FC in TorlauneEin ganz besonderer Fan sieht im Eisschrank neun Kölner Treffer

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln vs. SC Germania Reusrath, Testspiel, Trainingsspiel, links: Jan Thielmann (1. FC Köln)

Kölns Offensivspieler Jan Thielmann (l.) war im Testspiel gegen Germania Reusrath nicht zu bremsen.

Der 1. FC Köln zeigt sich beim 9:0-Sieg gegen Germania Reusrath spielfreudig und in Torlaune. Vor allem Jan Thielmann überzeugte. Obwohl das Spiel bei minus drei Grad ausgetragen wurde, erwärmte es das Herz eines ganz besonderen Fans.

Mit absoluter Berechtigung kann man behaupten, dass dieses Testspiel am Samstag im Franz-Kremer-Stadion ein ganz besonderes für Silvia Krüger war. Mit dem 1. FC Köln und dem SC Germania Reusrath 1913 trafen ihre absoluten Herzensvereine aufeinander. Die 56-Jährige ist ein außergewöhnlicher Fan des Bundesligisten: Klammert man mal die Corona-Pandemie und den Fan-Ausschluss jüngst im Europapokal aus, hat die Langenfelderin seit 1989 kein Pflichtspiel des FC mehr verpasst. Seit sagenhaften 33 Jahren war sie daheim und auswärts immer dabei. Und wenn es der FC-Spielplan zulässt, ist sie auch ganz treue Anhängerin ihres Heimatvereins Reusrath.

Da war der Schreck bei ihr erst groß, als Ende der Woche bekannt wurde, dass das eigentlich in Langenfeld geplante Testspiel aufgrund der Unbespielbarkeit des Platzes verschoben und schließlich unter Ausschluss von Fans dann doch in Köln als eine Art Trainingsspiel ausgetragen wurde. Doch Silvia Krüger gehört schließlich auch dem Förderverein des Landesligisten Reusrath an, als Mitglied der 50-köpfigen Delegation kam sie dann doch noch in den Genuss, das Spiel vor Ort zu verfolgen. Ja, auch wenn die Temperaturen eisig waren, war es für sie ein Genuss. Und sie fieberte bei minus drei Grad mit: „Das ist natürlich ein Feiertag für mich. Ich weiß aber heute gar nicht, zu wem ich halten soll“, sagte die Sekretärin der Stadt Leverkusen mit einem Schmunzeln.

Als sie das kurz nach dem Anpfiff ausgesprochen hatte, waren schon zwei Tore für den Bundesligisten gefallen. Am Ende gewann die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart gegen den Landesligisten leicht und locker mit 9:0.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Der Gegner hatte sich noch nicht einmal sortiert, da stand es nach gerade einmal 144 Sekunden schon 2:0 für den FC, nach fünf weiteren Minuten stellte Kapitän Jonas Hector auf 3:0. Und das Torfestival ging munter weiter. Vor allem nach Standard-Situationen war der FC gefährlich. Die Treffer zwei bis fünf fielen allesamt nach gut getretenen Eckbällen von Linton Maina. Vier Treffer in Folge nach Eckbällen – das kommt so oft auch nicht vor. Allerdings war für den FC der Gegner kein wirklicher Maßstab, er konnte die Hausherren nie ernsthaft fordern. Erst nach 17 Minuten hatte Reusrath den ersten Ballkontakt in der Kölner Hälfte. Silvia Krüger klatschte.

Der FC machte munter weiter, vor allem der endlich wieder fitte Jan Thielmann machte einen spielfreudigen, agilen Eindruck. Und auch im Abschluss war der 20-Jährige stark, den im Herbst eine hartnäckige Virusinfektion gestoppt hatte. Zwischen der 42. und 61. Minute gelang Thielmann sogar ein Hattrick. Im Laufe des zweiten Durchgangs wehrte sich der Landesligist dann mehr und konnte immerhin verhindern, dass der FC nicht zweistellig gewann.

Jan Thielmann „nicht zu bremsen"

Steffen Baumgart zeigte sich mit dem Auftritt seines Teams zufrieden: „Es war ein gutes, engagiertes Spiel von uns. Viel von dem, wie wir uns das Spiel nach vorne vorstellen, war heute zu sehen. Wir hatten neben den neun Toren noch weitere Torchancen, die wir uns gut erarbeitet haben. Wir haben den Ball gut laufengelassen“, befand der Coach, der von einer „sehr guten Trainingseinheit“ sprach und insbesondere Thielmann lobte: „Ich glaube, Jan ist nicht zu bremsen. Das war ja eine Zwangspause für ihn. Wenn ich verrate, dass er heute schon um 9.30 Uhr auf der Anlage war, daran sieht man ja, wie heiß er ist und wie viel Spaß er wieder hat. Das erkennt man auch in jedem Training, und darum war es dann auch wichtig, dass er heute in einem Testspiel seine Tore gemacht hat.“

Schmitz und Kainz sind zurück

Zum Einsatz nach rund einer Stunde kamen Rechtsverteidiger Benno Schmitz nach seiner Verletzungspause und Linksaußen Florian Kainz, der zuvor ein paar Tage erkrankt fehlte. Das Torhüter-Duo Marvin Schwäbe und Timo Horn verfolgte die Partie von der Tribüne aus, beide sollen beim letzten Kölner Testspiel des Jahres am Mittwoch (13 Uhr) gegen den Drittligisten SV Meppen jeweils eine Halbzeit im Tor stehen.

Silvia Krüger war trotz der einseitigen Partie nach dem Abpfiff glücklich. Und sie hat noch einen Grund zur Freude: Der FC wird im kommenden Jahr noch einmal gegen den SC Reusrath antreten. Dann der Klub hatte sich eigentlich auf ein Heimspiel zu Hause in Langenfeld gefreut und schon mehr als 2000 Tickets dafür verkauft. Doch aufgeschoben ist nicht aufgeboben, die Partie wird 2023 dann in der Heimat von Silvia Krüger nachgeholt.

1. FC Köln: Urbig (46. Köbbing) – Schindler (61. Schmitz), Hübers (46. Soldo), Chabot (46. Kilian), Hector (46. Pedersen) – Martel – Thielmann, Duda (46. Olesen), Maina (61. Kainz) – Lemperle (46. Huseinbasic), Tigges (46. Adamyan). Tore: 1:0 Martel (1.), 2:0 Chabot (3.), 3:0 Hector (7.), 4:0 Chabot (14.), 5:0 Hübers (30.), 6:0 Thielmann (42.), 7:0 Maina (50.), 8:0, 9:0 Thielmann (54./71.).

KStA abonnieren