Wachablösung im FC-Tor?Warum viel für Schwäbe als Kölner Nummer eins spricht

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Kölns langjähriger Torhüter Timo Horn (l.), Neuzugang Marvin Schwäbe

Köln – Timo Horn und der 1. FC Köln –sie waren in den vergangenen Jahren untrennbar miteinander verbunden.  Dem gebürtigen Kölner, im Alter von neun Jahren vom SC Rondorf ans Geißbockheim gewechselt, gelang bei seinem Heimatklub die Traumkarriere, von der so viele Jungs träumen. Jugend beim FC, mit gerade einmal 19 Jahren der Aufstieg zum Stammtorhüter bei den Profis, viele Jahre von den Fans verehrt. Es passte einfach für beide Seiten. Als Horn im Frühjahr 2018 im Angesicht des praktisch besiegelten Bundesliga-Abstiegs zum bisher letzten Mal seinen Vertrag (bis 2023) verlängert hatte, war sogar von „Liebe kennt keine Liga“ die Rede.

Der Keeper hat beim FC fast alles erlebt, er musste zudem vieles ertragen. Anfeindungen im Netz nach Fehlern, Raunen von den Rängen, wenn er im Spiel nur am Ball war. Der FC und sein Umfeld machten es Horn nicht immer einfach, umgekehrt war es wohl auch so.

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Aber er blieb all die Jahre, genau genommen seit der Saison 2012/13, die Konstante, der Unangefochtene im Kölner Tor. 200 Bundesliga-, 98 Zweitliga-, 21 DFB-Pokal-, sechs Europa-League- und zwei Relegationsspiele hat er bisher für den FC zwischen den Pfosten gestanden. Das sind durchaus beeindruckende Zahlen. Zwar hatte der Klub in der vergangenen Saison mit Ron-Robert Zieler einen Weltmeister (als Leihspieler) verpflichtet, noch dazu ebenfalls einen Kölner, doch selbst da waren die Fronten klar verteilt: Horn die klare Nummer eins, Zieler der Ersatz. Horn war der gesetzte Stammtorwart – auch wenn er einige Schwächephasen hatte und oft kritisch beäugt wurde. Einen echten Herausforderer hatte der 28-Jährige nie. Das würde wohl selbst Thomas Kessler so sehen, der heutige Lizenzspielerchef, der jahrelang Horns Stellvertreter war.

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Neue Gesichter beim FC

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Michael Rudolph (v.l.), Philipp Türoff, Vizepräsident Carsten Wettich

Zwei neue Gesichter beim 1. FC Köln: Der kaufmännischer Geschäftsführer Philipp Türoff (45, M.) hatte am Montag  seinen ersten Tag am Geißbockheim und schaute sich an der Seite des neuen Medien- und Kommunikationsdirektors Michael Rudolph (45, l.) das Training der Profis an. Vizepräsident Carsten Wettich hatte zuvor beide begrüßt.

Auf dem Platz meldete sich der beim Start noch fehlende Mark Uth zurück. Die erkrankten Sebastian Andersson und Kingsley Schindler fehlten weiterhin. Für die Partie am Sonntag bei Hertha dürfte es eng werden.

Sava Cestic (20), der zuletzt bei den Profis chancenlose Innenverteidiger, darf trotz des Weggangs von Abwehrchef Rafael Czichos wechseln. „Wir sind immer noch überzeugt, dass es für Sava besser wäre, wenn er sich verändert“, so Lizenzspielerleiter Thomas Kessler. (LW)

Doch in dieser Saison ist erstmals etwas anders. Marvin Schwäbe, der mit der Referenz als Stammtorhüter des dänischen Meisters Bröndby Kopenhagen nach Köln kam und einen Vertrag bis Juni 2024 unterschrieb, schickt sich an, Horn im Tor abzulösen.

Zu Saisonbeginn schien erst einiges seinen gewohnten Lauf zu gehen. Allerdings nur beim flüchtigen Blick. Auch der neue Trainer Steffen Baumgart hatte sich auf Horn als Stammtorhüter festgelegt. Der Unterschied: Jedenfalls in der Bundesliga. Es war abgemacht, dass sich Schwäbe im Pokal beweisen durfte. Und da war noch etwas Weiteres anders: Der 26-Jährige kam mit dem Anspruch, ein echter Herausforderer von Horn zu sein. Und das ist er auch. Horn legte dann allerdings ein solides erstes Bundesliga-Drittel hin. Er zeigte sich verbessert und stabil in seinen Leistungen – möglicherweise auch dank des neuen Torwarttrainers Uwe Gospodarek und der neuen Konkurrenz durch Schwäbe.

Horns Verletzungspech

Doch dann verletzte sich der Kölner beim 1:1 gegen Mainz am 21. November. Und dies  in seinem Jubiläumsspiel, dem 200. Bundesliga-Einsatz für den FC. Der Mainzer Karim Onisiwo hatte ihn kurz vor der Pause gefoult. Zwar konnte Horn die Partie noch zu Ende spielen, doch nach einer Untersuchung in der Mediaparkklinik stand das Hinrunden-Aus fest. In der Vereinsdoku 24/7 sprach Horn über die Hoffnung, die Nummer eins zu bleiben. „Ich hatte gedacht, dass das Knie nur überdehnt ist. Am nächsten Tag wurde es aber schlechter.“ Mit einem MRT habe man eigentlich sicher gehen wollen. Dann der Rückschlag: Das Außenband im linken Knie war „ordentlich eingerissen“.

Schwäbe rückte nach. Und machte seine Sache in den folgenden Spielen gut. Der Sommer-Neuzugang kassierte in seinen sieben Pflichtspiel-Einsätzen sieben Gegentore, Horn 21 in zwölf Partien. Vor allem im Passspiel hat Schwäbe, dessen Quote bei 90,1 Prozent, Vorteile gegenüber Horn (77,64). „Für mich war es eine gute Chance“, sagte Schwäbe. Der Hesse machte keinen Hehl daraus, dass er nun die Nummer eins bleiben wolle. „Am Ende liegt es am Trainer zu entscheiden, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Ich bin gespannt.“ Bereits nach dem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart, das erste Spiel der Saison ohne Gegentor, hatte Schwäbe erklärt, er wolle „natürlich“ auch im neuen Jahr im Tor bleiben.

Baumgarts Entscheidung steht

Baumgart will die Torwartfrage bis Ende der Woche klären. Muss er auch, denn am Sonntag (15.30 Uhr) startet der FC bei Hertha BSC in die Rückrunde. Baumgart habe die  Entscheidung bereits gefällt, die wolle er aber zunächst mit beiden Torhütern besprechen. Der Coach weiß um die Brisanz.  Doch der Trainer klang nicht so, als sähe er einen wirklichen Grund, Schwäbe wieder aus dem Tor zu nehmen. „Marvin hat sehr gute Leistungen gebracht und ist voll im Training.“ Horn habe in seiner Auszeit athletisch nichts verloren, habe gut aufgeholt, sei aber acht Wochen gar nicht im Torwarttraining gewesen. „Er fängt jetzt erst wieder damit an.“

Auch wenn sich Baumgart öffentlich noch nicht festgelegt hat, so klingt doch durch: Vorteil Schwäbe.

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