Umstrittener Chef des FC-MitgliederratsStefan Müller-Römers Weg zur Macht

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Stefan Müller-Römer

  • Stefan Müller-Römer, Chef des Mitgliederrats, hat in den letzten Jahren für viel Wirbel beim 1. FC Köln gesorgt.
  • Der Anwalt nahm seine Aufgabe als Kontrolleur des Vorstands ernst, hinterfragte vieles, machte es den handelnden Personen nie leicht.
  • Doch mit seinen jüngsten Äußerungen könnte es Müller-Römer zu weit getrieben haben.

Köln – Der Abend des 18. November 2013 veränderte vieles. Während der Versammlung des 1. FC Köln in der Lanxess-Arena wählten die anwesenden Mitglieder erstmals einen Mitgliederrat. Es gab zwar schon vorher ein vergleichbares Gremium, das bestand allerdings noch aus Vertretern des früheren Verwaltungsrates sowie des ehemaligen Vereinsbeirates. „Ich verhehle nicht, dass ich da bei einigen Leuten den Eindruck gewonnen habe, sie seien auf Spaltung aus. Deshalb bin ich froh, wenn jetzt Kandidaten gewählt werden, die dem FC helfen wollen. Auch mit einer konstruktiv-kritischen Haltung zum Vorstand übrigens, Ja-Sager brauchen wir nicht“, sagte vor der Veranstaltung der damalige FC-Präsident Werner Spinner.

Der neue Mitgliederrat wurde mit der im Dezember 2012 verabschiedeten Satzungsänderung eingeführt. Er sollte möglichem Sonnenkönigtum des Vorstands vorbeugen und sein Kontrollgremium sein. Doch schon die erstmals abgehaltene Wahl verlief nicht so, wie es sich die Verantwortlichen des Klubs vorgestellt hatten. Sechs Kandidaten hatte der Vorstand ins Rennen geschickt, vier fielen durch. Nur der ehemalige Rewe-Vorstand Josef Sanktjohanser und Sigrun Schilling schafften den Sprung.  Langjährige Gremiums-Mitglieder wie Kölns Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma, Christof Schlömer, zuvor Vorsitzender des Mitgliederbeirats, und der einstige FC-Vizepräsident Klaus Dieter Leister wurden nicht gewählt.

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Zwölf Kandidaten übersprangen die 50-Prozent-Zustimmungshürde und bildeten fortan den neuen Mitgliederrat. Darunter auch der aktuelle Vizepräsident, Rechtsanwalt Carsten Wettich, und sechs Mitglieder, die heute noch dem Gremium angehören: Anwalt Christian Hoheisel, Bankkaufmann Frank Leifer, IT-Berater Fabian Schwab, Spediteur Fritz Guckuk, Stadionsprecher Michael Trippel – und Stefan Müller-Römer, der vom neuen Gremium zu seinem Vorsitzenden gewählt wurde.

Gründer der Oppositionsgruppe „FC-reloaded“

Müller-Römer war im Verein kein Unbekannter. 2003 hatte der Medienrechtsanwalt aus dem Agnesviertel verhindert, dass der CDU-Politiker Rolf Bietmann in den Verwaltungsrat einzog, 2010 erzwang der Jurist eine Neuauszählung der Entlastungsfrage, die der Anfang vom Ende der Ära Wolfgang Overaths als FC-Präsident werden sollte. Als Gründer der Oppositionsgruppe „FC-reloaded“ hatte er immer wieder Druck auf Overath und Co. ausgeübt. Nach dessen Abgang war Müller-Römer allerdings auch maßgeblich an der Gestaltung der neuen Satzung beteiligt.

Doch nach dieser Wahl im Herbst 2013  war Müller-Römer selbst im Zentrum der Macht angekommen. Denn der Mitgliederrat überwacht als Bindeglied zwischen Mitgliedschaft und Vorstand nicht nur dessen Geschäftsführung und berät diesen, sondern ihm kommt auch alle drei Jahre die Aufgabe zu, den Mitgliedern einen Wahlvorschlag für den Vorstand zu unterbreiten. Und der Vorsitzende und Stellvertreter greifen auch ins operative Geschäft ein: Sie haben Sitz und Stimme im  Gemeinsamen Ausschuss des FC, der „Maßnahmen und Geschäften von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung“ auf Ebene der 1. FC Köln GmbH  Co. KGaA zustimmen muss, die von zwei Geschäftsführern geführt wird. Dies sind Alexander Wehrle und Horst Heldt.

Keine Zusammenarbeit mit Schumacher und Ritterbach möglich

Müller-Römer nahm seine Aufgabe als Kontrolleur des Vorstands ernst, hinterfragte vieles, machte es den handelnden Personen nie leicht. Doch irgendwann überspannte er den Bogen. Er eckte nicht nur an, sondern brachte während seiner sechsmonatigen Amtszeit als Interims-Vorstand nach dem Rücktritt von Werner Spinner mit seiner schroffen Art viele Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle am Geißbockheim gegen sich auf.

Mit den damaligen Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach war eine Zusammenarbeit im Vorstand nicht mehr möglich. Müller-Römer brachte Ex-Sportchef Armin Veh zur Weißglut, so dass dieser den Anwalt öffentlich als „Vollamateur“ titulierte.

Er torpedierte mit seiner öffentlichen Kritik das – zugegebenermaßen umstrittene – China-Engagement des FC, so dass dem Klub am Ende Millionen entgingen, da unter anderem ein chinesischer Wettanbieter seine Zusage für ein Sponsoring zurückzog. Er brüskierte damit auch offen den neuen Vorstand um Präsident Werner Wolf. Und der FC stand fortan in China auf der Schwarzen Liste.

Engels-Vorwürfe gegen Müller-Römer

Der Anwalt legte sich im August mit Altstar Stephan Engels an, der schwere Vorwürfe gegen Müller-Römer nach der Aufstellung des Kandidaten zur Wahl des Vizepräsidenten erhob. „An den Müller-Römer-Methoden geht unser Klub kaputt. Und sein von nur fünf Prozent aller Mitglieder gewähltes Gremium übernimmt den FC, indem jeder, der ihm nicht passt, eingeschüchtert oder rausgeschmissen wird“, polterte Engels und verwies auf Medienchef Tobias Kaufmann, der kürzlich unter großem Echo freigestellt worden war. Aber nicht nur den Kandidaten Engels, auch Jörg Jakobs, Ex-Sportdirektor des Klubs und heutiger Vorstandsberater, soll Müller-Römer für den Posten verhindert haben.

Doch mit seinem vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlichten Rundumschlag gegen Teile der Mitgliedschaft („AfD-artige Mitglieder“, „Motzkis“, „Verlierer“) und gegen die Geschäftsführung („Haben uns die aktuell katastrophale finanzielle Lage eingebrockt“) könnte es Müller-Römer zu weit getrieben haben. Heldt und Wehrle können sich eine Zusammenarbeit mit dem 52-Jährigen nicht mehr vorstellen, der Vorstand rückt vom ihm ab.

Am Mittwochabend tagte (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) der elfköpfige Mitgliederrat und diskutierte über Müller-Römer. Hoheisel, Leifer, Guckuk, Trippel, Schwab, dazu der stellvertretende Vorsitzende Ho-Yeon Kim, Nicole Bender, Josef Derkum, Engelbert Fassbender und Walther Boecker stellten sich der Frage, ob ihr Chef noch tragbar für den Verein ist.

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