1. FC Köln gegen LeipzigSo plant Baumgart ohne Modeste – FC kann Euro-Saison toppen

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Die FC-Profis Ellyes Skhiri (l.) und Ondrej Duda vor der Abreise nach Leipzig

Köln – Vor einem Jahr lag der 1. FC Köln nach dem 21. Spieltag 23 Punkte hinter RB Leipzig. Am Ende der Saison waren es 32. Leipzig war Vizemeister, während sich der FC über das Erreichen der Relegation in letzter Sekunde freute. Seitdem haben sich die Verhältnisse drastisch geändert – derart drastisch, dass der FC heute Abend (20.30 Uhr, Dazn) nicht nur einen Tabellenplatz vor Leipzig ins Spiel geht. Sondern das Duell des Sechsten mit dem Siebten glatt zum Spiel um die Champions-League-Ränge wird.

Besser als in der Saison 2016/17?

In der Saison 2016/17, in der Trainer Peter Stöger den FC am Ende erstmals seit einem Vierteljahrhundert in den Europapokal geführt hatte, mussten die Kölner am 22. Spieltag ebenfalls in Leipzig antreten. Damals hatte der FC 33 Punkte auf dem Konto, verlor dann aber mit 1:3. Mit einem Sieg in Sachsen hätte der FC jetzt 35 Zähler – und Top-Team Leipzig vorerst auf Distanz gehalten.

Eine bemerkenswerte Konstellation ist das, zumal so spät in der Saison. Allerdings will Steffen Baumgart das Tabellenbild nicht überbewerten. Dass sein Klub nach 21 Spieltagen vor dem Vizemeister steht, sei „eine schöne Momentaufnahme“, sagte der 50-Jährige gestern Morgen bei der Pressekonferenz.

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Unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco sei RB „immer besser geworden“, betonte der FC-Coach: „Über die Qualität von Leipzig brauchen wir nicht zu diskutieren.“ RB habe „ein sehr gutes Umschaltspiel mit viel Geschwindigkeit. Individuell sind sie sehr gut besetzt“, erklärte Baumgart, der sich am Mittwoch nach seiner Corona-Infektion freigetestet hatte und fügte an: „Da müssen wir mit unseren Möglichkeiten antworten.“

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Er freue sich, „dass ich diesen Job habe und wieder an der Seitenlinie stehen kann. Ich liebe das. Es geht um meine Mannschaft, um meine Jungs“, sagte der Coach, dessen Video vom Coaching vor der Couch um die Welt gegangen ist. Kurioserweise ohne Wissen des Klubs – nach allem, was man aus dem Geißbockheim hört, war das Video und dessen Verbreitung tatsächlich ein Alleingang von Baumgarts Tochter.

Statt auf den Tabellenstand des Gegners sollte man bei RB Leipzig allerdings vor allem auf das Potenzial der Mannschaft blicken – und auf die Form: Nach dem Trainerwechsel von  Jesse Marsch zu Domenico Tedesco hat sich RB stabilisiert, zuletzt gewann die Mannschaft drei von vier Spielen und lieferte dem FC Bayern totz des 2:3 am vergangenen Samstag ein großes Spiel. Allerdings: Um die Sensation Europapokal zu schaffen, braucht der 1. FC Köln sensationelle Resultate. Ein Sieg in Leipzig fiele in diese Kategorie.

So könnte der FC spielen

Zweimal begann der 1. FC Köln in dieser Saison ohne Anthony Modeste, zweimal wurde der Stürmer in höchster Not eingewechselt – und erzielte dabei insgesamt drei Tore. Heute Abend wird Modeste nicht ins Spiel kommen können, er fehlt krank. Beide Male begann Sebastian Andersson im Sturmzentrum, der Schwede ist trotz zuletzt schwieriger Auftritte erneut ein Kandidat für die Startelf. Was Anderssons Leistungen zuletzt problematisch machte: Einerseits fehlte ihm das Tempo, um aus der Distanz attackieren zu können. Andererseits war er auch im Strafraum nicht so gefährlich, wie man es aus früheren Zeiten von ihm kennt.

Eine Alternative wäre der junge Tim Lemperle, ein eleganter Stürmer mit gewaltigem Talent, der seinem Trainer aber offenbar noch immer nicht bewiesen hat, dass mit ihm auf höchstem Niveau zu rechnen ist. Andersson gilt nach vielen Verletzungen und einem behutsamen Aufbauprogramm mittlerweile als fit, was eine gute und eine schlechte Nachricht ist: Schlecht, weil er körperlich nicht mehr viel zusetzen kann.

Gut, weil er nun die Chance hat, in einen Trainings- und Spielrhythmus zu kommen, der ihm den Weg zurück zu alter Gefährlichkeit öffnen könnte. Schließlich darf man Stürmer nie abschreiben, das beste Beispiel dafür ist: Anthony Modeste. Wobei es derzeit schwer fällt, bei Andersson auf eine vergleichbare Entwicklung zu hoffen.

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Leipzigs neuer Trainer Domenico Tedesco mit Stürmer Yussuf Poulsen

Verzichten muss Baumgart zudem auf Winterzugang  Jeff Chabot. Den Kaderplatz des Innenverteidigers wird Ellyes Skhiri einnehmen, der Tunesier fehlte zuletzt wegen seines Einsatzes beim Afrika-Cup. Skhiri könnte für den zuletzt nicht überzeugenden Dejan Ljubicic in die Startelf rücken, gegen RB könnte er ein stabilisierender Faktor sein. Denkbar ist eine Formation mit Doppelsechs vor der Viererkette; gegen Freiburg hatte diese Umstellung der Mannschaft enorm geholfen.

Der Gegner-Check: Tedesco hat Leipzig stabilisiert

Für Domenico Tedesco ist es schon das fünfte Heimspiel mit RB, doch erstmals darf er seine Mannschaft vor einer nennenswerten Kulisse coachen: 15.000 Zuschauer sind heute Abend zugelassen, mehr Fans werden an diesem Wochenende in keinem Stadion der Liga sein.

Mit einem Sieg würde auch RB zum ersten Mal in dieser Saison auf Rang vier klettern und damit auf jenen Platz, der das Saison-Mindestziel und am Ende die Qualifikation für die Champions League bedeutete. Tedesco war von dieser Aussicht überrascht: „Ich wusste nicht, dass wir mit einem Sieg Vierter werden können. Ich habe seit Wochen nicht auf die Tabelle geschaut“, sagte der Trainer am Mittwoch.

Dem 36-Jährigen steht beinahe sein gesamter Luxuskader zur Verfügung: Auch die zuletzt angeschlagenen Kevin Kampl, Tyler Adams und Dominik Szoboszlai sind wieder dabei, sodass Tedesco abgesehen vom Langzeitverletzten Marcel Halstenberg aus dem Vollen schöpfen kann. „Wir haben sehr viele Optionen und sind sehr glücklich, dass wir diese vielen Optionen haben", sagte Tedesco.

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