1. FC KölnGisdols letzte Chance – Baumgart Kandidat ab Sommer

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Steffen Baumgart trainiert seit April 2017 den SC Paderborn. 2019 gelang dem Ex-Profi mit den Ostwestfalen der Aufstieg in die Bundesliga.

Köln – Eine ansprechende Halbzeit hat dem 1. FC Köln nicht gereicht: Nach der 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg verharrt die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol auf Relegationsplatz 16. Die Lage im Abstiegskampf der Bundesliga spitzt sich für den FC weiter zu, das  Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen den Mitkonkurrenten FSV Mainz 05 hat absolut wegweisenden Charakter, für  Trainer Gisdol ist es sogar ein Endspiel. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Keller-Duell.

In welcher Situation befindet sich der FC?

In keiner aussichtslosen, denn trotz der bereits 14. Niederlage im 27. Saisonspiel können die Kölner den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen. Doch der FC hat in der Rückrunde zehn Punkte gegenüber dem 15. aus Mainz verloren, der  nun zwei Zähler vor Köln liegt. Trainer Gisdol ist bereits seit Wochen angezählt, die Geschäftsführung und der Gemeinsame Ausschuss waren sich aber nach dem beherzten Auftritt  des Teams in Wolfsburg sofort einig, dass der Coach vorerst im Amt bleibt. „Ja, Markus wird gegen Mainz auf der Bank sitzen“, sagte Sportchef Horst Heldt und erläuterte das Festhalten: „Die Mannschaft hat einen Plan gehabt, den sie sehr gut umgesetzt hat. Die Spieler stellen sich der Situation, versuchen, es zu verändern, folgen dem Trainer. Deshalb gibt es keine Notwendigkeit, etwas zu verändern.“

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Wie geht die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol die Woche an?

Sehr ruhig, denn sie schottet sich ab. Alle Trainingseinheiten werden  unter Ausschluss der Medien ausgetragen, auch für Interviews stehen die Profis nicht zur Verfügung. Ein Kurz-Trainingslager wird das Team nicht beziehen. Ein längerer Hotel-Aufenthalt steht ohnehin vom 14. bis 26. April an. Um in Zeiten der stark steigenden Corona-Zahlen drei Spieltage (29, 30, 31) zusätzlich abzusichern, sollen die Bundesligisten Quarantäne-Trainingslager beziehen. Das wird das DFL-Präsidium am Dienstag beschließen. In der Englischen Woche tritt der FC in Leverkusen (17. ), gegen Leipzig (20.) und in Augsburg (23.) an.

In den vergangenen sieben Spielen holte der FC nur zwei von möglichen 21 Punkten. Woher rührt die Hoffnung?

Nun, in den Duellen mit den Spitzenteams Dortmund (2:2) und Wolfsburg war der FC auf Augenhöhe. Die Ergebniskrise bleibt bestehen, doch eine Leistungssteigerung war zu erkennen. Zuversicht schöpft der FC aus den Comebacks der Offensivspieler Florian Kainz (nach 288 Tagen Pause) und Sebastian Andersson (108). In Wolfsburg wurden sie jeweils eine Viertelstunde vor dem Abpfiff eingewechselt, was reichlich spät erschien. Insbesondere Kainz agierte vielversprechend. „Es war ein großer Schritt, dass sie  wieder auf dem Platz waren. Sie werden uns in den nächsten Wochen noch sehr helfen“, sagte Gisdol. Wieder fit ist zudem Sebastiaan Bornauw, der torgefährliche Innenverteidiger. Behält Gisdol sein System mit einer Viererabwehrkette bei, dürften aber die in Wolfsburg überzeugenden Rafael Czichos und Jorge Meré gegen Mainz erneut beginnen.

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Was passiert, wenn die Kölner gegen Mainz gewinnen?

In dem Fall hätten sie die Mainzer in der Tabelle wieder überholt. Gisdol hätte  sein nächstes Schicksalsspiel überstanden und bliebe im Amt. Der FC hätte sein Schicksal in den eigenen Hand, fundamental hätte sich die Ausgangssituation allerdings nicht verbessert. Doch selbst wenn Gisdol mit der Mannschaft der Klassenerhalt gelänge, deutet alles darauf hin, dass sich im Sommer die Wege des dauerhaft umstrittenen Trainers und des Klubs  trennen.

Und was ist, wenn es schief geht und der FC gegen Mainz nicht gewinnt?

Gegen den Abstiegsrivalen zählen nur drei Punkte – und keine Komplimente. Bleibt der Befreiungsschlag aus, wäre Gisdol seinen Job los. Das gilt als sicher. Sechs Spieltage hätte sein Nachfolger Zeit, den Klub vor dem siebten Abstieg zu bewahren.

Und wer könnte dieser Nachfolger sein?

Bundesliga-Veteran Friedhelm Funkel gilt weiterhin als die Top-Lösung. Sie wäre eine, die mit einem klaren Ende definiert ist. Denn der 67-Jährige, der bereits 2002 bis 2003 den FC trainierte, hatte eigentlich seine Trainerkarriere  beendet und würde im Sommer weichen. Der „Express berichtete, dass Sportchef Heldt vor dem Dortmund-Spiel mit Thorsten Fink eine grundsätzliche Einigung erzielt haben soll. Der frühere Bayern-Profi  war bis September Trainer in Japan bei Vissel Kobe und arbeitete dort mit Lukas Podolski zusammen. Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ können bestätigen, dass Fink zu den Kandidaten beim FC zählt, wie Funkel wäre er zudem sofort verfügbar. Als Interims-Lösung sieht sich Fink indes nicht.

Gibt es noch weitere Kandidaten, die den FC ab Sommer übernehmen könnten?

Ja, die gibt es. So hat der FC grundsätzlich die Bereitschaft von Peter Stöger abgeklopft, nach Köln zurückzukehren. Der einstige Erfolgscoach des FC ist derzeit in Personalunion Trainer und Sportvorstand bei seinem Heimatklub Austria Wien, hadert dort aber mit der Diskrepanz zwischen den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Zielsetzung des strategischen Partners. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, er wird ihn fast sicher nicht verlängern. Eine Rückkehr zum FC, für den er von 2013 bis Ende 2017 tätig war, kann sich der 54-Jährige  vorstellen – und zwar unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“  ist Steffen Baumgart ein weiterer Kandidat. Der 49-jährige Ex-Profi, der als einer der emotionalsten Vertreter seiner Branche gilt, soll zwei Mal eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags beim SC Paderborn abgelehnt haben. Weil er mit einem Wechsel zum FC spekuliert?

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