„Man kann sich auch kaputt sparen“Funkel macht sich Sorgen um den FC

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Steffen Baumgart und Friedhelm Funkel beim FC-Renntag auf der Galopprennbahn in Koeln-Weidenpesch im April 2023.

Steffen Baumgart und Friedhelm Funkel beim FC-Renntag auf der Galopprennbahn in Koeln-Weidenpesch im April 2023.

Friedhelm Funkel hat den 1. FC Köln 2021 vor dem Abstieg gerettet. Zur aktuellen Situation hat er eine klare Meinung.

Friedhelm Funkel nutzt seine Zeit als Fußball-Rentner vor allem für eines: Reisen. Sein bisher letztes Ziel war Chicago. Mit Freunden flog er in der vergangenen Woche in die USA. Ganz ohne Fußball ging es natürlich nicht. Zwei Spiele von Chicago Fire in der MLS besuchte die Reisegruppe. Am vergangenen Donnerstag ging es gegen Inter Miami. „Ich wollte unbedingt einmal Lionel Messi live sehen. Das habe ich bisher nicht“, erzählt der 69-Jährige. Doch das war Funkel nicht vergönnt. Messi fiel verletzt aus. Nicht nur der Rekord-Aufstiegstrainer (sechs Aufstiege in die Bundesliga) war enttäuscht. Mehr als 62.000 Zuschauer waren gekommen. Zum Vergleich: Gegen Charlotte drei Tage später kamen knapp über 18.000. „Das war schon ein bisschen ärgerlich, aber der Trip war dennoch wunderschön.“

Weniger schön war dann, was Funkel kurz vor dem Rückflug bei einem Freund auf dem TV verfolgen musste: das 0:3 des 1. FC Köln bei Bayer 04 Leverkusen. „Das war schon sehr deutlich, leider“, sagt Funkel. Ein Punkt nach sieben Bundesligaspielen, Tabellenletzter - der FC steht mit dem Rücken zur Wand.

Für Funkel ist die aktuelle Situation vor allem auf den Kader zurückzuführen. „Benno Schmitz ist ein guter Junge, ein ordentlicher Bundesligaspieler. Aber wenn es so ist, dass der FC so einen Ausfall nur schwer kompensieren kann, sagt das einiges aus“, sagt Funkel. Die Verletzten seien ein großes Problem, aber auch an der generellen Zusammenstellung des Kaders übt Funkel Kritik: „Der FC hat in Jonas Hector und Ellyes Skhiri ganz wichtige Spieler verloren. Ich sehe nicht, dass sie ausreichend ersetzt wurden. Eric Martel ist ein guter, talentierter Spieler, aber er ist noch jung, hat wenig Erfahrung. Er bräuchte noch einen erfahrenen Spieler auf der Sechs an seiner Seite.“

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Der Sparkurs der sportlichen Führung, angeführt von Geschäftsführer Christian Keller, stand zuletzt immer wieder in der Kritik. Auch Funkel argumentiert in diese Richtung. „Ich kenne die genauen Zahlen natürlich nicht, aber man muss sich schon fragen, ob es nicht Sinn machen würde, zumindest ein bisschen mehr ins Risiko zu gehen“, sagt er. „Denn man kann sich auch kaputt sparen.“

Kritik an Baumgart ist „totaler Quatsch“

Neben der Kritik an der sportlichen Leitung gibt es mittlerweile auch vereinzelt Stimmen im Umfeld, die infrage stellen, ob Steffen Baumgart noch der richtige Trainer für den Klub sei. „Das ist natürlich totaler Quatsch“, betont Funkel. „Steffen hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er der richtige Trainer für den FC ist. Er kann auch nur mit dem Kader arbeiten, den er zur Verfügung hat. Steffen ist Trainer, kein Zauberer.“

Baumgart selbst erklärte zuletzt, dass er seinem Plan mit der Mannschaft treu bleiben werde, weder Plan noch sich selbst ändern werde. „Das wird dann immer als Durchhalteparole bezeichnet“, sagt Funkel, „aber Steffen macht das, was er kann. Er bleibt sich treu, ist total authentisch. Und ich weiß es aus persönlichen Gesprächen: Zwischen Mannschaft und Trainer passt weiterhin kein Blatt Papier.“

Über der sportlichen Krise schwebt dann auch noch das Cas-Urteil im Fall Potocnik, das in den kommenden Wochen erwartet wird. Beim FC geht man zwar von einem Freispruch aus, doch viele Experten rechnen eher mit einer Transfersperre – zumindest für eine Wechselperiode. „Eine Transfersperre für den Winter wäre eine Katastrophe“, betont Funkel. „Der FC muss Spieler verpflichten. Es fehlt weiter ein Neuner und ein Sechser. Ansonsten ist die Mannschaft aber bundesligatauglich, wenn denn alle fit sind.“

Friedhelm Funkel macht den Kölnern Mut

Der Trainer, der mit dem FC 2021 in der Relegation gegen Holstein Kiel die Klasse sicherte, macht den Kölnern aber Mut: „Ich sage: Steffen schafft das mit der Mannschaft. Nur: Es müssen schnell Punkte her. Am besten schon im Derby gegen Mönchengladbach. Bei denen läuft auch nicht alles rund, das muss man ausnutzen. Entscheidend wird auf Sicht sein, dass alle die Ruhe bewahren und eine Einheit bilden: Klub, Umfeld und Fans.“

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