Als erster BundesligistWarum produziert der 1. FC Köln eine eigene Saison-Doku?

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FC-Verteidiger Jorge Meré in der Kabine nach der Roten Karte gegen ihn im Hertha-Spiel.

  • Der 1. FC Köln produziert als erster Bundesligist eine eigene Saison-Dokumentation.
  • Für den Fan soll es einen „authentischen, ungeschminkten Blick hinter die Kulissen geben", sagt Geschäftsführer Alexander Wehrle.
  • Der Klub sieht die Doku als Mehrwert für den Anhänger – aber: Es kann keine Neutralität gebe. Außerdem bestehen einige weitere Gefahren.

Köln – Jorge Meré kauert nach seinem Platzverweis gegen Hertha BSC untröstlich und alleine in der Kabine des Rhein-Energie-Stadions. Dann wird der FC-Verteidiger von Sportchef Armin Veh getröstet  und gibt wenig später im Beisein von Freundin Marta Einblicke in sein Gefühlsleben. Nationalspieler Jonas Hector besucht ein Pflichtspiel seines Heimatvereins SV Auers-macher im Saarland. Der Kölner Kapitän hält ein Bier in der Hand und geht emotional mit – sein Bruder und die alten Kumpels spielen dort. Cheftrainer Achim Beierlorzer wird in der Pause der Bundesliga-Partie in Freiburg laut, hält eine emotionale Ansprache. Und Neuzugang Kingsley Ehizibue wird im Bus am Dom erst von einem jungen Fan gefoppt, dann albern beide herum.

Die sind nur vier Szenen aus der neuen Saison-Dokumentation des 1. FC Köln. Fußball-Dokus gibt es im Ausland schon länger, die von Pep Guardiolas Manchester City sorgte durchaus für Aufsehen. Zuletzt zogen aber deutsche Klubs wie Borussia Dortmund und Viktoria Köln über Streaming-Portale und Eintracht Frankfurt über einen TV-Sender mit Dokus über eine abgelaufene Saison nach. Mit der Plattform „24/7 FC“ gibt der 1. FC Köln allerdings als erster Bundesligist während einer laufenden Spielzeit durchaus tiefe Einblicke hinter die Kulissen.

Acht Episoden von jeweils rund 30 Minuten Länge

Mannschaft, Trainerteam und Verantwortliche werden  permanent von Kameras begleitet. Während der Saison 2019/20 erscheinen acht Episoden von etwa 30 Minuten Länge und im Rhythmus von vier bis sechs Wochen. Der FC macht dies in Eigenleistung, denn gefilmt und produziert wird die Doku von der Flutlichtfilm OHG, die seit Jahren das Klub-TV erstellt. „Das sind Kollegen, denen wir alle hier hundertprozentig vertrauen. Sie sind ganz nah dran. Das spürt der Fan“, sagt Armin Veh.

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Dessen Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle zeigt sich mit dem Produkt und der ersten Resonanz zufrieden: „Die Doku zeigt auch mal andere Facetten der Spieler. Die Persönlichkeit, der Mensch, steht im Vordergrund.“ Aus lizenzrechtlichen Gründen müsse der FC die Doku  kostenpflichtig und auf einem Klub-eigenen Kanal anbieten. Auch der Bundesliga-Lizenzpartner „Dazn“ zeigt sie über sein kostenpflichtiges Streaming-Portal.

Wehrle: „Stück weit ein Abenteuer für uns"

Wehrle betont, dass der Fan dafür einen „authentischen, ungeschminkten Blick hinter die Kulissen“ erhalte. Denn es gebe aufgrund des Formats kein Drehbuch. „Das ist ein Stück weit auch ein Abenteuer für uns. Niemand weiß ja, wie sich die Saison entwickelt. Das war aber schon im Vorfeld allen klar. Wenn die Jungs keinen Bock auf dieses Projekt hätten, dann würden wir es auch nicht machen. Die Doku lenkt uns auch nicht vom Wesentlichen, dem Sport, ab“, meint der Geschäftsführer.

Es gibt aber auch Gefahren: 1860 München war der erste deutsche Klub, dessen Saison vom TV begleitet wurde. Doch die Zweitliga-Spielzeit der „Löwen“ 2014/15 verlief derart chaotisch, dass sie keine Image-Werbung war. Und eine vom Verein selbst produzierte Doku kann auch niemals unparteiisch sein, so unparteiisch jedenfalls, wie Journalisten  berichten würden.

Das soll „24/7 FC“ aber auch nicht.  Den Blick durchs Schlüsselloch, den gibt es für FC-TV, nicht für klassische Medien. Wehrle: „Das ist aber kein Konkurrenzprodukt zu den Medien, sondern ein tolles Angebot von uns an die Fans. Natürlich entspricht es auch dem  Zeitgeist.“

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