FC, Fortuna & ViktoriaDas große Kölner Stadion-Karussell

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Rhein Energie Stadion-2

Das Rhein-Energie-Stadion Eröffnung: 2004 Sitzplätze: 41.793 Stehplätze: 8175 Business-Plätze: 2900 Logen: 48 Gesamtkapazität: 49.968 (international 46.195)

Köln – Im Frühjahr und Sommer 2017 war der scheinbar bevorstehende Auszug des 1. FC Köln aus dem Rhein-Energie-Stadion das große Thema in der Stadt. Zu klein sei die ständig ausverkaufte Arena mit ihren knapp 50.000 Plätzen, zu teuer die Pacht. Der FC träumte von einem hochmodernen, eigenen 70.000-Zuschauer-Bau außerhalb der Stadtgrenzen – höhere Einnahmen, weniger Stress wegen einzuhaltender Lärmschutzverordnungen. Doch es folgten Herbst und Winter und der beispiellose sportliche Absturz des FC. Statt im Europapokal wird der Verein in der kommenden Saison vielleicht in der 2. Bundesliga antreten. Vorstöße wegen einer neuen Arena waren von FC-Seite deshalb schon länger nicht zu hören.

Dennoch könnten auf Kölns Fußballstadien in der nächsten Saison gravierende Veränderungen zukommen. Trotz der jüngsten Niederlage gegen Großaspach kämpft Drittligist SC Fortuna um den Aufstieg, ebenso Viertligist FC Viktoria. Sollte das klappen, müssten beide Klubs umziehen, die Folge wäre ein Kölner Stadion-Karussell. Die Fortuna würde ins Rhein-Energie-Stadion ausweichen, Viktoria ins Südstadion. Fragen und Antworten zur Situation der drei großen Kölner Fußballvereine.

Kann der SC Fortuna im Fall des Aufstiegs in die 2. Bundesliga nicht im Südstadion bleiben?

Nein. Das 1979 eröffnete Stadion, in dem der SC Fortuna Köln in den 80er- und 90er-Jahren die meisten seiner Zweitliga-Heimspiele ausgetragen hat, erfüllt die Anforderungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) bei weitem nicht. Nach Angaben der städtischen Sportstätten GmbH, der das Südstadion – wie auch das Rhein-Energie-Stadion und der Sportpark Höhenberg gehört – fehlt dem Südstadion einiges zur Zweitliga-Tauglichkeit. Das DFL-Statut verlangt eine Kapazität von 15.000 Plätzen, die das Stadion an der Vorgebirgstraße  nur knapp verpasst. Allerdings fehlt beispielsweise die vorgeschriebene Überdachung aller Ränge und viele Sitzplätze zur geforderten Zahl von 3000.

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Südstadion Eröffnung: 1979 Sitzplätze: 1918 (alle überdacht) Stehplätze: 13.026 Gesamtkapazität: 14.944

Was fehlt dem Stadion im Sportpark Höhenberg zur Drittliga-Tauglichkeit?

Ebenfalls eine Menge, wie dem Südstadion eine Spielklasse höher.  Die Regularien des für die Dritte Liga zuständigen Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verlangen unter anderem eine Gesamtkapazität von 10.000 Plätzen – eine Hürde, die der Sportpark deutlich reißt. Eine Genehmigung für die Dritte Liga wäre laut Sportstätten „nur mit erheblichen Um- und Erweiterungsbauten möglich“. Weil das Stadion im Naturschutzgebiet Merheimer Heide liegt, ist ein Ausbau allerdings nahezu ausgeschlossen.

Was plant der SC Fortuna Köln?

In seinem Lizenzantrag hat der Klub den etwaigen künftigen Spielort bereits angegeben. „Der Mietvertrag für die 2. Bundesliga ist abgeschlossen“, sagt Geschäftsführer und Investor Michael W. Schwetje.  Das bedeute aber nicht, dass sich der Klub bereits konkret mit der Umsetzung befasse. „Unsere Planung geht primär von einem Drittliga-Szenario aus. Darum werden wir uns auch erst mit dem 1. FC Köln zusammensetzen, wenn der Aufstieg klar sein sollte.“ Bei einer gemeinsamen Nutzung des Rhein-Energie-Stadions mit dem FC würden sich große organisatorische Herausforderungen ergeben, etwa das „wöchentliche Umbranding“, also der Wechsel der diversen Vereins- und Sponsorenlogos.

Begeistert ist in der Südstadt ohnehin niemand von der Aussicht auf einen Umzug nach Müngersdorf: „Wir würden dramatisch lieber im Südstadion bleiben“, sagt  Schwetje. Aus heutiger Sicht sei es jedoch ausgeschlossen, dass das Südstadion zweitliga-tauglich wird. Das bestätigte auch eine von den Sportstätten in Auftrag gegebene „schalltechnische Voreinschätzung“ – ein Zweitliga-Stadion wäre zu laut für die Südstadt.

Und der FC Viktoria Köln?

