FC-Abwehrchef Czichos„Wir werden am Samstag nicht absteigen“

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FC-Abwehrchef Rafael Czichos

Köln – Herr Czichos, Mitte April haben Sie gesagt, dass Sie wissen, dass der 1. FC Köln den Klassenerhalt schaffen wird. Kurz vor dem letzten Spiel gegen Schalke: Bleiben Sie dabei? Zum damaligen Zeitpunkt hätte ich mir gewünscht, es nicht am letzten Spieltag regeln und auch noch auf Schützenhilfe hoffen zu müssen. Aber ich bin mir sicher, dass wir am Samstag nach dem Spiel nicht abgestiegen sein werden. Alles Weitere werden wir anschließend sehen. Wenn Sie also Zuversicht suchen: Hier finden Sie welche.

Beim 0:0 gegen Hertha hat man vor allem Sie auf dem Platz gehört. Ist das jetzt eine Phase, die einem Spieler wie Ihnen liegt?

Ich glaube nicht, dass ich viel mehr geredet habe als sonst. Aber klar sind das jetzt Situationen, in denen erfahrene Spieler wie Jonas Hector, Timo Horn oder ich besonders gefragt sind.

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Würden der Mannschaft mehr Spieler gut tun, die Führungsanspruch haben?

Unsere Kaderstruktur ist so wie sie ist, wir kennen einander gut, auch die unterschiedlichen Charaktere. Wir haben stillere Spieler und welche, die mehr den Mund aufmachen. Ich würde gar nicht mal sagen, dass das bei uns besonders unausgeglichen ist. Aber sicherlich waren wir in dem einen oder anderen Spiel in dieser Saison zu lieb, zu ruhig. Das darf uns am Samstag nicht passieren.

Wie werden Sie das Spiel angehen, das Sie gewinnen müssen gegen eine Mannschaft, die nur noch das Ziel hat, in den Urlaub zu kommen?

Wir müssen von der ersten Sekunde an Feuer reinbringen und Schalke zeigen, wer hier noch etwas erreichen will. Wir schauen uns die Schalker in der Vorbereitung ja auch an und sehen, dass die jungen Spieler ihre Chance in der Bundesliga nutzen wollen. Die spielen befreit auf, die machen sich nicht mehr so den Kopf. Es wäre gefährlich, diese Spieler zu unterschätzen. Wir müssen sofort voll da sein, das aber auch halten – und wir wollen nicht in Rückstand geraten. Daher wird die Anfangsphase sehr, sehr wichtig.

Man sieht Sie und Friedhelm Funkel oft miteinander sprechen. Wie nehmen Sie ihn als Trainer wahr?

Er ist ein sehr kommunikativer Trainer, der viel mit jedem Einzelnen redet. Das tut den Spielern gut, und zum Mannschaftsrat hat er dann noch einmal einen besonderen Draht. Seine Zeit mit uns ist begrenzt, daher war es für ihn wichtig, schnell in die Mannschaft zu finden. Da waren Gespräche wichtig.

Ist das eine unterschätzte Kompetenz? Wird zu viel Wert auf Taktik und Athletik gelegt und zu wenig darauf, einen Trainer zu haben, der seine Spieler auf einer persönlichen Ebene erreicht?

Ein Trainer sollte schon einen gewissen Plan vom Fußball mitbringen. Auf diesem Niveau habe ich allerdings auch noch keinen Trainer erlebt, der keinen Plan hatte. Aber es ist richtig, es muss viel zwischenmenschlich stattfinden. Man sagt ja immer so daher, dass Fußball zum großen Teil im Kopf entschieden wird, aber da ist tatsächlich etwas dran. Jeder Spieler braucht etwas anderes: Der eine braucht einen Trainer, der ihm viel Mut zuspricht, der andere braucht vielleicht eher mal einen auf den Deckel. Da sind viele Facetten gefragt, daher ist es nie schlecht, einen Trainer zu haben, der wie Friedhelm Funkel die Gespräche sucht und die Spieler versteht.

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Friedhelm Funkel hat gesagt, nach seiner Mission mit dem 1. FC Köln sei definitiv Schluss. Nach Ihren Eindrücken: Sollte er womöglich doch besser weitermachen?

Das ist eine schwierige Frage, weil er von Anfang an klargestellt hat, dass er es nur bis zum Saisonende machen wird, da stand auch nie etwas anderes im Raum. Es ist seine persönliche Entscheidung, das sollte man akzeptieren und kein Urteil darüber abgeben. Er ist jetzt und hier an der richtigen Stelle, es war der richtige Schritt, ihn zu verpflichten. Ich hoffe, dass wir ihm zum Abschluss noch etwas Erfreulich bescheren können.

Sie haben beim 1:6 in Bremen zum Abschluss der letzten Saison auf dem Platz gestanden, als es für Sie um nichts mehr ging, für Werder aber gegen den Abstieg. Denken Sie sich jetzt zum Beispiel in die Mönchengladbacher hinein? Wie ist es, wenn man kein sportliches Ziel mehr vor Augen hat? Wir setzen mal voraus, dass Sie damals nicht absichtlich verloren haben.

Zunächst einmal möchte ich zustimmen: Wir haben definitiv nicht mit Absicht verloren. Ich denke allerdings nicht über unsere Konkurrenten und deren Spiele nach. Es bringt uns nichts, wenn Gladbach gewinnt und Stuttgart auch, wir aber nicht. Ich habe die Ergebnisse in Berlin während des Spiels mitbekommen, weil es einfach nichts ändern würde. Wir müssen gewinnen, fertig. Nach den 90 Minuten gucken wir uns dann an, gucken auf die Bank – und werden dann erfahren, ob wir es geschafft haben, ob wir in der Relegation sind – oder ob die dritte Sache eingetreten ist, die nicht eintreten wird. Wir haben unser Spiel zu gewinnen. Das klingt jetzt wie ein Klischee, ist aber so: Es bringt uns nichts, wenn die anderen verlieren – wir aber auch.

Sie werden nicht informiert sein?

Auf der Anzeigetafel wird nichts kommen, da wird es für mich schwierig sein, etwas mitzukriegen. Aber wir müssen auch nicht taktieren, die Lage ist sehr einfach: Wenn es bei uns 0:0 steht, müssen wir ein Tor machen.

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