1. FC Köln in der AnalyseHübers stören Pfiffe nach 0:0 gegen Mainz – Baumgart: „Ganz schwere Kost“

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Kölns Timo Hübers blickt nach Spielende auf die Stadion-Ränge in Müngersdorf.

Kölns Timo Hübers blickt nach Spielende auf die Stadion-Ränge in Müngersdorf.

Der 1. FC Köln überzeugte gegen Mainz kämpferisch, ließ aber eine spielerische Linie vermissen – der reine Abstiegskampf.

Die Zuschauer waren unzufrieden mit Vortrag und Ergebnis am Sonntag in Müngersdorf. Als Schiedsrichter Frank Willenborg die Partie beendete, quittierten das viele der 50 000 Augenzeugen mit Pfiffen. „Das nagt schon an einem. Es ist klar, dass Unzufriedenheit da ist. Ich weiß aber nicht, ob man das immer mit Pfiffen ausdrücken muss. Ich würde es nicht tun“, sagte Timo Hübers nach dem tristen 0:0 des 1. FC Köln daheim gegen Mainz 05.

Auch Steffen Baumgart war nicht begeistert. „Es war ganz schwere Kost. Wir haben vieles nicht hingekriegt, was wir uns vorgenommen hatten. Es war kein gutes Spiel, aber uns hilft jeder Punkt. Mainz bleibt hinter uns, das ist ein Teilerfolg“, sagte der Trainer, der die Pfiffe negierte: „Ich habe die Südkurve gehört. Und die hat uns 90 Minuten lang unterstützt.“

Rasmus Carstensen blockt nach vier Minuten entscheidend

Auf drei Positionen hatte Baumgart seine Mannschaft verändert. Und er traute sich an den Kapitän heran: Für den formschwachen Florian Kainz rückte Luca Waldschmidt in die Startelf. Statt für seinen Kapitän also eine Position zu finden, auf der er womöglich seine verlorene Form wiederfinden könnte, rotierte ihn Baumgart auf die Bank.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Im Sturm bekam Steffen Tigges mal wieder seine Chance von Anfang an. Davie Selke, der Siegtorschütze von Darmstadt, nahm auf der Bank Platz. Der Angreifer hatte in der vergangenen Woche wegen eines Magen-Darm-Infekts mit dem Training aussetzen müssen. Zudem kam hinten rechts wieder Rasmus Carstensen für Luca Kilian in die Mannschaft.

Und eben dieser Carstensen rettete den FC vor dem frühen Rückstand. Silvan Widmer bediente den freistehenden Jonathan Burkhardt am Elfmeterpunkt. Der Offensivspieler nahm den Ball an und zog sofort ab. Doch Carstensen warf sich in den Schuss und blockte entscheidend zur Ecke ab (4.).

Nur eine aussichtsreiche Aktion für Köln im ersten Durchgang

In der 13. Minute gelang dem FC der erste ansehnliche Angriff, als Ljubicic im Mittelfeld Eric Martel fand, der schnell auf Luca Waldschmidt spielte, was den Kölnern Platz bescherte und Waldschmidt einen ersten Abschluss mit Links, der allerdings zu zentral geriet. Batz klatschte den Ball ab, doch Tigges schaffte es nicht, den Abpraller unter Kontrolle zu bringen. Es blieb die einzige Aussichtsreiche Situation der Kölner im ersten Durchgang, dessen Ende Jeff Chabot nicht mehr auf den Platz mitbekam: Der Abwehr-Hüne hatte laut Baumgart bereits den ganzen Tag über mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, nach etwas mehr als 30 Minuten ging bei ihm dann nichts mehr. Er musste ausgewechselt werden.

Kölns Luca Waldschmidt gegen Mainz 05 am Ball.

Kölns Luca Waldschmidt gegen Mainz 05 am Ball.

Es war ein dem Tabellenstand beider Mannschaften angemessenes Spiel auf niedrigstem Niveau, wenngleich ein wenig überraschte, dass die als Tabellen-Letzte in den Spieltag gestarteten Mainzer ihre Gastgeber fußballerisch klar dominierten. Die Gäste hatten die besseren Chancen, war die deutlich überlegene Mannschaft. Das 0:0 war aus Kölner Sicht noch das Beste an der ersten Halbzeit.

Reiner Abstiegskampf: 1. FC Köln steigert sich in der zweiten Hälfte

Köln erhöhte die Intensität und schaffte in der zweiten Hälfte eine deutliche Steigerung. Dennoch blieben die Mainzer zunächst gefährlicher. Nach einer knappen Stunde brachten sie Burkhardt zentral vor dem Kölner Tor in Position. Der Mittelstürmer schoss den Ball ins Netz, doch die Kölner Abwehrkette hatte aufgepasst und den Angreifer ins Abseits gestellt.

Der FC überzeugte auch in der zweiten Halbzeit vor allem kämpferisch, eine spielerische Linie war nicht zu sehen. Doch die Einstellung stimmte, es war der reine Abstiegskampf.

Und so blieb Baumgarts Elf im Spiel, schaffte es sogar, mit deutlich gesteigerter Intensität und etwas Muteinen Anflug von Dominanz zu entwickeln. Als Florian Dietz nach einer Stunde für Tigges in die Partie kam, zeigte sich endgültig, wie viel Substanz Davie Selke in der vergangenen Woche verloren haben musste. Allerdings war es Dietz, der nach Mainas Vorarbeit die erste Kölner Chance des zweiten Durchgangs hatte, doch der Mittelstürmer verzog mit dem rechten Fuß.

Marvin Schwäbe zeigt seine Qualitäten

Eine Viertelstunde vor Schluss musste Marvin Schwäbe einmal mehr in dieser Saison seine Qualitäten im direkten Duell mit gegnerischen Stürmern unter Beweis stellen, und es war dem Torhüter zu verdanken, dass Ajorque nach einem von Kilian lausig geführten Zweikampf nicht zum 1:0 traf.

Dass die größte Kölner Gelegenheit einer verunglückten Aktion entsprang, passte zur Offensivleistung dieses Sonntags: In der 81. Minute rutschte Jan Thielmann eine Flanke ab, der Ball segelte weit bis an den zweiten Pfosten und tropfte von dort zurück ins Feld.

Marvin Schwäbe führte den 1. FC Köln erstmals von Beginn an als Kapitän aufs Feld.

Marvin Schwäbe führte den 1. FC Köln erstmals von Beginn an als Kapitän aufs Feld.

In diesem Moment war der Sieg für Köln zum Greifen nah und wäre angesichts des Einsatzes der Gastgeber nicht unverdient gewesen. Thielmann selbst hatte in der vergangenen Woche davon geredet, dem 1:0 in Darmstadt einen weiteren „dreckigen Sieg“ folgen lassen zu wollen, und in der Schlussphase wirkten die Kölner tatsächlich, als seien sie in der Lage, den so wichtigen Dreier zu holen.

Doch daraus wurde nichts, der FC geht auf dem Relegationsplatz in den 15. Spieltag. Am kommenden Sonntag spielt der FC in Freiburg.

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