Transfers beim 1. FC KölnDer FC hat kein Geld, aber ein klares Suchprofil

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LintonMaina

FC-Zugang Linton Maina kommt von Hannover 96.

Köln – Linton Maina erschien in Begleitung seiner Mutter zu den entscheidenden Verhandlungen am Geißbockheim. Zwar hatte der Offensivspieler auch seinen Berater dabei, doch familiäre Unterstützung kann nie schaden, zumal die Mutter wissen wollte, wem sie da ihren Sohn anvertraute. Und ganz einfach wurde das Gespräch für Linton Maina dann tatsächlich nicht. Denn die FC-Verantwortlichen stellten dem eigentlich zu umwerbenden Spieler nach dem Austausch der üblichen Begrüßungsfloskeln sehr bald die Frage, warum seine Entwicklung in den vergangenen drei Jahren stagniert habe.

Das war kein klassischer Eisbrecher, aber nicht ganz unberechtigt: Maina, 1999 in Berlin geboren, spielte sich zwar durch die deutschen Jugendnationalmannschaften und debütierte bereits als 18-Jähriger in der Bundesliga. Doch sechs Zweitligatore in 27 Einsätzen bedeuteten in der vergangenen Saison für den mittlerweile 22-Jährigen zwar eine ordentliche Bilanz. Aber weniger als das, was einem Fußballer mit Lintons Anlagen zuzutrauen wäre.

Sprinten, dribbeln, Tore schießen für den 1. FC Köln

Fast 36 Stundenkilometer schnell sprinten kann Maina, zudem dribbeln und Tore schießen. Mit diesen Fähigkeiten muss grundsätzlich mehr drin sein als die Zweite Liga. Fanden auch die Verantwortlichen beim 1. FC Köln. Daher wird Maina es nun beim FC in der Bundesliga versuchen. Der Angreifer passt genau ins Profil der Kölner Kaderplaner, die vor allem Potenziale heben wollen: „Wir brauchen keine Spieler, die überall irgendwie okay sind. Wir brauchen Spieler, die Waffen haben. Linton hat Fähigkeiten, ein richtig guter Bundesligaspieler zu werden“, beschreibt FC-Geschäftsführer Christian Keller.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

In Köln soll Maina nun den nächsten Schritt tun. „Er muss offen sein und Impulse annehmen. Und er muss die Bereitschaft haben, konsequent daran zu arbeiten, was das Trainerteam von ihm will“, sagt Keller. Klar ist, dass man an Maina zwar Schwächen erkannt hat. Jedoch keine, die nicht mit Fleiß zu beheben wären. Insofern ist der Offensivmann ein idealer Kandidat für Steffen Baumgart und seinen Stab.

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Die Kölner haben erkannt, dass ihnen in der vergangenen Saison auf den Flügeln Spieler fehlten, die sowohl schnell sind als auch Fähigkeiten in direkten Duellen haben. Spieler also, die auch als zweite Spitze agieren können. In der vergangenen Saison zeigte Florian Kainz zwar ordentliche Leistungen, in 31 Bundesligaspielen gelangen dem Österreicher vier Treffer. Doch der fleißige Angreifer ist kein Tempodribbler, gleiches gilt für Dejan Ljubicic, der kein natürlicher Offensivspieler ist, wenngleich er mit drei Toren in 29 Spielen ein erstaunliches erstes Jahr beim FC lieferte.

Schnelle Halbraumspieler, Steffen Baumgart nennt sie „Achter“, sind extrem gefragt im Kölner Pressingfußball. Derart gefragt, dass Christian Keller gleich noch einen zweiten Spieler wie Linton Maina sucht. Ransford Königsdörffer von Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden wäre so einer, dürfte aber für den FC zu teuer sein: Der 20-Jährige kostet mehr als nichts, weshalb er zunächst durch das Kölner Suchraster fällt. „Wir werden in erster Linie ablösefreie Spieler holen. Und auch beim Gehalt müssen wir in dem Regal einkaufen, in dem nicht das Premiumangebot steht – zumindest preislich nicht. Aber oft genug stehen die guten Sachen ja etwas weiter unten“, sagt Keller.

Maina als Chance und Herausforderung

Ein „Entwicklungsklub“ werde der 1. FC Köln vorerst bleiben, Spieler wie Linton Maina sind da Chance wie Herausforderung. „Wir brauchen ein Trainerteam, das jeden Tag in der Lage ist – von Spieler eins bis Spieler 27 – Hilfestellung zu geben, damit er sich verbessern kann. Wir arbeiten hier nicht nur mit der ersten Elf. Das sollte zwar von der Kreisliga B bis hoch zur Champions League gelten. Viele Trainer machen es aber nicht. Steffen Baumgart hat da Lust zu, er sieht sich als Spielerentwickler“, sagt Keller.

Deutlich reduzierter Etat

Und selbstverständlich wäre es ein gewaltiger Erfolg sowohl für Keller als auch für Baumgart, mit einem im Vergleich zur Vorsaison um zehn bis zwölf Millionen Euro reduzierten Etat nicht wie damals auf dem Relegationsplatz zu landen, sondern in der Bundesliga halbwegs unbeschwert die Klasse zu halten und womöglich den Fans in der Conference League den einen oder anderen schönen Abend zu gestalten. Doch so einfach wird es nicht, mit besten Absichten allein ist in der Bundesliga noch niemand erfolgreich gewesen.

Keller weiß das, die Kölner sind bei allem Engagement Opfer des Sparzwangs: „Wir können nur Annahmen treffen und Wahrscheinlichkeiten hinterlegen. Ob es dann auch klappt – dafür gibt es keine Garantie. Ich habe ja keine Glaskugel.“

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