FC-Präsident Wolf„Kräfte bündeln, ruhig bleiben, alles geben"

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FC-Präsident Werner Wolf: „Wollten Mannschaft neuen Impuls geben."

Köln – Hinter dem 1. FC Köln liegen wieder einmal aufwühlende Tage. Die in der Entstehung dramatische 2:3-Niederlage gegen Mainz 05 hatte Konsequenzen nach sich gezogen. Im Abstiegskampf, in dem sich die Lage für die Kölner nach dem Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz der Bundesliga noch einmal zuspitzte. Auf der Trainerbank, denn Markus Gisdol und sein Assistent Frank Kaspari wurden nach dem als Endspiel ausgerufenen Duell gegen den direkten Konkurrenten freigestellt und von Interimstrainer Friedhelm Funkel ersetzt. Der steht jetzt vor der heiklen Mission, den FC vor dem siebten Abstieg in der Vereinsgeschichte zu retten. Und unüberhörbar wird im Umfeld des Klubs die Kritik an den Verantwortlichen immer lauter.

Zu der Freistellung von Gisdol, der eine hohe sechsstellige Abfindung erhalten haben soll, und der Amtsübernahme von Funkel hatte sich der Vorstand zuerst nicht geäußert. Das überließ er den im operativen Geschäft handelnden Personen, in dem Fall Horst Heldt, dem Geschäftsführer Sport.

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußerte sich Präsident Werner Wolf dann doch. „Wir haben die Entscheidung für Friedhelm Funkel getroffen, um der Mannschaft für die entscheidende Phase der Saison einen neuen Impuls zu geben. Denn obwohl die Auftritte der Mannschaft zuletzt Hoffnung gemacht haben, fehlten die Ergebnisse“, erklärte Wolf. Vor dem FC lägen nun sechs wichtige Spiele, Friedhelm Funkel sei mit solchen Situationen vertraut. Wolf weiter: „Wir sind überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt schaffen können. Dafür bündeln wir hier beim FC alle Kräfte. Ruhe und Geschlossenheit sind in dieser Phase entscheidend. Wir sind mit Horst Heldt und Friedhelm Funkel kontinuierlich im Austausch – gemeinsam mit unserer Mannschaft und unseren Fans gilt es in den nächsten Wochen alles dafür zu geben, um in der Liga zu bleiben.“

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Am Geißbockheim wird der Wind rauer

Doch während das prall gefüllte Phrasenschwein zu platzen droht, ist das Kölner Punktekonto sehr mager. Und der Wind am Geißbockheim wird zunehmend rauer. Die 2:3-Pleite gegen Mainz war erst wenige Stunden alt und die Entlassung von Gisdol noch gar nicht offiziell verkündet, da brachten einige Fans vor der Geschäftsstelle ein unmissverständliches Plakat an. „W(h)orst-Case ist da“ stand auf diesem, also eine Mischung aus „Worst Case“ (dem schlimmstmöglichen Fall) und einer Verballhornung des Namens Horst Heldt. Das Transparent war dann am Montagmorgen zwar verschwunden, doch dafür entrollten Vertreter des FC-Fanklubs „Hätzbloot Vürjebirch“ eine große rote Plane mit einer Botschaft, die sich nicht nur gegen Heldt richtetet: „FC spürbar planlos – Vorstand und Sportliche Leitung raus!“  Ein Mitarbeiter der Geschäftsstelle ließ es vorerst hängen, freie Meinungsäußerung.

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Auch Heldt, der nach den turbulenten Ereignissen und der Trennung von Gisdol mitgenommen wirkte, wählte einen ähnlichen Umgang. „Das gehört dazu, dass man in der Kritik steht. Dem stelle ich mich, damit muss man lernen umzugehen.“ Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand finde statt, so Heldt: „Wir tauschen uns sehr intensiv aus, da finden keine Kaffeekränzchen statt. Es wird upgedatet, aber auch diskutiert. Da können Sie sich sicher sein, dass wir die jeweiligen Aufgaben richtig interpretieren.“

Mitte März hatte sich das Präsidium im FC-Newsletter „Post vom Vorstand“ noch demonstrativ hinter Horst Heldt gestellt und dem Manager das Vertrauen ausgesprochen („Wir stehen hinter ihm und seinen Einschätzungen“). Ende März verwies es dann in Interviews auf die laufenden Verträge beider Geschäftsführer Heldt und Alexander Wehrle und deren Erfüllung („Sie haben laufende Verträge. Wir gehen davon aus, dass sie erfüllt werden“). Doch zu den Transparenten und der jüngsten Kritik an Heldt wollte Wolf keine Stellung beziehen. Jedenfalls wurden diesbezügliche schriftliche Anfragen dieser Zeitung nicht beantwortet. Wurde die Situation also neu bewertet?

Die Ruhe und Geschlossenheit, die sich die Vereinsführung beim FC so sehnlich wünscht, war in den vergangenen Monaten indes nicht zu vernehmen. Die Wogen werden sich wohl nur dann etwas glätten können, wenn Friedhelm Funkel  das gelingt, was einige schon nicht mehr für möglich halten: den Klassenerhalt. Der erfahrene Coach versucht, den Spielern den Glauben zu vermitteln, Spiele gewinnen zu können. Doch auf für ihn ist es ein Wettlauf im Kampf gegen die Zeit.

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