FC-Sieg in WolfsburgMannschaftliche Geschlossenheit als Schlüssel zum Erfolg

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FCWob

Die FC-Spieler lassen sich nach dem Sieg in Wolfsburg von ihren mitgereisten Fans feiern.

Wolfsburg – Der 1. FC Köln bleibt auch nach dem fünften Spieltag der Bundesligasaison 2022/23 ungeschlagen und kletterte am Samstag nach dem 4:2 (3:1)-Sieg beim VfL Wolfsburg mit nun neun Punkten vorerst auf den fünften Platz. Nach einem frühen Rückstand durch Nationalstürmer Lukas Nmecha (2.) drehten Ljubicic (22.), Paulo Otavio (31./ET) und Florian Kainz in der 45. Minute per Elfmeter die Partie noch vor der Pause. Kurz nach Nmechas Anschlusstreffer in der 79. Minute sorgte der eingewechselte Sargis Adamyan für den Endstand; es war der Premierentreffer des Armeniers, der seit diesem Sommer beim FC spielt. Der VfL bleibt damit sieglos und stürzt immer tiefer in die Krise, während Köln mit neuer Zuversicht zum Conference-League-Spiel beim OGC Nizza reist.

Die Tore

Keine zwei Minuten waren gespielt, als Bartol Franjic bei seinem Bundesliga-Debüt für Wolfsburg die komplette linke Kölner Abwehrseite überrannte und auf Lukas Nmecha passte, der direkt abschloss und zum 1:0 unhaltbar ins lange Eck traf.

Köln fand jedoch bald ins Spiel, in der 22. Minute passte Schindler unbedrängt ins Zentrum, wo Florian Kainz mit dem ersten Kontakt steil spielte und Dejan Ljubicic fand, der allein vor Casteels auftauchte und Casteels überwand. Es war Kainz‘ erste Großtat an einem denkwürdigen Tag für den Österreicher.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Vor dem 2:1 erkämpfte sich Kainz den Ball trotz Bornauws Foul auf der linken Seite. Hector flankte scharf und zwang Paulo Otavio zu einem Eigentor, weil Jan Thielmann im Rücken des Brasilianers lauerte und Druck ausübte.

Auch das 3:1 hatte auf dem linken Flügel seinen Ursprung. Hector dribbelte, schlug Haken um Haken und flankte ins Zentrum, wo Waldschmidt einen Befreiungsschlag versuchte und Jan Thielmann traf anstelle des Balls. Der Schiedsrichter sah sich die Szene am Bildschirm an und entschied zurecht auf Strafstoß. Klassischer Fall von Stürmer, der im Strafraum verteidigt: Geht oft schief. Kainz schickte Casteels ins falsche Eck, 3:1.

Köln schnürte den Gegner nun ein, Wolfsburg kollabierte und öffnete alle Räume. Doch der FC schaffte zunächst kein weiteres Tor, stattdessen erzielte Lukas Nmecha seinen zweiten Treffer des Tages, selten ist ein Tor mehr aus dem Nichts gefallen. Doch der Wolfsburger Nationalstürmer braucht nicht viele Chancen, gute Nachricht für Hansi Flick.

Am Spiel änderte sich nichts. Florian Kainz, einmal mehr ins Zentrum eingerückt, spielte einen perfekten Steilpass ins Adamyans Lauf. Der Armenier lief Guilavogui davon, legte sich den Ball im Sprint mit dem Kopf auf den rechten Fuß und schloss flach mit Innenpfosten ab. 4:2, die Entscheidung durch Adamyans Premierentor.

Das war gut

Die mannschaftliche Geschlossenheit der Kölner, die sich vom frühen Gegentor rasch erholten und dann eine organisatorisch wie läuferisch überragende Leistung lieferten. Bei gleichmäßig verteilten Ballbesitz kamen die Kölner auf 122 Kilometer Laufleistung, Wolfsburg blieb bei 118. Nach einer Woche ohne internationale Verpflichtungen spielte der FC trotz der jüngsten Verletzungen groß auf und ließ einem Gegner, der schwierigen Zeiten entgegensieht, keine wirkliche Chance, in die Partie zurückzukehren.

