Sieben auf einen StreichHeldts Trainersuche für Köln auf der Zielgeraden

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Stöger (v. l.), Schmid und Bade am 2. Dezember 2017 vor dem FC-Spiel bei Schalke. Danach wurde Stöger entlassen. 

Köln – Anfang Mai ist weder bekannt, in welcher Liga der 1. FC Köln in der kommenden Saison antreten wird. Noch ist gewiss, welcher Trainer dann auf der Bank sitzen soll. Doch zumindest in der Trainer-Personalie  forcieren die Verantwortlichen nun das Tempo. In den Tagen rund um den letzten Bundesligaspieltag am 22. Mai will der Klub den neuen Übungsleiter präsentieren. Das erfuhr diese Zeitung aus Vereinskreisen.

Der Vorstand hat Geschäftsführer Horst Heldt damit beauftragt, einen Chefcoach zu suchen. Alles andere wäre auch als Alarmsignal für Heldt zu werten, zählt die Planung der kommenden Spielzeit doch zu den Kernkompetenzen des 51-Jährigen, dessen Vertrag beim 1. FC Köln noch bis 2023 geschlossen ist.

Allerdings ist Heldt in Köln längst nicht mehr unumstritten. Der Sportchef will die Trainer-Suche auch dazu nutzen, seine Position zu stärken. Sieben Namen von Trainer-Kandidaten stehen offenbar derzeit auf seiner Liste. Am Ende werden die Geschäftsführer Heldt und Alexander Wehrle dem Gemeinsamen Ausschuss, dem auch der Vorstand angehört, einen Vorschlag unterbreiten. Sollte Heldt nicht auf Zustimmung treffen, müsste er die Konsequenzen ziehen.

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Klares Anforderungsprofil

Das Trainerprofil ist klar umrissen. Der FC rechnet sich nach zwei Siegen in Folge unter Interimstrainer Friedhelm Funkel zwar wieder gute Chancen auf den Klassenerhalt aus, doch im Falle des Abstiegs würde vom neuen Mann auf der Bank die sofortige Rückkehr in die Erste Liga gefordert. Erfahrung mit Aufstiegen wäre also hilfreich. In den Zielen des Vorstands ist zudem klar formuliert, dass pro Jahr mindestens ein Spieler aus dem Nachwuchs den Sprung zu den Profis schaffen muss. Funkels Nachfolger müsste also auch dafür stehen, Talente einzubauen.

Zudem sollte er in der Lage sein, mit Medien und  der Öffentlichkeit allgemein umgehen zu können. Funkels Vorgänger Markus Gisdol legte darauf keinen besonderen Wert, das erwies sich als Bumerang, zumal im Verein wenig Lobbyarbeit zu Gisdols Gunsten betrieben wurde. Auch daher hatte der Trainer von Beginn an einen schwierigen Stand in der Öffentlichkeit.  Günstig wäre es daher auch, wenn der neue Mann deutschsprachig wäre. Eine weitere Bedingung wäre, dass der neue Cheftrainer das bisherige Trainerteam weitgehend übernähme, dessen Mitglieder teilweise noch langfristige Verträge haben.

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Viele dieser Eigenschaften vereinigt Peter Stöger (55) auf sich, dem mit dem FC im Jahr 2014 der Aufstieg in die Bundesliga gelang. Heldts und Wehrles Gespräch mit dem früheren Kölner Trainer am Sonntag wurden rasch öffentlich. Das mochte überraschen, doch ist Offenheit im vorliegenden Fall nicht weiter schädlich. Schließlich ist bekannt, dass Funkel nach der Saison in den Ruhestand zurückkehrt. Zudem steht fest, dass Stöger seinen Heimatklub Austria Wien, für den er derzeit als Sportvorstand und Cheftrainer in Personalunion arbeitet, nach dem Saisonende verlässt. Sein Vertrag läuft aus.

In den Gesprächen mit Heldt und Wehrle soll Stöger neben seiner grundsätzlichen Bereitschaft hinterlegt haben, dass ihn im Falle einer Rückkehr ans Geißbockheim Alexander Bade begleiten soll. Der ehemalige Keeper und langjährige Torwarttrainer des FC gilt seit gemeinsamen Kölner Zeiten als Vertrauter von Stöger. Aktuell ist der 50-Jährige Torwarttrainer bei Austria. Sein Vertrag läuft ebenso aus. Die Wiener würden Bade gerne noch halten und haben ihm ein Angebot als Manager vorgelegt. Doch der Traditionsklub ist finanziell schwer angeschlagen. Zwar hat der FC mit Andreas Menger bereits einen Torwarttrainer, dessen Kontrakt unlängst erst bis Juni 2022 verlängert worden war. Doch eine Lösung könnte sein, Bade als zweiten Co-Trainer neben André Pawlak zu verpflichten oder als Sportkoordinator, was er bereits in der Saison 2019/20 bei Austria war. Stögers früherer Assistent Manfred Schmid arbeitet noch immer für den FC als Entwicklungscoach.

Die Kölner Gespräche mit Peter Stöger mögen die sein, von denen am meisten durchgesickert ist. Doch sind sie nicht die einzigen. Verbürgt ist, dass Heldt bereits Kontakt zu Thorsten Fink (53) aufgenommen hatte, der bis September 2020 Trainer von Vissel Kobe in Japan war. Der frühere Bayern-Profi hatte seine Bereitschaft unabhängig der Ligazugehörigkeit signalisiert, hat aber offenbar nur noch Außenseiterchancen. Ebenfalls gesprochen hat der FC mit Steffen Baumgart (49), der seinen auslaufenden Vertrag beim SC Paderborn nicht verlängert. Der frühere Stürmer soll auch  beim  Hamburger SV und bei Hannover 96 im Gespräch sein.

Zudem steht auf der Kölner Liste nach Informationen dieser Zeitung der Name eines jungen Trainers, der im DFB-Pokalendspiel  noch auf seinen ersten Titel hofft: BVB-Trainer Edin Terzic. Mit dem 38-Jährigen haben die Dortmunder zwar klar besprochen, dass er in der neuen Saison hinter  Marco Rose wieder ins zweite Glied rücken soll, doch unumstößlich ist das offenbar nicht mehr. Wenn Terzic auf die BVB-Bosse zukäme, um mit ihnen über einen möglichen Wechsel zu sprechen, „würden wir uns dem nicht verwehren“, sagt Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. Und offenbar hat Terzic die Begehrlichkeiten mehrerer Klubs geweckt. Der VfL Wolfsburg im Falle eines Abgangs von Oliver Glasner oder Werder Bremen sollen ebenfalls zu den Interessenten zählen.

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