Mit Bedenkenträgertum kommen wir auch im deutschen Fußball nicht weiter. Kölns Senkrechtstarter Said El Mala hat zudem ein stabiles Umfeld.
NationalelfNagelsmanns Umdenken beim FC-Ausnahmetalent El Mala ist richtig


Said El Mala im Spiel gegen den HSV.
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Es ist erst rund drei Wochen her, da schloss sich auch Bundestrainer Julian Nagelsmann dem fast schon typisch deutschen Bedenkenträgertum an, dass es bei anderen Nationen wie Spanien, England oder Frankreich im Umgang mit ihren Ausnahmetalenten so nicht gibt.
Der Coach bremste vor dem Jugend-Hype um Said El Mala (19) oder Lennart Karl (17). Der Rummel um junge Spieler sei krasser geworden, man müsse ihnen auch Zeit lassen. Sonst gebe es bei ihnen „Kirmes in der Rübe“. Ausgesprochen von einem 38-Jährigen, der mit 28 Jahren zum zweitjüngsten Chefcoach eines Bundesligisten jemals geworden war und seinerzeit ältere Spieler wie Sandro Wagner, Eugen Polanski oder Pirmin Schwegler trainierte. Es ist gut, dass Nagelsmann allem Anschein nach umgedacht hat.
Denn wozu um alles in der Welt soll ein 19-Jähriger keine Chance in der A-Nationalmannschaft erhalten, wenn seine aktuellen Leistungen dazu Anlass gebieten, er auch mental stabil wirkt und für eine benötigte Prise Unbekümmertheit sorgen könnte? In einem 25 Spieler großen Kader wohlgemerkt, in dem auch etliche Arrivierte stehen, die weitaus mehr in der Verantwortung stehen. Und wenn nicht jetzt, wann dann, rund sieben Monate vor der WM? Es ist richtig, dass Nagelsmann El Mala reinschnuppern, wichtige Erfahrungen sammeln lässt und ihm das Gefühl gibt, auf ihn bei entsprechender Entwicklung zu setzen.
Der Kölner hat zudem ein gutes, stabiles Umfeld. Bodenständige, stets unterstützende Eltern, Bruder Malek, dazu einen seriösen, langjährigen Berater und kluge Verantwortliche des FC, die das Thema händeln können und El Mala ruhig auch mal erste, dezente Erfahrungen im Umgang mit Medien machen lassen sollten. Auch das gehört zu einer Entwicklung, der 19-Jährige hat übrigens Fachabitur.
Trainer-Legende Otto Rehhagel meinte einst, dass es nicht alte oder junge Spieler gibt, sondern eben gute oder weniger gute. Said El Mala zählt zu den guten Spielern.

