Über 1000 Anhänger des 1. FC Köln wollen die U19 im Hinspiel der Youth League in Luxemburg unterstützen.
Über 1000 Fans reisen mitEin Hauch Europapokal beim FC-Nachwuchs

Im Freudentaumel: Die U19 des 1. FC Köln nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft gegen Bayer 04 in Leverkusen
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Spiele in der Youth League der Uefa, sie sind in der Regel ein Stelldichein vor ein paar besonders treuen Fans, vor Familien und Freunden der Talente. Sportlich reizvoll und ambitioniert, aber quasi im Vorprogramm der Champions League, in der sich dann am Abend die Top-Klubs im Seniorenbereich in ausverkauften Stadien und vor einem Millionen-Publikum im TV messen.
Als jüngst die U19 von Eintracht Frankfurt bei Atletico Madrid spielte, verloren sich 341 Zuschauer ins Centro Deportivo Wanda Alcala de Henares. Chelsea empfing Benficas Nachwuchs vor 268 Fans auf dem Trainingspatz in Cobham, selbst das vermeintliche Talente-Giganten-Duell zwischen dem FC Barcelona und Paris St. Germain verfolgten gerade einmal 900 Zuschauer.
Wenn am kommenden Mittwoch (22. Oktober, 18.30 Uhr) die U19 des 1. FC Köln, die sich als Deutscher Meister nach einem dramatischen 5:4-Finalsieg gegen Bayer 04 in Leverkusen für die Youth League qualifiziert hat, beim RFC Union Luxemburg antritt, wird die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck zu einem Auswärtsspiel von mehr Fans begleitet als bei oben genannten Spielen überhaupt zugegen waren.
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1. FC Köln: Luxemburger wollen nicht ins Nationalstadion ausweichen
Nach Informationen dieser Zeitung werden mindestens 1000 Kölner Anhänger den FC im Hinspiel (Rückspiel am 5. November in Köln) vor Ort unterstützen. Aufgrund der hohen Nachfrage aus Köln empfahl der FC den Luxemburgern, ins größere Nationalstadion auszuweichen. Das lehnten die Gastgeber allerdings ab, die den FC nun im kleinen, veralteten Stade Achille Hammerel empfangen werden.
Das Kölner Ticket-Kontingent ist bereits vergriffen, da allerdings noch Karten im freien Verkauf in Luxemburg erhältlich sind, könnten sich weitere FC-Fans spontan mit Karten eindecken. Im Großherzogtum selbst ging eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Tickets auch an die „Geessebeck-Frënn Lëtzebuerg“. Wer der luxemburgischen Sprache nicht ganz mächtig ist, dem sei gesagt: Es handelt sich dabei um einen Fanklub des 1. FC Köln aus Boevange-sur-Attert (Böwingen/Attert), also aus Luxemburg.
Selbst wenn die Anfahrt von Köln ins Nachbarland kurz ist, so ist die Form der Unterstützung für ein Nachwuchsteam nicht alltäglich. Und man freut sich beim FC nicht nur darüber, dass man sich erstmals seit 2021/22 wieder sportlich für den Wettbewerb qualifiziert hat, sondern auch über den großen Rückhalt, die Begeisterung und Aufbruchsstimmung, die sich auch dank des guten Saisonstarts der Profis in der Bundesliga durch den ganzen Klub zieht.
Der FC ist kein normaler Verein. Dass so viele Fans auswärts in der Youth League mitreisen, ist was Besonderes und nicht üblich in diesem Wettbewerb.
„Der FC ist kein normaler Verein, das sieht man auch an diesen Zahlen. Dass so viele Fans auswärts in der Youth League mitreisen, ist was Besonderes und nicht üblich in diesem Wettbewerb. Wir freuen uns über die große Unterstützung für unsere U19“, sagt Kevin Brandenburg, FC-Bereichsleiter Fußball- und Fankultur.
Auch Trainer Ruthenbeck zeigt sich angetan: „Diese riesige Unterstützung ist eine unheimliche Wertschätzung. Wie die Fans die Mannschaft bereits nach der Meisterschaft im Rhein-Energie-Stadion gefeiert hatten, war großartig und ein bleibendes Erlebnis“, erinnert der Coach an den Sonntag im Mai, als die Anhänger den Titel der Junioren und den Aufstieg der Profis auf einen Schlag gefeiert hatten. Ruthenbeck: „Die Jungs freuen sich ungemein auf das Spiel am Mittwoch, aber dann wird es darum gehen, dem Druck auch standzuhalten. Wir sind zwar Favorit, aber wir dürfen auf keinen Fall die Luxemburger unterschätzen. Sie sind ein guter Gegner, überhaupt rücken alle Teams im internationalen Vergleich immer mehr zu zusammen – diese Erfahrung machen viele vermeintliche Favoriten oder Große ja auch im Seniorenfußball.“
Diese riesige Unterstützung ist eine unheimliche Wertschätzung.
Was die Ziele in dem Wettbewerb angeht, zeigt sich Ruthenbeck gewohnt ambitioniert. „Wenn wir gegen Luxemburg weiterkommen, ist der dänische Meister FC Midtjylland unser Gegner, der gewiss kein einfacher ist. Aber unser Ziel ist es, in dem Wettbewerb auch zu überwintern.“
Der bis dato letzte Auswärtsauftritt eines FC-Nachwuchsteams in der Youth League ist allerdings mit unschönen Erinnerungen verbunden. Und das hatte weniger mit dem Ausscheiden der Kölner im Herbst 2021 beim KRC Genk zu tun (2:4, 1:3). Damals hatte sich der FC als Sieger der Staffel West per Losverfahren für den Wettbewerb qualifiziert, da im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie kein Meisterschaftsfinale ausgespielt worden war.
Ausschreitungen wie 2021 in Genk in Luxemburg nicht zu befürchten
Das Rückspiel in Belgien am 19. Oktober 2021 wurde überschattet von Randalen. Damals hatten laut Augenzeugenberichten zwischen 50 und 100 Kölner „Fans“ in der Halbzeitpause den Platz gestürmt, um mit Masken und Sturmhauben vermummt Anhänger der Belgier anzugreifen. Die wenigen Ordner konnten nichts ausrichten, nach den minutenlangen Auseinandersetzungen konnte die Partie erst mit 15 Minuten Verspätung fortgesetzt werden – sogar ein Spielabbruch stand im Raum. Den versuchten die Kölner Verantwortlichen um den damaligen Präsidenten Werner Wolf zu verhindern – am Ende mit Erfolg. Doch Wolf zeigte sich in einem Statement entsetzt.
Die Ausschreitungen hatten allerdings einen Hintergrund. Grund für den Angriff soll die Fanfreundschaft zwischen Anhängern von Genk und FC-Erzrivale Borussia Mönchengladbach gewesen sein. Zwischen Union Luxemburg und dem FC gibt es allerdings keine Brisanz oder Berührungspunkte, die Kölner werden nicht einmal auf eine nennenswerte Anzahl von Heimfans treffen. „Wir rechnen nicht mit Problemen“, sagt Brandenburg, ergänzt aber: „Trotzdem nehmen wir das Spiel ernst, bereiten es vor wie ein Spiel der Lizenzmannschaft und werden entsprechend gut aufgestellt vor Ort sein.“ Die Fans wollen den FC zahlreich und lautstark unterstützen, eine Party feiern. Und kleines Stadion und U-19-Duell hin und her: Es wird ein Hauch Europapokal zu spüren sein.