Auch der Regionalliga-Spitzenreiter ist vorbereitet. „Die Papiere sind eingereicht. Wir konnten den Antrag auf eine Spielgenehmigung für die Dritte Liga nur einreichen, wenn ein Stadion vermerkt ist. Und das ist das Südstadion“, sagt Mäzen Franz-Josef Wernze, der seine fehlende Begeisterung ebenfalls nicht verbirgt: „Wir ballen die Faust in der Tasche und müssen es so machen. Natürlich würden wir lieber im Sportpark Höhenberg bleiben. Aber da sehe ich keine Chance, dass das Stadion drittliga-tauglich wird.“

So könnte es im Südstadion extrem eng werden: Sollte Viktoria aufsteigen, Fortuna nicht und den Bundesliga-Fußballerinnen des 1. FC Köln der Klassenerhalt gelingen, müssten sich ab der kommenden Saison die drei Mannschaften das Südstadion teilen. Abhilfe in Form einer neuen Spielstätte ist nicht in Sicht. Zwar gibt es schon seit einigen Jahren von Wernze angestoßene Pläne, mittelfristig ein etwa 20.000 Zuschauer fassendes reines Fußballstadion im Rechtsrheinischen zu bauen. „Die Planungen befinden sich aber weiter in einem Überlegungs-Stadium. Ein Aufstieg könnte aber natürlich neuen Schwung in die Diskussion bringen“, sagt Wernze.

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Stadion im Sportpark Höhenberg Eröffnung: 1931 Sitzplätze:  3014 (alle überdacht) Stehplätze: 3200 Gesamtkapazität: 6214

Was sagt der 1. FC Köln zur Aussicht, sein Stadion künftig vielleicht teilen zu müssen?

„Wir freuen uns natürlich über die positive Entwicklung bei der Fortuna, das ist gut für die Sportstadt Köln. Sollte es mit dem Aufstieg klappen, müsste man sich zum Thema Stadion zusammensetzen. Klar ist, dass unsere Interessen als Hauptmieter und damit auch als der Verein, der das Stadion seit 15 Jahren mit seiner Pacht unterhält und abbezahlt, gewahrt werden sollten. Aber ich bin sicher, wir würden eine vernünftige Lösung finden“, sagt FC-Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle.

Welche Pacht müsste die Fortuna für das Stadion in Müngersdorf zahlen?

Zahlen nennen wollen weder die Sportstätten noch der Verein. Zum Vergleich: Rund 9,7 Millionen Euro zahlt der 1. FC Köln derzeit pro Jahr. Im – wahrscheinlichen – Falle des Abstiegs wären es  nur noch 2,1 Millionen.  Den Rabatt hatte der Klub 2014 ausgehandelt. Gleichzeitig kassiert der FC pro Jahr aber derzeit 3,1 Millionen Euro vom Namensgeber Rhein-Energie – bei einem Abstieg wären es geschätzt 30 Prozent weniger. Fortuna würde bei einem Aufstieg nicht von den an die Rhein-Energie vergebenen Namensrechten profitieren.

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Fortuna Kölns Investor Michael W. Schwetje

Die Pacht des Südstadt-Klubs für das Stadion in Müngersdorf würde allerdings deutlich geringer ausfallen.  Trotzdem müsste der Verein mehr für die Stadionnutzung zahlen als bisher: „Müngersdorf wäre deutlich teuer als das Südstadion aktuell und auch als das Südstadion in der Zweiten Liga“, so Geschäftsführer Schwetje. Abgesehen von den höheren Kosten sieht Fortunas Investor aber noch weitere Probleme bei der Nutzung der WM-Arena von 2006: „Wie schafft man es Woche für Woche, dass man sich bei 5000 bis 10.000 Zuschauern in einem 50.000-Mann-Stadion nicht wie auf einer Beerdigung fühlt?“

Was würde ein Umzug der Fortuna nach Müngersdorf für die Anwohner des Stadions bedeuten?

Zunächst einmal: viel mehr Veranstaltungen. In der 2. Bundesliga finden zudem mehr späte Spiele statt als im Fußball-Oberhaus. Die Zahl der Abendveranstaltungen ist aus Lärmschutzgründen begrenzt. Die Sportstätten GmbH versichert, eine gemeinsame Nutzung des Rhein-Energie-Stadions durch den FC und Fortuna Köln werde „nur im genehmigten Rahmen stattfinden“. Im Aufstiegsfall würden Klub und Unternehmen „das Gespräch mit dem Verband suchen, um die neu dazugekommenen Spieltage im Rhein-Energie-Stadion so anwohnerfreundlich wie möglich zu platzieren“.

Müsste das Rhein-Energie-Stadion bei Fortuna-Spielen umbenannt werden?

Nein. Auch wenn nur der FC den Namensvertrag mit der Rhein-Energie abgeschlossen hat und nur der FC das Geld kassiert, ändert sich der Name laut den Sportstätten bei anderen Veranstaltungen im Stadion als FC-Spielen nicht.

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