KommentarUmgang mit Czichos ehrt den FC – und birgt ein Risiko

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Arbeiteten nicht lange, aber intensiv miteinander: Rafael Czichos (l.), FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Der Blitzwechsel des erfahrenen Kölner Abwehrchefs und Vizekapitäns Rafael Czichos kam für viele überraschend und mag für einige FC-Fans so kurz vor Beginn der Rückrunde kaum nachvollziehbar sein. Doch lässt er sich erklären. Und er birgt ein Risiko.

Kurz nach Weihnachten informierte der Verteidiger die Vereinsführung und äußerte den konkreten Wunsch, den Verein direkt in Richtung Chicago zu verlassen. Dass Czichos mit dem Gedanken spielte, seine Karriere in seinem Traumland USA fortzusetzen und möglicherweise zu beenden, war gemeinhin bekannt. Doch jetzt wurden aus den Gerüchten Fakten – und der FC stimmte dem Wechsel zu.

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Eine untergeordnete Rolle dabei spielte, dass der stark von der Pandemie betroffene Klub rund 1,2 Millionen Euro mehr auf der hohen Kante haben wird, die er an Gehalt spart und an Ablöse kassiert. Zudem lief der Vertrag des Routiniers im Sommer aus, er wäre wohl nur um ein weiteres Jahr verlängert worden.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Entscheidend war, dass der FC dem Routinier den großen Lebenstraum nicht verbauen wollte. Czichos sieht das Dreijahres-Angebot aus Chicago als einmalige Chance. Auch Trainer Steffen Baumgart, der stets eine hohe Meinung von seinem Führungsspieler hatte und ihn öffentlich gegen Kritik verteidigte, gab seine Zustimmung. Das ehrt den FC erst einmal.

Czichos' Wort hatte Gewicht

Oder ist es fahrlässig? Denn der Klub geht mit der Zustimmung zum Wechsel und der Ankündigung, vorerst nicht auf dem Transfermarkt tätig zu werden, zumindest ein größeres Risiko ein. Zwar war Czichos sportlich nicht immer unumstritten, aber der 31-Jährige galt als Führungsspieler, dessen Wort in der Öffentlichkeit genauso wie in der Kabine Gewicht hatte. Nicht umsonst gehörte Czichos dem Mannschaftsrat an. Es gibt beim FC nicht viele Spieler, die auch einmal laut werden können. Czichos zählte dazu.

Der Routinier war zudem neben Jannes Horn der einzige Linksfuß in der FC-Defensive. Die sportliche Führung traut den verbliebenen Innenverteidigern Luca Kilian, Timo Hübers und mit Abstrichen auch Jorge Meré zu, den Abgang zu kompensieren. Kilian und Hübers konnten bereits überzeugen, doch insbesondere Hübers wurde wiederholt von Verletzungen gestoppt.

So ist es möglich, dass der 1. FC Köln doch noch auf dem Transfermarkt nachlegt. Intern soll das jedenfalls kontrovers diskutiert werden.

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