Fan-Verfehlungen1. FC Köln spricht 64 Stadionverbote aus

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Fans des 1. FC Köln zünden Bengalos an. (Symbolbild)

Köln – Wegen verschiedener Verfehlungen eigener Fans in den vergangenen Wochen greift der 1. FC Köln jetzt hart durch: Nach aufwändigen Ermittlungen hat der Verein die Rekordzahl von 64 Stadionverboten auf einen Schlag ausgesprochen. In dieser Größenordnung habe es das noch nicht gegeben, hieß es.

Nur ein kleiner Teil der Verbote sei zur Bewährung ausgesetzt worden, berichtete Thomas Schönig, Leiter der AG Fankultur des Vereins. Konkret geht es um drei Vorfälle aus dem April: Vor dem Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt sollen gewaltbereite Kölner Anhänger im Stadionumfeld Streit mit gegnerischen Fans gesucht haben.

Während des Heimspiels gegen 1899 Hoffenheim beschimpften Besucher der Südkurve den TSG-Mäzen Dietmar Hopp und zeigten verunglimpfende Transparente. Schließlich notierte die Polizei während der U21-Partie 1. FC Köln gegen Rot-Weiß Essen im Franz-Kremer-Stadion die Personalien von 173 Personen, von denen einige sich vermummt und Bengalos gezündet hatten.

Polizei regte 300 Stadionverbote an

Die Polizei hatte beim Verein wegen dieser sowie zwei weiterer Vorfälle insgesamt sogar 300 Stadionverbote gegen FC-Fans angeregt, berichtete Schönig. Darin inbegriffen waren auch die womöglich verabredete Schlägerei mit Schalker Fans am Flughafen in Weeze im März sowie der wohl im letzten Moment verhinderte Überfall Kölner Anhänger auf Gladbach-Fans am Bahnhof in Pulheim-Stommeln im April.

Weil sich diese beiden Vorfälle allerdings nicht im unmittelbaren Stadionumfeld ereigneten, ist hier nicht der 1. FC Köln, sondern der DFB zuständig, bundesweite Stadionverbote zu prüfen und gegebenenfalls zu erlassen. Hierüber steht eine Entscheidung noch aus. Betroffen wären im äußersten Fall wohl weitere etwa 65 Kölner Anhänger.

Wegen der Vorfälle rund um die Spiele gegen Frankfurt, Hoffenheim und Essen indes habe der FC in den vergangenen Wochen mehr als 200 Beschuldigte angehört, sagte Schönig.

Zuständig dafür ist die so genannte Stadionverbotskommission, der neben dem Richter Schönig auch ein Rechtsanwalt, ein Pfarrer, der Fanbeauftragte Rainer Mendel, der Sicherheitsbeauftragte des Clubs sowie eine Sozialarbeiterin angehören. In jedem Einzelfall sei geprüft worden, ob überhaupt und wenn ja, in welchem Maße der Betreffende an den Vorfällen beteiligt gewesen sei.

So hätte sich zum Beispiel herausgestellt, dass die Mehrzahl der 173 von der Polizei festgestellten Besucher des U21-Spiels nachweislich nichts mit den Randalen zu tun gehabt hätten. Das hätten unter anderem Videoaufnahmen gezeigt.

Insgesamt 135 FC-Anhänger aus dem Stadion ausgesperrt

Ob und wie die verschiedenen Ultra-Gruppierungen der Südkurve auf die 64 Stadionverbote reagieren werden, ist noch unklar. „Das wissen wir auch noch nicht“, sagte Mendel, der aber auch betonte: „Wir sind ganz klar gegen Kollektivstrafen, die bringen gar nichts. Wir arbeiten streng täterorientiert.“

Mit den 64 neu erlassenen Stadionverboten sind nun insgesamt ungefähr 135 FC-Anhänger vorübergehend aus dem eigenen Stadion ausgesperrt. Wer ein Stadionverbot kassiert, darf für einen festgelegten Zeitraum seine Dauerkarte nicht mehr selbst nutzen und in dieser Zeit auch keine Karten für Heim- oder Auswärtsspiele über den Verein beziehen. Mit Blick auf die anstehenden Spiele in der Europa League kommende Saison könne der Verein allerdings auch nicht ausschließen, so Mendel, dass Kölner Stadionverbotler ihre Tickets für die Auswärtspartien im Zweifel aus anderen Quellen bezögen.

Erst vorige Woche hatte das DFB-Sportgericht den 1. FC Köln wegen der Hopp-Schmähungen beim Heimspiel gegen Hoffenheim sowie zwei weiterer Vorfälle (Pyrotechnik beim Spiel in Leverkusen und Platzsturm beim letzten Heimspiel gegen Mainz) mit einer Gesamtgeldstrafe von 35.000 Euro sowie der Auflage belegt, 10.000 Euro an die Sepp-Herberger-Stiftung zu zahlen. Nach eigenen Angaben liegt der 1. FC Köln zuletzt – was die Gesamthöhe der Verbandsstrafen betrifft – im bundesweiten Vergleich mit anderen Vereinen im Mittelfeld. 

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