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Erste Bilanz des neuen VorstandsNeuer Geist im Geißbockheim

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Ulf Sobek, Jörn Stobbe und Jörg Alvermann (v.l.) am Montag im Rhein-Energie-Stadion

Ulf Sobek, Jörn Stobbe und Jörg Alvermann (v.l.) am Montag im Rhein-Energie-Stadion 

Der seit September amtierende Vorstand mit Präsident Jörn Stobbe sowie den Vizes Jörg Alvermann und Ulf Sobek zieht eine erste Bilanz

Der Geist des Neuen, der dieser Tage durch das Geißbockheim weht, riecht auch nach frisch aufgetragener Wandfarbe. Im FC-Hauptquartier im Grüngürtel ist Platz zwar rar, und der neue Vorstand des 1. FC Köln hatte bei seinem Amtsantritt gleich verfügt, dass „niemand unseretwegen sein Büro verliert“, wie Vizepräsident Jörg Alvermann am Montag berichtete. Dennoch hat sich ein Vorstandszimmer gefunden – und dort wurde erst einmal gestrichen. „Ein viel kleineres Zimmer gab es nicht, aber es ist mittendrin, und da sitzen wir drei dann“, berichtete Alvermann heiter: „Ein Feldbett haben wir noch nicht aufgestellt, aber das hätten wir das eine oder andere Mal schon gut brauchen können.“

Seit dem 27. September ist der neue Vorstand mit Präsident Jörn Stobbe an der Spitze im Amt. „Wir sind im Geißbockheim extrem herzlich empfangen worden, es macht richtig Spaß“, sagte Präsident Jörn Stobbe am 66. Tag seiner Amtszeit. Stobbe, Alvermann und der für den Sport zuständige Vize Ulf Sobek haben sich ohne Zögern in ihre Aufgaben geworfen. „Es ist erwartet herausfordernd. Es sind seit unserer Wahl wenige Tage vergangen, an denen der Vorstand nicht am Geißbockheim präsent war. Einer von uns ist eigentlich immer da“, berichtet Alvermann.

Zu den zentralen Aufgaben des Vorstands in Bezug auf die Profi-Abteilung gilt die Besetzung der Geschäftsführerposten. Bereits in die Zeit des Wahlkampfs fiel der Saisonstart der Bundesliga-Aufsteiger, und früh wurde deutlich, dass Thomas Kessler mit der Verpflichtung von Trainer Lukas Kwasniok und der Zusammenstellung des Kaders gute Arbeit verrichtet hatte. Kessler wurde darüber unverhofft zum Wahlkampfthema – auf der Wahlarena in der Halle Tor 2 sprachen sich dann alle drei Bewerberteams dafür aus, den ehemaligen Torhüter vom Sportdirektor zum Geschäftsführer Sport zu befördern.

Wir sind im Geißbockheim extrem herzlich empfangen worden, es macht richtig Spaß
FC-Präsident Jörn Stobbe

Das wird Kessler gefallen haben, zumal er als Familienvater eine gewisse Verpflichtung hat, einen angemessenen Vertrag für sich auszuhandeln. Und das dauert seine Zeit, auch am Montag konnte der Vorstand noch keinen Vollzug melden. „Wir haben für uns festgelegt, dass die dringlichen strukturellen Themen erstmal Priorität haben. Thomas steht wie kein anderer mit seiner Leidenschaft, seiner Fachkompetenz und seinem Wissen für unseren FC. Wir haben einen sehr guten gemeinsamen Weg gefunden“, sagte Sobek.

Jörg Alvermann und Präsident Jörn Stobbe

Jörg Alvermann und Präsident Jörn Stobbe

Es bleibe beim formulierten Beschluss, sagte Sobek – also dabei, Kessler zum Geschäftsführer machen zu wollen. „Wir sind in zielführenden Gesprächen“, stellte Sobek fest. Die sportliche Entwicklung, womöglich ein Abrutschen in den Abstiegskampf, spiele keine Rolle. „Wir werden eine strategische Entscheidung nicht von einer sportlichen Situation abhängig machen“, fügte Sobek hinzu.

Finanzchef Philipp Türoff verlängerte seinen Geschäftsführervertrag im vergangenen Jahr, 2026 stünde eine Verlängerung für den 49-Jährigen an, für die in diesem Winter kein schlechter Zeitpunkt wäre. Doch Stobbe gestattete keinen Blick in seine Karten und sagte lediglich: „Wir haben genau die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz.“ Türoff, so ließ der Finanzexperte zuletzt durchblicken, hatte zunächst die neuen Rahmenbedingungen nach dem Vorstandswechsel abwarten wollen. Inhaltlich scheint er seine Aufgabe beim FC zu mögen, und glaubt man dem neuen Präsidium und dem Augenschein, scheint Türoff mit seinen neuen Chefs gut zusammenzuarbeiten.

Dass neben Türoff und Marketingchef Philipp Liesenfeld ein dritter Geschäftsführer installiert werden soll, steht außer Frage. „Wir sind in der aktuellen Konstellation voll handlungsfähig. Das heißt aber nicht, dass wir daran nichts ändern wollen“, sagte Sobek, und Stobbe ergänzte: „Wir sind ein Fußballverein. Darum ist für uns ganz klar, dass der Sport auch in der Geschäftsführung vertreten sein sollte.“

Im Januar wird Kessler 40 Jahre alt, vielleicht klappt es ja bis dahin mit der Ernennung zum Geschäftsführer. Dann könnte der Ex-Profi seinen neuen Titel gleich auf dem Transfermarkt präsentieren. Der Kölner Kader ist zwar stark in die Bundesliga gestartet. Doch Möglichkeiten zur Verbesserung gibt es immer – derzeit etwa könnte Trainer Lukas Kwasniok einen spielstarken Mann im defensiven Mittelfeld gebrauchen oder einen weiteren Mittelstürmer. Angesichts der zahlreichen Verletzten wäre womöglich sogar ein Innenverteidiger eine Überlegung wert. Die Möglichkeiten dazu würde man Kessler wohl einräumen. „Thomas wird gemeinsam mit den Trainern schauen, ob wir uns noch verstärken müssen. Durch das gute Wirtschaften könnten wir im Winter noch tätig werden“, sagt Sobek.

Wir freuen uns, dass Said so gut performt. Trainer und Sportdirektor machen es sehr gut. Wie sie sich um ihn kümmern, wie sie ihn aufbauen. Wir haben viel Freude an ihm und hoffen, dass er uns noch eine Weile erhalten bleibt
FC-Vizepräsident Ulf Sobek

Ganz neue Optionen böten sich für den Fall, dass der FC im Winter schwach wird und kurzfristig ein Angebot für Said El Mala annimmt. Der Wert des 19-Jährigen steigt mit jedem Treffer – und das dürfte so weitergehen. Erst recht, sollte El Mala für Deutschland im Sommer die Weltmeisterschaft spielen. Der Spieler sei in diesem Winter unverkäuflich, hieß es zuletzt aus den Gremien. Sobek wollte von einer Absprache jedoch nichts wissen. Und sagte nur: „Wir freuen uns, dass Said so gut performt. Trainer und Sportdirektor machen es sehr gut. Wie sie sich um ihn kümmern, wie sie ihn aufbauen. Wir haben viel Freude an ihm und hoffen, dass er uns noch eine Weile erhalten bleibt.“