FC-RückkehrerMark Uth weckt Hoffnungen – doch für welche Position?

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Doppeltorschütze Mark Uth (2. v. rechts)

Donaueschingen – Die Arbeit am Sonntag begann für die Profis des 1. FC Köln mit einer Videoanalyse im weißen Zelt am Trainingsplatz. Steffen Baumgart vermittelte seiner Mannschaft seine Erkenntnisse aus dem Spiel gegen den FC Bayern, das der FC am Samstag vor 6000 Zuschauern in Villingen-Schwenningen 3:2 (2:2) gewonnen hatte. Die Münchner waren mit einer Nachwuchsauswahl angetreten, in deren Abwehr zwar der Franzose Dayot Upamecano begann, der in diesem Sommer für 42,5 Millionen Euro aus Leipzig kam. Doch angesichts von 13 Münchner EM-Teilnehmern, die noch im Urlaub sind, musste Julian Nagelsmann in seinem ersten Spiel als Trainer des Rekordmeisters tüchtig improvisieren.

Sagenhaftes Talent auf dem Platz

Dennoch stand sagenhaftes Talent im Trikot der Bayern auf dem Platz. „Das soll jetzt nicht despektierlich klingen, aber wie die Kleinen das gelöst haben – das sieht schon geil aus“, urteilte Steffen Baumgart. Der 49-Jährige sprach von einem „sehr guten Vorbereitungsspiel“. Mit Aussagen zur Bedeutung des Gegners hielt er sich allerdings zurück – wissend allerdings, dass der FC Bayern in Bestbesetzung eher dazu neigt, einem Gegner wie dem FC Räume zu überlassen, so dass sich selbst deutliche Niederlagen gegen die Münchner oft anfühlen, als habe man eine Chance gehabt.

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Die bayrische Talentshow, die am Samstag im Schwarzwald gastierte, gab den Kölnern dagegen gar nichts, jedenfalls nicht freiwillig. Baumgart wird daher mit Freude gesehen haben, dass seine Offensive viele gute Momente hatte, obgleich dann die Wege nach hinten mühsam wurden. „Daran müssen sich die Jungs gewöhnen, das wird uns durchs Jahr begleiten“, erklärte Baumgart, dessen Spieler sich extrem früh auf ihre Gegner stürzen, was einen Unterschied bedeutet zur Defensiv-Ära unter Markus Gisdol und zum grundsätzlichen Trend im Fußball, sich mit drei Verteidigern vor einer Fünferkette in der eigenen Hälfte einzugraben.  Weil Baumgart zudem von seinen Spielern verlangt, in der eigenen Hälfte spielerische Lösungen zu suchen, ist der Kölner Ansatz nicht ganz ungefährlich. Das zeigte sich etwa beim Münchner 2:2, als Rafael Czichos in guter Position einen Spielzug einleiten wollte, jedoch der Münchner Überzahl in die Falle ging.

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Starker Auftritt von Jan Thielmann

An solche Gegentore werden sich die FC-Fans wohl vorerst gewöhnen müssen, ebenso an Fehlpässe aus der eigenen Abwehr, weil die Innenverteidiger angehalten sind, schon mit dem zweiten Kontakt zu passen. Doch bekennt sich Baumgart zum aktiven Fußball, er gewichtet die Aussichten stärker als das Risiko.  Wenn Köln dann tatsächlich schnell nach vorn kam, wurde es höchst ansehnlich. Das Münchner Tor aus der 6. Minute glich Jan Thielmann nach langem Alleingang aus, eine starke Nervenleistung des 19-Jährigen, der zu den auffälligsten FC-Spielern der bisherigen Vorbereitung zählt und nach bestandenem Abitur nun seiner ersten Saison als Vollprofi entgegensieht.

Dann trat Mark Uth auf. Nach einer knappen halben Stunde verarbeitete der Rückkehrer Thielmanns Flanke mit dem Rücken zum Tor per Außenrist zum 2:1, es war eine artistische Aktion, geboren aus der Not. „Ich konnte nur noch so an den Ball kommen“, beschrieb der Schütze. Uths zweiter Treffer geriet zwar weniger kurios, war jedoch ebenfalls eine Schwierigkeit: Kainz flankte von rechts, Uth versenkte mit einem Kopfball aus dem Lehrfilm. „Klar macht er beim ersten Tor eine gute Einlage. Aber sein zweites fand ich überragend“, sagte Baumgart: „Der Kopfball sieht relativ einfach aus. Aber den musst du erstmal so super setzen.“

„Froh, zu Hause zu sein“

Uth präsentiert sich nach einem schaurigen Jahr auf Schalke und seiner viel diskutierten Rückkehr nach Köln als der erhoffte Spieler, der aus Spielanteilen Chancen und aus Chancen Tore gestaltet; ein solcher Mann hat den Kölnern in der Vorsaison bitter gefehlt. „Das letzte Jahr war nicht so erfolgreich, aber jetzt bin ich froh, zu Hause zu sein“, sagt der Angreifer. Am Samstag spielte Uth hinter den Spitzen, allerdings fehlte da noch Ondrej Duda, der nach seinem EM-Einsatz mit der Slowakei erst seit dem Wochenende wieder im Training ist. Anthony Modeste und Sebastian Andersson trainieren zwar mit steigender Intensität, und es gibt durchaus Hoffnungen, dass beide Stürmer in der neuen Saison doch noch eine Rolle spielen könnten beim FC. Doch ist damit zu rechnen, dass Uth in vorderster Reihe gebraucht wird.

Uth selbst spielt lieber aus der Tiefe. „Hinter den Spitzen fühle ich mich am wohlsten, da kann ich zwischen den Linien schwimmen, aufdrehen oder zu den Jungs durchstecken. Es ist die beste Position für mich, denke ich. Aber ich muss abwarten, wo der Trainer mich sieht. Er hat es mir noch nicht gesagt“, teilte der 29-Jährige nach dem Spiel mit. Steffen Baumgart nahm das zur Kenntnis. „Schön!“, sagte der Trainer heiter: „Ich finde Wünsche von Spielern immer super, ich habe auch viele Wünsche. Nicht alle werden erfüllt. Ich kann mir Mark auch als zweite Spitze vorstellen. Da muss er dann viel anlaufen, das gefällt ihm nicht so gut. Aber da kriegen wir ihn auch noch hin.“

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