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1. FC Köln vor BundesligastartKwasniok trifft „die härteste aller Entscheidungen“

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Lukas Kwasniok ist bereit für den Saisonstart – der Kölner Trainer erschien im Trikot zur Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz.

Lukas Kwasniok ist bereit für den Saisonstart – der Kölner Trainer erschien im Trikot zur Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz. 

Kölner Trainer streicht Imad Rondic, Leart Pacarada und Jacob Christensen vor dem Saisonstart in Mainz aus seinem Bundesliga-Kader

Lukas Kwasnioks Begründung klang pragmatisch, doch hinter dem Trainer des 1. FC Köln lag ein schwieriger Donnerstag. Am Nachmittag hatten er und sein Stab Jacob Christensen (24), Imad Rondic (26) sowie Leart Pacarada (30) zum Gespräch bestellt und den Profis mitgeteilt, dass sie in dieser Saison nicht Teil des Kölner Bundesligakaders sein werden. „Der Kader war zu groß, und ich habe mich für diese drei Spieler entschieden“, stellte Kwasniok tags darauf fest. Nach sechs Wochen Saisonvorbereitung habe er keine andere Möglichkeit gehabt. Er habe einen „Fokus auf den Erfolg“ legen müssen, sagte er: „Es ist die härteste von allen Entscheidungen. Aber sie war unumgänglich.“

Idealerweise will der Coach 22 Feldspieler, damit im Training elf gegen elf möglich ist – ohne dass zu viele Profis ohne Aufgabe bleiben. Mit dem derzeit verletzten Luca Kilian wäre diese Zahl vorerst erreicht, wenngleich Denis Huseinbasic zu den Kandidaten zu zählen ist, die den Klub noch verlassen könnten, dessen Marktwert man aber schützen möchte.

Bei Christensen, der noch ein Jahr in Köln unter Vertrag steht, aber schon vor seiner Kreuzbandverletzung den Eindruck hinterlassen hatte, dem Niveau des deutschen Profifußballs nicht gewachsen zu sein, ist das anders. Auch Imad Rondic, der in Köln bis zum Ende seines noch vier Jahre laufenden Vertrags mehr als 2,5 Millionen Euro an Gehältern zu erwarten hätte, würde keine Ablöse einbringen, sollte er sich doch noch entscheiden, den FC zu verlassen. Eher wird man dem Bosnier eine Abfindung zu zahlen haben.

Pacaradas Vertrag läuft im kommenden Juni aus. In der vergangenen Saison zählte der nach einem schwachen Erstligajahr zu den Stammspielern. Grundsätzlich suchen die Kölner auf der linken Seite weiter nach Personal, Kristoffer Lund haben sie bereits verpflichtet und wäre nun ohne Alternative, sieht man von Linton Maina ab, der die Position in Regensburg aushilfsweise spielte.

Sie können marschieren, da kann man noch so gut vorbereitet sein. Wir fahren als klarer Underdog dorthin
FC-Trainer Lukas Kwasniok über Gegner Mainz 05

Man habe dem Trio offengelassen, mit der Regionalliga-Mannschaft zu trainieren oder unter Anleitung des Trainerstabs der Profis individuell zu arbeiten. „Sie haben sich für Zweiteres entschieden. Das geht jetzt los“, berichtete Kwasniok. Zum Dauerzustand dürfte das alles nicht werden, Kwasnioks Assistenten haben volle Tage und sind, etwa rund um die Auswärtsspiele der Profis, nicht ständig am Geißbockheim verfügbar. Aus arbeitsrechtlicher Sicht haben die Spieler jedoch ein Anrecht auf Training unter professioneller Anleitung. Früher oder später wird es eine Einigung geben müssen, zumal es für die nun aussortierten Profis auch darum geht, ihre Karrieren fortzusetzen.

