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FC im AbstiegskampfSo groß ist die Gefahr für Baumgarts Mannschaft

Lesezeit 4 Minuten
Im Dezember 1997 besiegte der 1. FC Köln Borussia Dortmund 4:2, Lorenz-Günther Köstner jubelte damals, obwohl die Kölner Mannschaft später als Tabellen-Letzter in die Winterpause ging.

Im Dezember 1997 besiegte der 1. FC Köln Borussia Dortmund 4:2, Lorenz-Günther Köstner jubelte damals, obwohl die Kölner Mannschaft später als Tabellen-Letzter in die Winterpause ging.

Nach vier Spielen ohne Tor und Sieg blickt der 1. FC Köln wieder nach unten. Doch bislang ist die Gefahr trotz historischer Warnungen eher gering. 

Der 1. FC Köln ist längst an tiefe Abstürze gewöhnt, zuletzt schickte der Verein seine Fans durch die Hölle Zweiten Liga, nachdem die Mannschaft gerade Platz 5 und die Qualifikation für die Europa League geschafft hatte. 2018 war das, entsprechend vernehmbar waren nun die Bedenken, als der Klub vor der laufenden Saison erstmals nach dem erneuten Wiederaufstieg europäisch spielte.

Und tatsächlich tat sich die Mannschaft in der durch die Winter-WM zusätzlich arg komprimierten Hinserie zunehmend schwer. Nach der 0:2-Pleite bei Hertha BSC zum Jahresabschluss im November gingen die Kölner mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz in die Pause. Trainer Steffen Baumgart rief offiziell den Abstiegskampf aus.

Sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz

Seitdem hat die Mannschaft gefühlt kein Tor geschossen und taumelt dem Abstieg entgegen. Doch der Blick auf die Tabelle beweist: Das Gegenteil ist richtig. Nach dem 24. Spieltag und trotz zuletzt vier Spielen ohne Sieg und Tor steht der FC halbwegs solide im Mittelfeld: Sieben Punkte beträgt der Vorsprung mittlerweile auf den Relegationsplatz. Das ist deutlich besser als vor der Unterbrechung.

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Doch die jüngsten Ergebnisse haben die Sinne geschärft. „Natürlich gucken wir nach unten. Wir haben gegen Stuttgart und Bochum zugelassen, dass Mannschaften aus dem unteren Drittel gegen uns punkten. Das verändert die Tabellensituation“, sagt Trainer Steffen Baumgart. Am Samstag (18.30 Uhr) steht die Partie bei Borussia Dortmund an, in der Punkte schwierig zu holen sind. „Der Abstand ist nicht kleiner geworden, es sind immer noch sieben Punkte. Aber wir wollen einfach wieder punkten. Daran müssen wir arbeiten. Deswegen rede ich von einer angespannten Situation“, sagt Baumgart.

Wir standen enorm unter Druck, nachdem wir zwei Wochen lang zugucken mussten, wie unsere Konkurrenten am Tabellenende gepunktet hatten. Aber wir sind hervorragend damit zurechtgekommen
Lorenz-Günther Köstner

Steffen Tigges hat die Tabelle ebenfalls im Auge. „Wenn wir drei, vier Spiele nacheinander nicht gewinnen, rutscht man schnell wieder unten rein. Letzte Woche war noch alles gut, jetzt reden wir wieder über den Abstand nach unten. Wir müssen schleunigst wieder punkten“, sagt der Stürmer vor seiner Rückkehr nach Dortmund.

Auf die Frage, ob es überhaupt vorstellbar ist, dass der 1. FC Köln in dieser Saison angesichts des Vorsprungs auf den Relegationsplatz noch absteigen kann, gibt es eine relativ klare Antwort. Sie lautet: Werder Bremen. Nach dem 24. Spieltag und einem 1:1 gegen Köln lag Werder vor zwei Jahren mit 30 Punkten auf Rang zwölf, elf Punkte vor dem Relegationsrang. Anschließend verlor Werder neun der verbleibenden zehn Partien und setzte am letzten Spieltag sanft auf dem direkten Abstiegsplatz auf – auf dem der 1. FC Köln in den Spieltag gestartet war. Köln rettete sich damals am letzten Spieltag in der 86. Minute durch Sebastiaan Bornauws Kopfballtreffer in die Relegation und schaffte gegen Kiel noch die Rettung.

Die Mutter aller Kölner Abstiege im Jahr 1998 folgte einem anderen Muster. Damals ging Köln als Tabellen-Letzter in die Winterpause, kämpfte sich aber zwischenzeitlich aus dem Keller. Wie heute hatte der FC nach dem 24. Spieltag 27 Punkte gesammelt. Nach dem 2:1-Sieg über den VfL Bochum am 28. Spieltag stand der FC sogar auf dem zwölften Platz. Die Spieler tanzten vor der Südtribüne, es war die beste Heimleistung der Rückrunde. „Wir standen enorm unter Druck, nachdem wir zwei Wochen lang zugucken mussten, wie unsere Konkurrenten am Tabellenende gepunktet hatten. Aber wir sind hervorragend damit zurechtgekommen“, sagte Trainer Lorenz-Günther Köstner damals. Dennoch warnte der mittlerweile 71-jährige Fußball-Lehrer: „Wir sind auf einem guten Weg, sollten uns aber nicht an der Tabelle ergötzen. Wer genau hinschaut, sieht, dass es nur ein winziger Vorsprung ist, den wir uns hart erarbeitet haben.“

Köstner hatte recht mit seiner Warnung, denn tatsächlich betrug der Abstand nur vier Punkte. Und auch die vermeintliche Verheißung, ein Spiel weniger zu haben als die Konkurrenz, half den Kölnern nicht mehr: Wegen der Demonstrationen gegen die Castor-Transporte war damals der NRW-Schlager bei Schalke 04 verlegt worden. Am 29. April wurde zwischen dem 32. und 33. Spieltag die Partie der 27. Runde nachgeholt. Der Rest ist Geschichte: Oliver Held schlug den Ball mit der Hand von der Linie, Latal traf zum 1:0-Sieg. „Die Ergebnisse der Konkurrenz müssen bei meinen Spielern Strahlenalarm auslösen“, warnte FC-Trainer Lorenz Köstner anschließend. Am Wochenende darauf verlor Köln trotz einer 1:0-Halbzeitführung 1:2 bei der längst abgestiegenen Arminia in Bielefeld, Uwe Fuchs traf zweimal. Köln war damit praktisch abgestiegen, am letzten Spieltag war der erste Abstieg der Vereinshistorie besiegelt, Köln spielte 2:2 gegen Leverkusen, Dirk Lottner traf für Bayer 04.

Im Vergleich zu 1998 hat der FC derzeit einen vergleichsweise komfortablen Vorsprung auf die Abstiegszone. Anlass zur Panik gibt es noch nicht. 24 Punkte nach 27 Spielen reichten in 15 von 23 Fällen für die Rettung.

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