Kölner Retter in der NotSchwäbe und Skhiri zeigen ihren Wert für den FC

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Torhüter Marvin Schwäbe wird nach dem Elfmeterschießen von den Teamkollegen Salih Özcan (r.) und Florian Kainz beglückwünscht.

Köln/Jena – Marvin Schwäbe strahlte über das ganze Gesicht. Der Torwart des 1. FC Köln stand nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen im Pokal beim Viertligisten Carl Zeiss Jena mitten in der Kölner Jubeltraube und holte sich die Glückwunsche von den Teamkollegen ab. Denn diese wussten, bei wem sie sich vor allem für das Weiterkommen nach über weite Strecken indiskutabler Leistung zu bedanken hatten.

„Das war ein super schöner Tag. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich heute mein erstes Spiel für den FC gemacht habe und wir weitergekommen sind“, sagte der Neuzugang, der im Elfmeterschießen zum  Kölner Pokalhelden geworden war. Nach für ihn fehlerfreien, aber eher undankbaren 120 Minuten inklusive Verlängerung, in der sich der 26-Jährige kaum auszeichnen konnte und bereits in der fünften Minuten durch ein Tor von Maximilian Wolfram geschlagen war, schlug im Elfmeterschießen seine große Stunde. Der Hesse parierte die ersten beiden Versuche von Oesterhelweg und Bürger, tauchte zweimal gekonnt in die rechte untere Ecke ab. Das war nicht nur Antizipations-Glück, sondern auch Können. 

„Marvin hat zwei Elfer gehalten, die nicht schlecht geschossen waren und die man dementsprechend nur schwer parieren kann“, lobte der neue Kölner Cheftrainer Steffen Baumgart seinen Keeper, für den es ebenfalls das Pflichtspieldebüt beim FC war.

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Der Coach hatte Neuzugang Schwäbe, der ablösefrei vom dänischen Meister Bröndby ans Geißbockheim gewechselt war, zum Pokal-Torhüter befördert. In der Bundesliga vertraut der Trainer weiterhin seiner Nummer eins, Timo Horn. Aber Schwäbe, das zeigten die ersten Wochen bereits, hat das Potenzial und taugt zum  echten Herausforderer des langjährigen  Stammtorhüters. Der 26-Jährige legte mit seinen Paraden den Grundstein zum Sieg des FC, der erst im Elfmeterschießen wie ein klarer Favorit auftrat und überzeugte. Alle vier Kölner, die  antraten (Tim Lemperle, Louis Schaub, Jan Thielmann, Ondrej Duda), verwandelten sehr sicher.

Youngster Lemperle und Thielmann übernehmen Verantwortung

Bemerkenswert war, dass sich mit Lemperle und Thielmann zwei 19-Jährige der Verantwortung stellten. Im Elfmeterschießen gehe es nicht ums Alter, sondern um Selbstvertrauen und Mut, sagte Baumgart: „Die jungen Spieler haben klar gesagt, dass sie schießen wollen. Sie haben sich das zugetraut. Davor ziehen wir den Hut. Ich fand’s gut, dass die Jungs rangegangen sind, sie haben das sehr souverän gemacht. Das hat man schon vorher im Training gesehen.“

Doch damit sind die positiven Aspekte des Tages praktisch auserzählt. Baumgart attestierte seiner Mannschaft zwar eine ordentliche Leistung, doch das hatte mehr von Selbstschutz. Der FC hatte vielmehr sich und seine Fans mit einem erschreckend schwachen Auftritt gequält und verhinderte nur knapp die Blamage. Den Kölnern fehlten Tempo, Präzision, Ideen und lange Zeit auch die richtige Einstellung zu einem Pokalfight bei einem limitierten, aber aufopferungsvoll kämpfenden 16. der Regionalliga Nordost.  „Wir haben uns wirklich schwergetan und zu selten die richtigen Räume gefunden. Hinten raus wurde es dann besser. Die Beine des Gegners wurden schwerer und die Räume vorne waren da“, sagte Kapitän Jonas Hector.

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Ellyes Skhiri traf nur eine Minute nach seiner Einwechslung zum 1:1 in Jena.

Im zweiten Durchgang wurde der FC zwar endlich drückender und überlegener, doch es dauerte bis zur 69. Minute, in der der  soeben  eingewechselte Ellyes Skhiri mit seiner ersten Aktion per Flachschuss das 1:1 erzielte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger auf der Sechser-Position, Salih Özcan, verlieh der Tunesier seiner Mannschaft Linie und Durchschlagskraft.

Skhiris Zukunft ist immer noch ungewiss

Im ersten Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Hertha BSC (17.30 Uhr) dürfte der 26-Jährige wieder in der Startelf stehen. Die entscheidende Frage ist nur, wie oft dies überhaupt noch der Fall sein könnte. „Bei Ellyes ist die Situation so, dass wir immer noch nicht zu 100 Prozent wissen, wo sein Weg hinführt – auch, wenn wir erst mal davon ausgehen, dass er hier bleibt“, sagte Baumgart und begründete, warum er sich in Jena für Özcan entschieden hatte: „Ich finde, dass Salih in der Vorbereitung sehr gute Spiele gemacht hat.“ Özcan war zudem 14 Tage länger im FC-Training als Skhiri, der noch auf Länderspielreise war.

In der nächsten Länderspielpause, in der Skhiri am 6. September mit Tunesien in der WM-Qualifikation Sambia empfängt, könnte der Mittelfeldspieler möglicherweise schon bei einem anderen Klub unter Vertrag stehen. Das Transferfenster schließt am 31. August. Und bis dahin ist noch vieles möglich. Der FC muss abwägen, inwieweit er nicht doch auf eine Ablöse im Bereich von über 15 Millionen Euro angewiesen ist. Zum einen, weil er zur Konsolidierung gezwungen ist, zum anderen, weil er noch größeren Handlungsbedarf auf anderen Positionen hat.

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