Ohne Rondic, Christensen und Pacarada werden die Kölner nun versuchen, am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei Mainz 05 eine erfolgreiche Bundesliga-Rückkehr zu erleben. Der Gegner spielte am Donnerstag noch in der Conference League 1:2 in Trondheim. Erst am Montagabend hatten die Mainzer ihr Pokalspiel in Dresden bestritten (1:0). Auf schwere Beine bei der Mannschaft von Trainer Bo Henriksen hofft Kwasniok dennoch nicht. „Auf keinen Fall. Sie werden draufkacheln und versuchen, das Publikum mitzunehmen. Da wird gar nichts spürbar sein.“

Lukas Kwasniok beim Training eine Woche vor dem Start des 1. FC Köln in die neue Bundesliga-Saison.

Lukas Kwasniok beim Training eine Woche vor dem Start des 1. FC Köln in die neue Bundesliga-Saison.

Allenfalls habe Köln den Vorteil, mehr Zeit für die Vorbereitung auf den Gegner gehabt zu haben. Dennoch: „Sie können marschieren, da kann man noch so gut vorbereitet sein. Wir fahren als klarer Underdog dorthin.“ Erst in der Schlussphase des Pokalspiels bei Jahn Regensburg hatten die Kölner überzeugt und in der Nachspielzeit ihre beiden Treffer erzielt. Fünf Wechsel hatte Kwasniok zuvor vorgenommen, doch die personelle Zusammensetzung seiner Mannschaft beim Schlusspfiff habe wenig Einfluss auf seine Gedanken vor dem Duell mit Mainz. „Meine Verantwortung liegt nicht darin, die perfekte Startelf zu finden, sondern eine Elf, die über 90 Minuten ein Spiel gewinnen kann. Darum mache ich die Aufstellung nicht davon abhängig, wie die letzten Minuten des vorherigen Spiels waren.“

Besonders Ragnar Ache mit den Vorlagen zu beiden Toren, aber auch Said El Mala und Jan Thielmann waren aufgefallen. Doch Kwasniok lässt sich nicht in die Karten schauen. Wichtig sei, dass Ache das Sommertraining gesund überstanden hat, das war in den vergangenen Jahren nicht so. „Er ist zwar nicht so sehr mit Torerfolgen aufgefallen, dennoch war er für mich einer der Gewinner der Vorbereitung, weil er alles mitmachen konnte und nun in der Lage ist, unser Tempo mitzugehen. Er ist auf einem fantastischen Weg, und ich bin mir recht sicher, dass er zeitnah in der Startelf stehen wird. Damit kann theoretisch auch Sonntag gemeint sein.“

Rav van den Berg (21) wird sich wohl noch gedulden müssen. Der Niederländer ist der größte Kölner Transfer dieses Sommers, doch in Regensburg pausierte er noch und könnte auch in Mainz auf der Bank bleiben, weil Kwasniok viel Wert auf den richtigen Zeitpunkt legt. „Rav bringt eine sehr hohe Grundqualität mit. Als Trainer habe ich aber eine Verantwortung, und es gibt Spiele, in denen ein Debüt einen Ticken schwerer ist.“

Lob für Jan Thielmann

Jan Thielmann (23) dagegen darf sich Hoffnungen machen. Schon in Regensburg hätte er den Angreifer rückblickend gern von Beginn an auf dem Platz gehabt, gestand Kwasniok am Freitag. Er hatte den SSV Jahn noch deutlich defensiver erwartet und war deshalb davon ausgegangen, dass Thielmann nicht die für sein Spiel notwendigen Räume finden würde. Doch es war anders gekommen.

In Mainz liegt die Prognose nah, dass es für Köln deutlich mehr Platz in der gegnerischen Hälfte geben wird. „Die Bundesliga wird diese Räume gegen uns hergeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mannschaften sagen werden: Der 1. FC Köln kommt, da parken wir den Bus.“

Mainz: Zentner – da Costa, Bell, Kohr – Caci, Amiri, Kai. Sano, Mwene – Nebel, J.-S. Lee – Hollerbach; 1. FC Köln: Schwäbe – Schmied, Hübers, Özkacar – Sebulonsen, Martel, Johannesson, Lund – Thielmann, Kaminski – Bülter.