Am vergangenen Bundesligaspieltag war es für ihn wohl am schwersten, alles nur von der Zuschauertribüne verfolgen zu müssen und nicht selbst eingreifen zu können. Dortmund ist schließlich die Heimatstadt von Luca Kilian.

Hier ist er aufgewachsen, acht Jahre trug er das Trikot des BVB, mit dem er 2017 vor 35.000 Zuschauern in diesem Fußballtempel Deutscher U19-Meister geworden war. „Ich war schon als kleiner Junge BVB-Fan und mit Papa und Opa häufig im Stadion“, sagt Kilian. Denn sein Großvater Amand Theis war einst selbst Profi beim BVB.

Und dann war der 23-jährige Innenverteidiger am vergangenen Samstag vor über 80.000 Zuschauern im Signal-Iduna-Park verletzungsbedingt zum Zuschauen verurteilt. Und sah eine herbe 1:6-Niederlage seines 1. FC Köln, für den er seit August 2021 aufläuft und bei dem ihm der Durchbruch zum Bundesliga-Spieler gelang. „Das tat richtig weh“, sagte Kilian am Mittwoch nach dem Training am Geißbockheim und bezog sich damit in erster Linie auf das demütigende Ergebnis.

1. FC Köln: Ex-Dortmunder Luca Kilian beschäftigt 1:6-Niederlage gegen den BVB

„Das macht mit einem was“, gab der Verteidiger zu, richtete dann aber schnell den Blick nach vorne: „Jetzt wollen wir im Derby eine Trotzreaktion zeigen und beweisen, dass wir es besser können. Ich glaube schon, dass das Spiel jetzt genau das richtige dafür ist. Derby ist immer geil.“

Und vielleicht ist Kilian für das so emotionale Duell am 2. April im Rhein-Energie-Stadion zumindest wieder eine Option für Trainer Steffen Baumgart. Denn seit einer Woche befindet sich der Abwehrspieler zurück im Teamtraining. Im Testspiel am Donnerstag (18 Uhr) gegen St. Truiden, das zugleich das Banach-Benefizspiel ist, wird Kilian „definitiv zum Einsatz kommen“, wie der Coach erklärte.

Luca Kilian: Letztes Bundesligaspiel vor mehr als vier Monaten

„Ich bin total froh, dass ich mal wieder auf dem Platz stehe und wieder richtig trainieren kann. Das hat mir sehr gefehlt. Die Zeit war nicht schön, ist sie nie bei einer Verletzung. Alle hier haben mir aber geholfen, gut durch sie zu kommen. Jetzt bin ich froh, dass ich wieder zurück bin“, sagte Kilian, der seit Anfang des Jahres großes Verletzungspech hatte. Erst trug er aus dem Training am 4. Januar eine Blessur am Sprunggelenk davon. Als er dann wieder halbwegs fit war, zog er sich zehn Tage später im Testspiel gegen Lommel sogar einen Muskelbündelriss zu. Seitdem war Kilian außen vor. Sein letztes Bundesligaspiel bestritt er mittlerweile vor über vier Monaten beim 0:2 bei Hertha BSC.

„Man sehnt sich danach, nach der langen Zeit in der Bundesliga mal wieder auf dem Platz zu stehen, denn das ist das Schönste der Welt.“ Nun freue er sich auf die ersten Wettkampfminuten. Aber er merke schon noch, dass er durch den langen Ausfall an Substanz verloren habe, die er sich nun peu à peu zurückholen müsse. „Ich muss jetzt wieder reinkommen und versuche mich dann so gut wie möglich anzubieten. Ich werde Gas geben und auf meine Chance warten“, so Kilian.

Denn während seiner Verletzungspause rückte Jeff Chabot neben Timo Hübers in die Innenverteidigung und konnte seine Chance nutzten. Jedenfalls anfangs, zuletzt folgten wieder bedenkliche Auftritte des 25-Jährigen, der nur bis Juni von Sampdoria Genua ausgeliehen ist.

1. FC Köln: Luca Kilian duelliert sich mit Jeff Chabot um Stammplatz in der Innenverteidigung

Bis zu seiner Verletzung bildete Kilian mit Hübers das Duo im Zentrum. An seine starken Leistungen aus seiner Kölner Premieren-Saison hatte Kilian, der mit Baumgart bereits in Paderborn zusammengearbeitet hatte, indes nicht mehr anknüpfen können. Er war zwar gesetzt, doch die Souveränität weg. Gleich zweimal sah er die Gelb-Rote-Karte.

Banach-Gedenkspiel

Versprechungen des 1. FC Köln enden mit einem Kompromiss

Von

Lars Werner

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Für die Rückrunde hatte sich Kilian dann wieder so viel vorgenommen – doch es folgte eine lange Leidenszeit. In der Saison 2020/21 beim FSV Mainz hatte er ebenfalls wegen einer Oberschenkel-Blessur („es war dieselbe Verletzung, nur an der anderen Seite“) gleich sieben Bundesligaspiele verpasst.

Luca Kilian will 1. FC Köln beim Klassenerhalt in der Bundesliga helfen

Doch damals hatte er bei den Rheinhessen im Gegensatz zum FC keine Rolle gespielt. „In Mainz ist es mir deshalb leichter gefallen, die Pause etwas positiver zu sehen, denn ich hatte nicht so das Gefühl, dass ich gebraucht werde. Das ist hier beim FC anders“, meinte Kilian, der sich ebenfalls nicht so recht erklären kann, warum seine Mannschaft nach einem guten Start ins Jahr den Faden völlig verloren hat und in die Krise geraten ist. Die Situation für den FC sei „auf jeden Fall gefährlich.“ Sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz seien kein dickes Polster, man könne schnell in einen Abwärtsstrudel hineingeraten.

Doch in Mainz erlebte Kilian vor zwei Jahren auch, wie seine damalige Mannschaft in der Rückrunde eine einzigartige Aufholjagd hinlegte, die am Ende mit dem vorzeitigen Klassenerhalt belohnt wurde. Damals blieb Kilian nur die Zuschauerrolle, jetzt will er noch aktiv seinen Teil zur Kölner Rettung beitragen.