Das war schlecht

Die Kölner schafften es trotz gewaltiger Überlegenheit nicht, einem kollabierenden Gegner früher den Rest zu geben. Trotz unendlicher Weiten in der Wolfsburger Hälfte und frischen Offensivspielern wie Adamyan und Maina blieb das Spiel offen. Stattdessen geriet der Sieg noch einmal in Gefahr, als sich Lukas Nmecha ein zweites Mal der am Samstag nicht immer sicheren Kölner Deckung entziehen konnte und zum 2:3 traf. Doch blieb es bei einer kurzen Phase, in der es den Wolfsburgern nicht gelang, nachhaltig Hoffnung aufkeimen zu lassen. Denn kurz nach dem Anschlusstreffer besorgte Adamyan im Konter den 4:2-Entstand.

Mann des Spiels

Florian Kainz. Der 29-jährige Österreicher verzückt die Kölner Fans schon über die gesamte Saison. Am Samstag zeigte er einmal mehr eine Mischung aus Kampfkraft und spielerischer Brillanz und übernahm auch Verantwortung vom Elfmeterpunkt, obwohl er nicht nur dem ausgewiesenen Elfmeterkiller Koen Casteels gegenüberstand, sondern auch die Bürde mit sich trug, im Pokal-Achtelfinale im vergangenen Januar gegen den HSV so unglücklich verschossen zu haben. Schon beim wichtigen 3:0 in Fehervar tat sich Kainz hervor, weil er die Kapitänsbinde trug. In Wolfsburg bestätigte er die jüngsten Eindrücke.

Moment des Spiels

Für die Wolfsburger war es ein bitterer Augenblick, für die Kölner dagegen das deutliche Zeichen, dass sie ein großes Spiel lieferten: Um die 70. Minute schnürte der FC den Gegner für gefühlte Ewigkeiten in dessen Strafraum ein, und während die hilflosen Wolfsburger versuchten, ihr Tor zu verteidigen, begannen die Tribünen ein gnadenloses Pfeifkonzert. Es war einer der wenigen Momente, in denen man das Wolfsburger Publikum am Samstagnachmittag hören konnte. Übel für Niko Kovac und seine Mannschaft, eine Bestätigung jedoch für Baumgarts Team.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (1. FC Köln): Wir sind schlecht ins Spiel gekommen, das Tor war allerdings auch sehr gut herausgespielt. Dann haben die Jungs ins Spiel zurückgefunden und klar gespielt. Wir hatten auch erste Ansätze von Torchancen und haben es dann geschafft, das Spiel zu drehen.

Das zweite war zwar ein Eigentor, aber man hat ja gesehen, dass Jan dahinter das Ding auch gemacht hätte. Es gab zwei wichtige Situationen: Das 1:0 wo die Mannschaft sehr gut reagiert hat. Und das 3:2, auf das die Mannschaft wieder sehr gut reagiert hat und nicht unruhig geworden ist. Wir schöpfen zurzeit nicht aus dem Vollen. Aber wir schöpfen aus dem, was wir haben. Und die Jungs hauen alles raus. Heute haben wir nicht nur alles rausgehauen. Sondern auch gut gespielt.

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Niko Kovac (VfL Wolfsburg): Du kannst Fußball nicht so spielen, wie wir es machen, so als Begleitung. Vielleicht müssen wir einfach Zweikampf, Zweikampf, Zweikampf üben. Wir müssen wissen, wo wir stehen: Wir stehen mit zwei Punkten sehr weit unten und müssen uns fragen, ob wir wirklich so gut sind, wie wir glauben. Es ist jetzt schon schwierig, aber wenn wir so weitermachen, wird es noch schwieriger. Wir haben gut begonnen, uns das Leben aber wieder selbst schwer gemacht. Wir machen zu viele Fehler, die in der Bundesliga bestraft werden. Wir müssen ruhig bleiben und nach vorne schauen.

Das sagen wir

Nach anstrengenden Wochen und zahlreichen Verletzungen hat die Kölner Mannschaft auswärts trotz des frühen Gegentreffers eine brillante Leistung gegen einen Gegner geboten, der seinen Ansprüchen hinterherläuft und daher vollkommen unberechenbar war. Das Comeback nach dem frühen Rückstand, die großartige kämpferische und zeitweise auch spielerische Leistung brachten den Kölnern die Punkte sieben bis neun.

Trotz der ungewohnten Belastung durch den internationalen Wettbewerb schlagen sich die Kölner in dieser Startphase der Saison außerordentlich gut. Die schwierige Reise zum Auswärtsspiel nach Nizza können sie nun gelassen antreten, denn ihre Basisarbeit in der Bundesliga haben sie solide erledigt. Beim Gruppenfavoriten spielt Baumgart Mannschaft nun ohne den ganz großen Druck – und kann die Reise an die Cote d’Azur genießen.

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