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„Habe die Welt nicht mehr verstanden“FC-Profi verrät: Karriere war fast vorbei

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Cenk Özkacar trägt das Trikot mit der Rückennummer 39.

Cenk Özkacar trägt die Nummer 39 aus einem besonderen Grund, wie der FC-Profi nun verraten hat.

FC-Leihgabe Cenk Özkacar spricht über seinen harten Weg zum Profi, die Liebe zu Köln und seinen Wunsch, langfristig beim Verein zu bleiben.

Nach einem überzeugenden Startelf-Debüt im DFB-Pokal in Regensburg und einer ebenfalls guten Leistung nach Einwechslung in Mainz befindet sich Cenk Özkacar beim 1. FC Köln aktuell im Wartestand.

Nachdem er vier Spiele komplett von der Bank aus verfolgen musste, kam der Leihspieler in Hoffenheim zuletzt wieder zu einem Kurzeinsatz. Der vom FC Valencia ausgeliehene Innenverteidiger brennt jedoch darauf, langfristig eine größere Rolle zu spielen.

„Es bricht mir das Herz, dass er nicht mehr miterleben konnte“

In Köln hat sich der türkische Nationalspieler schnell eingelebt. „Schon jetzt fühle ich mich so wohl wie auf keiner anderen meiner bisherigen Stationen. In Köln gibt es eine riesige türkische Community, meine Frau und ich fühlen uns fast wie zu Hause“, berichtet Özkacar im Interview mit EXPRESS.de. Abseits des Platzes erkundet das frisch vermählte Paar gerne die Stadt, geht essen oder entdeckt neue Cafés. Ein Lieblingslokal haben sie mit dem „Hanedan“ in Mülheim bereits gefunden.

Die vielen Vereinswechsel in seiner jungen Karriere haben Spuren hinterlassen. „Ich habe die ständigen Umzüge satt und will mich auch nicht mehr jedes Jahr an eine neue Umgebung, an einen neuen Verein gewöhnen“, sagt der Verteidiger. Er hofft, in Köln eine sportliche Heimat zu finden: „Ich denke, hier in Köln habe ich jetzt die Möglichkeit, mir etwas aufzubauen. Der Verein hat eine Kaufoption und ich werde in den nächsten Monaten alles dafür tun, dass die Verantwortlichen diese auch ziehen werden.“

Dass er zuletzt wenig spielte, akzeptiert er. „Ich bin mir ganz sicher, dass meine Zeit noch kommen wird. Bis dahin werde ich geduldig bleiben und das Team unterstützen.“ Mehr Einsätze sind auch wichtig für seinen Traum von der Weltmeisterschaft mit der Türkei. Er stehe im Austausch mit Nationaltrainer Vincenzo Montella. „Wenn ich das hier beim FC in den kommenden Wochen und Monaten unter Beweis stellen kann, werde ich auch bei der Nationalmannschaft wieder meine Chance bekommen.“

Dabei stand seine Karriere schon früh auf der Kippe. Als 17-Jähriger rechnete er nach einem guten Testspiel für seinen damaligen Verein Altay fest mit einem Profi-Vertrag. „Stattdessen haben sie mir gesagt, dass ich mich zunächst weiter im Nachwuchs beweisen müsse. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden“, erinnert er sich. Die Enttäuschung führte zu einem Streit in der Familie. Seine Mutter riet ihm, sich auf die Schule zu konzentrieren, während sein Vater ihn ermutigte, an seinem Traum festzuhalten.

Die entscheidende Wende brachte der Anruf eines ehemaligen Jugendtrainers. „Er hat mich angerufen, weil er davon gehört hatte, dass ich überlege, mit dem Fußball aufzuhören. Er sagte mir, dass ich unbedingt dranbleiben müsse“, so Özkacar. Nach einer zweiwöchigen Pause nahm er das Training wieder auf und kämpfte härter als je zuvor. „Er ist leider vor fünf Jahren verstorben. Es bricht mir das Herz, dass er nicht mehr miterleben konnte, was ich seitdem erreicht habe.“

Mit 19 Jahren verließ er seine Heimat in Richtung Olympique Lyon. Eine Zeit, die ihn prägte: „In der Anfangszeit habe ich meine Eltern gar nicht gesehen, weil sie nicht die nötigen Papiere hatten, um mich in Frankreich zu besuchen.“ Die Corona-Pandemie isolierte ihn zusätzlich. Fast zwei Jahre habe er seine Familie und Freunde nicht gesehen. Rückblickend sei der Sprung von der türkischen zweiten Liga zu einem Champions-League-Teilnehmer zu groß gewesen. „Ich bin ehrlich, ich war damals nicht bereit dafür. Ich habe nicht wie ein Profi-Fußballer gelebt“, gibt er zu.

Trotz des ausbleibenden Durchbruchs in Lyon zahlte der FC Valencia fünf Millionen Euro für ihn. Unter Trainer Gennaro Gattuso absolvierte er 23 Spiele in seiner ersten Saison. Nach einem Trainerwechsel und einer Leihe zum spanischen Zweitligisten Real Valladolid, wo er sich verletzte, war der Weg zurück nach Valencia schwer. „Daher war ich sehr glücklich, dass sich der FC bei mir gemeldet hat und mir diese Chance geboten hat“, sagt Özkacar.

Rückennummer 39 als Liebeserklärung

Dass auf seinem Trikot nicht sein Nachname, sondern sein Vorname „Cenk“ steht, hat praktische Gründe. „Ich denke, dass Cenk für die Leute in Deutschland einfacher auszusprechen ist als Özkacar“, erklärt der Spieler lachend. Zudem sei es in der Türkei nicht üblich, den Nachnamen auf dem Trikot zu tragen.

Seine Rückennummer 39 ist eine persönliche Botschaft: „Meine Frau wird sehr glücklich darüber sein, dass ich es erzähle. Denn die 39 steht auf türkischen Autokennzeichen für ihre Heimatstadt Kirklareli. Es ist auch eine Liebeserklärung an sie.“ (red)