Sechs Kapitalgeber sind im Rennen. Für das Geld müssten die Klubs für die Dauer des Vertrags auf einen Teil ihrer Medienerlöse verzichten, was selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen von derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison über zwei Jahrzehnte gesehen wohl ein Verlustgeschäft bedeutete.

Die Befürworter rechnen allerdings vor, dass ein Teil der Milliarden als Anschubfinanzierung für eine Digitalisierung zu sehen sind, wodurch die Medieneinnahmen rasch um wesentlich mehr als 15 Prozent steigen würden. Sollte das tatsächlich gelingen, beispielsweise durch eigene Plattformen für die internationale Vermarktung, würde sich eine Win-Win-Situation für Klubs und Investor einstellen.

Zudem verweisen die Anhänger des Modells darauf, dass andere Ligen (Spanien und Frankreich) diesen Schritt bereits gegangen sind oder gehen wollen (Italien). Ohne Investor würde die Bundesliga international weiter ins Hintertreffen geraten.

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