Trotz spätem Haaland-Schock1. FC Köln kann Mut aus dem BVB-Spiel schöpfen

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Erling Haaland grätscht den Ball zum 2:2 über die Linie.

Köln – Bis zur 90. Minute sah es so aus, als ob dem 1. FC Köln nach dem 2:1-Sieg in der Hinrunde die nächste Überraschung gegen Borussia Dortmund gelingen sollte. Doch dann schlug Erling Haaland, die BVB-Urgewalt im Sturm, erneut zu und traf mit seinem zweiten Treffer an diesem Samstagnachmittag zum 2:2-Endstand. Ein Sieg der abstiegsbedrohten Kölner wäre nicht unverdient gewesen. Weil Dortmund jedoch mehr Chancen hatte, geht die Punkteteilung in Ordnung. Durch den über weite Strecken couragierten Auftritt hat die Kölner Mannschaft dem angezählten Trainer Markus Gisdol vorerst den Job gesichert, der 51-Jährige bleibt im Amt. Darüber gab es an diesem Tag bei der Vereinsführung  keine Diskussionen.

Die Tore

Nach knapp drei Minuten kassiert der FC das 0:1. Nach dem Zuspiel von Emre Can nimmt  Haaland den Ball gekonnt runter, schüttelt Jorge Meré  wie eine lästige Fliege ab und verpasst FC-Torhüter Timo Horn den Tunnel. Durch einen  sicher verwandelten Elfmeter von Ondrej Duda gleicht der FC in der 35. Minute aus. Vorausgegangen war nach einem Katterbach-Schuss ein Handspiel von  Bellingham im Strafraum. Merkwürdig, dass  Schiedsrichter Daniel Siebert und der Kölner Video-Keller mehrere Minuten  für diese eindeutige Entscheidung benötigen. Der FC dreht das Spiel in Minute 65: Dominick Drexler schickt Ismail Jakobs steil. Dortmunds Verteidiger-Darsteller Thomas Meunier fälscht den Pass in den Lauf von Jakobs ab, der den Ball mit links herausragend trifft und ins Netz hämmert. In der 90. Minute setzt sich  der eingewechselte Ansgar Knauff über die rechte Seite gegen Noah Katterbach durch. Auch Ellyes Skhiri kann dessen Flanke nicht verhindern. Haaland ist erneut zur Stelle und bugsiert den Ball aus kurzer Distanz über die Linie.

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Moment des Spiels

Ismail Jakobs gelang in der 65. Minute ein  sehenswertes Tor. Mit diesem Treffer drehte der FC vorübergehend nicht nur die Partie, sondern er war auch Jakobs’ erster in dieser Saison. Der Flügelspieler hatte zuletzt stets viel probiert, doch allzu oft agierte er glücklos. Mit dem satten Schuss ins Glück wuchs bei ihm das Selbstvertrauen, der U-21-Nationalspieler war fortan kaum zu bremsen. „Mein Tor war wichtig in dieser Situation, geiler wäre es natürlich mit drei Punkten am Ende. Mir persönlich tut es aber sehr gut“, sagte Jakobs.

Mann des Spiels

Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ wieder einmal Erling Haaland. Der 20-Jährige erzielte seine Liga-Tore 20 und 21 und seine Pflichtspiel-Treffer 32 und 33. Er ist die Dortmunder Torversicherung, ohne ihn hätte ein überwiegend lethargischer  BVB keinen Punkt geholt. Zudem setzte er einen Kopfball an den Pfosten. Sein  Gegenspieler wird Haalands Auftritt nicht so schnell vergessen. Jorge Meré wurde vom Norweger zweimal stehen gelassen: Beim frühen 0:1 hisste Meré schon vor dem Duell die weiße Fahne. Nach dem Abpfiff schaute der FC-Verteidiger   verdutzt, als der Trikottausch nicht so lief, wie es sich Meré ausgemalt hatte. Denn ein frustrierter Haaland warf Meré den Dress einfach so hin, wollte das Jersey vom Spanier gar nicht erst haben und verschwand schnurstracks in der Kabine. Nicht die nette Art.

Das war gut

Der FC biss sich in das Spiel, kaufte den favorisierten Gäste durch viel Einsatz zunehmend den Schneid ab und wusste teilweise sogar spielerisch zu gefallen. Der Kölner Auftritt war zwar weit weg von Perfektion, aber er war der beste seit Wochen. Es war eine gute Mischung aus Kampf und Spielkultur – was insbesondere an zwei herausragenden Spielern lag: dem leidenschaftlichen Kapitän Jonas Hector und dem filigran aufspielenden Ondrej Duda.

Das war schlecht

„Wir müssen unser letztes Hemd geben“, hatte  Gisdol vor dem Anpfiff von seiner Mannschaft gefordert. Doch wie sich der FC dann in den ersten zehn bis 15 Minuten präsentierte, das hatte was von Kapitulation. Mutlos und unfassbar zaghaft gingen die Kölner das „Endspiel“ für ihren Trainer an. Das ließ das Schlimmste befürchten, doch der Gast beließ es bei nur einem Tor. Umso erstaunlicher, dass dem FC nach diesem Katastrophen-Start die Wende gelang.

Das sagen die Trainer

Markus Gisdol (FC): „Ich habe keine Ahnung, ob das für mich ein Endspiel war. Die Leistung hat uns bestärkt auf unserem Weg. Wenn wir so eine stabile Leistung abliefern, haben wir mehr Chancen, die Punkte einzufahren. Weil der Ausgleich so spät fällt, ist es schade für uns. Aber insgesamt können wir mit einem Punkt gegen Dortmund leben.“

Edin Terzic (BVB): „Am Ende ist das ein gerechtes Unentschieden, auch wenn wir deutlich bessere Torchancen hatten. Aber die Leistung war einfach nicht gut. Wir haben die Kontrolle aus der Hand gegeben, hatten Unsauberkeiten im Aufbau, zwischendurch wurde gefühlt Basketball gespielt: Es ging ohne Kontrolle hin und her.“

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