Der slowakische Nationalspieler Ondrej Duda spielte lange Jahre für Hertha und den 1. FC Köln, nun steht er in Saudi-Arabien unter Vertrag.
„Es sind eben die Deutschen“Ex-FC-Profi Duda fordert DFB-Auswahl in WM-Quali heraus

Ondrej Duda spielte zweieinhalb Jahre lang für den 1. FC Köln. Hier ist er am 16. Oktober 2022 nach dem Spiel gegen seinen Ex-Klub Hertha BSC zu sehen.
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Herr Duda, wie kam es im Winter 2023 nach 88 Pflichtspielen eigentlich zum Ende Ihres Engagements beim 1. FC Köln?
Ondrej Duda: Ich wollte Köln nicht verlassen, aber die Leute, die dort arbeiteten, nun ja ...
... nun ja?
Duda: Ich wurde gezwungen, zu gehen. Aber rückblickend sehe ich heute, dass es eine gute Entscheidung war, zu gehen und drei Saisons in Italien zu spielen.
In Köln und auch bei Hertha Berlin haben Sie insgesamt sechs Jahre verbracht. Was haben Sie in Deutschland gelernt?
Duda: Disziplin, die ist ganz anders als überall sonst, wo ich tätig war. Vielleicht sogar anders als überall sonst auf der Welt. Mein Teamkollege von Hertha, Peter Pekarik, könnte darüber berichten. Ich würde ihn schon als naturalisierten Deutschen bezeichnen, weil er diese Mentalität verinnerlicht hat, diese Selbstdisziplin. Außerdem habe ich Erinnerungen an volle und schöne Stadien mitgenommen. Ob erste oder zweite Liga, es war fast immer ausverkauft. Ich bin froh, in einer der besten Ligen der Welt gespielt zu haben.

Ondrej Duda lief 2022 noch im Trikot des 1. FC Köln auf. (Archivbild)
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Sehen Sie es als Vorteil oder Nachteil, dass die Slowakei die Qualifikation zur WM 2026 gegen Deutschland beginnt, den großen Favoriten der Gruppe?
Duda: Schwer zu sagen. Auf dem Papier sind die Deutschen zwar anders als alle anderen. Aber im Fußball kann alles Mögliche passieren, auch kleinere Nationalmannschaften können den Großen Probleme bereiten. Ich freue mich auf das Spiel und glaube auch, dass die Menschen das Stadion füllen und uns zu einem guten Ergebnis anfeuern werden. Für uns beginnt ein neues Kapitel, und das sogar gleich mit dem interessantesten Gegner.
Sie erinnern sich noch an das letzte Spiel zwischen Deutschland und der Slowakei im Achtelfinale der EM 2016, Deutschland gewann damals 3:0. Wie hat sich die deutsche Mannschaft Ihrer Meinung nach verändert?
Duda: Sie ist deutlich jünger geworden. Die Deutschen haben den Generationswechsel während der letzten beiden Weltmeisterschaften gespürt, die für sie nicht so gelaufen sind, wie sie es sich gewünscht hatten. Dennoch haben sie immer noch eine Mannschaft, die über eine unglaubliche Qualität verfügt. Es sind eben die Deutschen.
Sie waren zuletzt verletzt. Werden Sie gegen Deutschland spielen können?
Duda: Ja, ich habe mir die Wadenmuskulatur etwas gezerrt und drei Tage lang lieber nicht trainiert. Dann habe ich separat mit dem Konditionstrainer gearbeitet. Aber auch wegen dieser Situation bin ich als Erster zum Treffen der Nationalmannschaft gekommen. Für mich ist es wichtig, fit und vorbereitet zu sein. Ich mache das auch für den Trainer, damit er sieht, dass es mir gut geht. Ich habe keine Schmerzen mehr, fühle mich gut und hoffe und glaube, dass ich zu hundert Prozent bereit sein werde.
Für uns ältere Spieler ist es realistisch gesehen die letzte Chance, an einem solchen Turnier teilzunehmen.
Welchen Reiz bedeutet die WM 2026 für Sie?
Duda: Für uns ältere Spieler ist es realistisch gesehen die letzte Chance, an einem solchen Turnier teilzunehmen. Die Slowakei hat zuletzt 2010 teilgenommen. Ich würde mich sehr freuen, Teil der Geschichte der slowakischen Nationalmannschaft zu sein, wenn wir uns zum zweiten Mal für eine Weltmeisterschaft qualifizieren würden. Deshalb nehme ich das so ernst und bin umso entschlossener.
Hätten Sie gedacht, dass Ihr früherer Kollege von Hertha BSC, Maximilian Mittelstädt, einmal eine solche Stütze der deutschen Abwehr werden würde?
Duda: Das kann man im Voraus nie wissen. Aber er ist immer noch der fleißige Junge, der hart an sich gearbeitet und sich verbessert hat. Er hatte diese typisch deutsche Mentalität, die er im Training mit seiner Hartnäckigkeit unter Beweis stellte. Er war klug genug, immer sein Ziel zu verfolgen, deshalb kam er in eine hervorragende Mannschaft, spielte mit Stuttgart in der Champions League und ist ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft.
Da Sie ein großer Kenner des deutschen Fußballs sind, hat Sie Trainer Francesco Calzona oder jemand anderes aus dem Trainerstab um Rat gefragt?
Duda: So wie ich Trainer Calzona kenne, haben sie sich mit dem Trainerteam Deutschland bis ins Detail beschäftigt, daher glaube ich nicht, dass ich ihnen überhaupt etwas raten könnte. Ich gebe zu, dass ich die neue Generation von Spielern vom Namen her kenne. Aber ich habe noch nie gegen sie gespielt.
Welche Rolle hat das Geld bei Ihrem Wechsel zum saudischen Verein Al-Ettifaq gespielt?
Duda: Es geht nicht nur ums Geld. Ja, es ist eine Liga, in der unglaublich viel Geld im Spiel ist. Für mich hat auch eine Rolle gespielt, dass ich schon etwas älter bin und ein vertragsloser Spieler war. Ich habe ein Angebot bekommen, das man nicht ablehnen kann. Es ist zwar keine der Top-Ligen der Welt. Aber sie gewinnt an Qualität, auch dank der vielen Europäer, die dort spielen.
Also das Geld?
Duda: Ich wiederhole nur, dass es ein Vertrag war, den man nicht ablehnen kann. Das sagt alles. Es ist normal, dass ein Fußballprofi auch darauf achtet, wie viel er verdient.
Was hat Sie in Ihrer neuen Umgebung überrascht?
Duda: Ich bin noch dabei, mich daran zu gewöhnen. Es wird schwierig sein, sich vor allem an das Wetter und die außergewöhnliche Hitze zu gewöhnen, aber auch an die neue Kultur, die ich kennenlerne. Es ist schließlich eine ganz andere Welt als die, an die ich gewöhnt war. Es ist eine spezielle Liga, vor allem für Europäer.
Bei Ettifaq haben Sie den slowakischen Nationalspieler Marek Rodák getroffen. Was hat er Ihnen empfohlen?
Duda: Vor allem, dass man dem Verein organisatorische Dinge zwei bis drei Wochen im Voraus mitteilen muss. (lacht) Ihre Mentalität ist so, dass sie für alles Zeit haben. Bevor sie etwas erledigen, dauert es angeblich „ein bisschen“. Und auch andere Tricks und Details. Für mich ist es eine Entdeckung einer neuen Welt.
Das Gespräch führte Vít Chalupa