Vor Duell mit LeipzigRetter Funkel gibt Prognose ab – und prophezeit, wo der FC am Ende landet

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Friedhelm Funkel (r.) ist mit seinem FC-Nachfolger Steffen Baumgart zu Gast beim Talk „Loss mer schwade" im Haus Unkelbach in Köln.

Immer ein gern gesehener Gast in Köln: Friedhelm Funkel (r.) mit seinem FC-Nachfolger Steffen Baumgart beim Talk „Loss mer schwade" im Haus Unkelbach

Kölns Retter-Trainer Friedhelm Funkel traut dem FC sowohl im Derby, als auch in der restlichen Bundesliga-Saison einiges zu.

Den bis dato letzten Sieg über RB Leipzig erspielte sich der 1. FC Köln am 20. April 2021. Es war ein im fast schon aussichtslosen Abstiegskampf wichtiger 2:1-Erfolg, dem eine Kölner Not-Elf durch zwei Tore des nach der Pause als Stürmer eingesetzten Jonas Hector gelungen war. Und der am Ende die Basis für den Klassenerhalt sein sollte. Trainer des FC damals: Friedhelm Funkel.

Natürlich verfolgt der 69-Jährige immer noch ganz genau den Klub, für den er zweimal als Coach tätig war. Davon macht der Neusser, der alleine als Trainer 903 Mal eine Mannschaft überwiegend in der Bundesliga betreute, am Samstag (15.30 Uhr) keine Ausnahme, wenn der FC erneut Leipzig empfängt. Auch gegen die seit 17 Pflichtspielen ungeschlagenen Sachsen sieht Funkel die Kölner keinesfalls chancenlos.

Ich erwarte ein attraktives, spannendes Spiel, in dem der FC sicherlich auch gegen dieses Top-Team wieder mutig agieren wird.
Friedhelm Funkel

„Ich erwarte ein attraktives, spannendes Spiel, in dem der FC sicherlich auch gegen dieses Top-Team wieder mutig agieren wird. Trainer Steffen Baumgart hat heute etwas andere Voraussetzungen als ich damals. Ich hatte damals gegen Leipzig ja nicht mal mehr einen etatmäßigen Stürmer zur Verfügung. Aber Steffen und seine Mannschaft machen es auch in dieser Saison wieder wirklich extrem gut“, lobt Funkel im Gespräch mit dieser Zeitung seinen Nachfolger, dessen Team durch die zusätzliche Belastung Europapokal und zahlreiche Verletzte im Spätherbst doch merklich die Kraft ausgegangen war.

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„Der FC war die Mannschaft, die von allen Teams die WM-Pause am meisten gebraucht hat. Und deshalb war mir fast klar, dass sie mit aufgefüllten Tanks und wieder mehr Spielern an Bord im neuen Jahr wieder aufdrehen wird. Die Spielweise verlangt Power und Frische, die hat die Mannschaft nun wieder“, meint Funkel.

Friedhelm Funkel über Baumgart: „Steffen hat alles im Griff“

Das schlug sich auch in den Ergebnissen nieder. Fünf Punkte aus drei Spielen hat der FC bisher im neuen Jahr geholt und hatte dabei die Bayern beim 1:1 in München am Rande einer Niederlage. Funkel weiß auch, dass der FC in den kommenden beiden Heimspielen gegen Leipzig und Frankfurt nicht der Favorit ist und am Ende auch zwei Niederlagen stehen könnten.

Doch unabhängig vom Ausgang dieser Partien ist der Bundesliga-Altmeister fest davon überzeugt, dass der FC nicht mehr unten reingerät und ernsthaft um den Klassenerhalt bangen muss: „Nein, um den FC muss man sich keine Sorgen machen. Die Mannschaft ist zu gefestigt, Steffen hat alles im Griff und eine echte Einheit geformt. Der FC kann sich rein auf die Bundesliga konzentrieren. Zudem sehe ich andere Mannschaften nicht so konstant und schlechter besetzt als den FC.“

Der Coach rechnet vielmehr damit, dass auch Hoffenheim („Trotz ihres vermeintlich guten Kaders droht ihnen ein Negativlauf“) und Augsburg („Ich frage mich, warum man in der Winterpause gleich sieben Spieler holt – dann kann ja vorher etwas nicht gestimmt haben“) neben Stuttgart, Bochum und Hertha um die Klasse zittern müssen. Während Funkel seinem Ex-Klub Hertha trotz der Tumulte zuletzt noch ernsthaft Chancen im Abstiegskampf einräumt („Die Mannschaft ist qualitativ nicht so schlecht“), sieht Funkel diese bei Schalke nicht mehr: „So bitter das für diesen Traditionsverein und seine vielen Fans auch ist, glaube ich bei Schalke nicht mehr an die Rettung.“ Und ob den Königsblauen dann erneut der direkte Wiederaufstieg gelinge, dies sei zumindest fraglich.

Funkels Saisonprognose für die Kölner ist weitaus freundlicher. „Der FC wird am Ende irgendwo zwischen Platz neun und zwölf landen. Und das wäre wieder eine Riesen-Leistung. Keiner kann erwarten, dass sich der FC, der ja finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, nun in jeder Saison für den Europapokal qualifiziert.“

„Hector hält weiter locker das Niveau“

Doch er sieht den Klub wieder deutlich stabiler aufgestellt. Es werde auch vorausschauend gedacht und dies dann klug umgesetzt. Als Beispiel führt Funkel den Transfer von Linksverteidiger Leart Paqarada an, der zur kommenden Saison ablösefrei von St. Pauli ans Geißbockheim wechselt. Auch in der 2. Liga gebe es hervorragende Spieler, dies sehe man beim FC an Linton Maina oder bald an Paqarada: „Mit ihm hat man da einen starken Spieler in der Hinterhand, sollte Jonas Hector im Sommer wirklich seine Karriere beenden.“ Hectors Laufbahnende wäre aber jammerschade, findet Funkel, denn der Kapitän habe nicht nur großen sportlichen Wert, sondern sei auch teamintern hoch angesehen. „Für mich war er in der kurzen Zeit ein wichtiger Spieler und Ansprechpartner. Er könnte noch locker zwei weitere Jahre auf dem Niveau spielen.“

Funkel beendet Karriere noch nicht

Die Trainer-Station beim 1 FC Köln war für den Rheinländer auch die bis dato letzte, seit der Rettung in der Relegation Ende Mai 2021 übernahm er keinen Klub mehr. Trotz mehrerer Anfragen. Aber die hätten eben nicht gepasst, so Funkel. Doch der Bundesliga-Veteran könnte auch noch mal schwach werden: „Ich genieße jetzt zwar mein Leben, aber ich schließe auch nichts aus – dafür fühle ich mich zu fit und dafür waren die acht Wochen beim FC einfach zu überragend.“

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