FC vor FrankfurtNur 10.000 Zuschauer, aber Hoffnung auf Anthony Modeste

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BaumgartRuft

Steffen Baumgart ist auch auf dem Trainingsplatz ein harter Arbeiter. 

Köln – Den direkten Kampf um die Champions League hat der 1. FC Köln vor einer Woche in Leipzig zwar vorerst verloren. Doch hat Baumgarts Mannschaft nach wie vor alle Möglichkeiten, diese Saison weit über den Erwartungen abzuschließen. 32 Punkte hat der FC nach 22 Spielen gesammelt und lauert auf Rang acht mit allen Möglichkeiten: Nur zwei Zähler ist Platz vier entfernt, von dem allerdings RB Leipzig im weiteren Saisonverlauf kaum nachhaltig zu verdrängen sein wird.

Doch das Rennen um die Plätze fünf und sechs ist offen, und mit einem Sieg über Eintracht Frankfurt könnten die Kölner am Samstagabend (18.30 Uhr) vor eigenem Publikum ihre Ansprüche untermauern. Gegen eine Frankfurter Mannschaft, die ihrerseits nach ordentlichen Leistungen, aber durchwachsenen Resultaten ihre Möglichkeit sucht, ins Rennen um die internationalen Plätze einzugreifen. Mit einem Sieg wären die Hessen an Köln vorbei, es wird ein spannendes Duell, denn für beide Mannschaften ist vieles möglich.

Gericht entscheidet denkbar knapp

Nicht möglich war eine höhere Auslastung des Rhein-Energie-Stadions. Nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster am Freitagnachmittag den Antrag aus Köln abgelehnt hatte, die Begrenzung von 10.000 Zuschauern zu kippen, scheiterte auch der letzte Versuch, vor dem Verfassungsgerichtshof des Landes NRW eine Veränderung zu erwirken. Am späten Freitagabend entschieden die Richter mit 4:3 Stimmen gegen den Antrag des FC – drei von sieben Richtern sahen also in der Zuschauerbegrenzung einen verfassungswidrigen Eingriff. Es ist offenbar dringend geboten, die Einschränkungen einer weiteren Prüfung zu unterziehen.

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Modeste zurück im Training

Anthony Modeste hat in dieser Bundesligasaison bislang immer von Beginn an gespielt. Sollte Steffen Baumgart die Möglichkeit sehen, den gerade von einer Corona-Infektion genesenen Stürmer einzusetzen, wird er die Chance dazu nutzen. In den Pokalspielen gegen Stuttgart und den Hamburger SV kam Modeste zwar jeweils von der Bank und traf trotzdem insgesamt dreimal, der Mittelstürmer funktioniert also auch als Joker. Doch hat Modeste eine große Ausstrahlung auf seine Mannschaft: Der Franzose gibt dem Kölner Spiel Ziel und Richtung, der 14-malige Torschütze ist zu wichtig, um geschont zu werden. Zumal er seit Mittwoch wieder im Training steht, allzu viel Substanz dürfte er nicht verloren haben, jedenfalls nicht in dieser Phase der Saison. Im Gegenteil bringt eine Wettkampfpause nicht selten neue Frische.

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Nach problematischen Auftritten stand Sebastian Andersson zuletzt im Zentrum der Kritik. Der Schwede ist zwar nach langen Leiden verletzungsfrei. Allerdings wirkte er nach wie vor unbeweglich und ohne Bindung zu seinen Mitspielern – weder spielerisch noch emotional. Dennoch hält Steffen Baumgart weiter große Stücke auf Andersson, der tatsächlich in einer anderen Gewichtsklasse unterwegs ist als Tim Lemperle, das 20 Jahre alte Spitzentalent. In einem Spiel auf Augenhöhe gegen eine extrem routinierte Frankfurter Mannschaft wird es auch darauf ankommen, nicht zu verzagen. Und tatsächlich hat Andersson etwas Furchtloses an sich, das Lemperle bei allem Talent noch fehlt. Gut möglich also, dass Lemperle erst mit fortschreitender Spieldauer eingewechselt wird – um je nach Lage als frischer Mann gegen eine müde gearbeitete Frankfurter Defensive einen Effekt zu erzielen. Klar ist: Sportlich ist Lemperle mittlerweile nah genug an Andersson herangerückt, um den zehn Jahre älteren Konkurrenten herauszufordern.

Skhiritraining

FC-Leistungsträger Ellyes Skhiri ist zurück vom Afrika-Cup.

Im Mittelfeld könnte Baumgart daheim wieder auf einen alleinigen Sechser vor der Abwehr setzen, Ellyes Skhiri ist in der Lage, diese Rolle auszufüllen. Für Salih Özcan bedeutete das allerdings nicht zwangsläufig die Bank – der Ehrenfelder hat in dieser Saison oft genug als Achter überzeugt. In der vergangenen Trainingswoche probierte Baumgart allerdings auch eine Variante mit einer Spitze vor einem Vierer-Mittelfeld.

Im Tor wird Timo Horn stehen, der für den Corona-infizierten Marvin Schwäbe einspringt, allerdings keine Chance hat, sich seinen Stammplatz im Tor zurückzuholen. Wenn Schwäbe wieder gesund ist, muss Horn wieder auf die Bank.

OGlasner

Oliver Glasner sucht noch die Konstanz in den Resultaten. 

Makoto Hasebe befindet sich nach seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining in einem Wettlauf mit der Zeit. Kehrt der Abwehrchef von Eintracht Frankfurt nach seiner Brustkorbverletzung in die Startelf der Hessen zurück oder kommt ein Einsatz des 38-Jährigen noch zu früh? Die Antwort auf diese Frage blieb Trainer Oliver Glasner am Donnerstag schuldig. „Makoto hat zweimal mittrainiert und fühlt sich soweit gut. Aber er hat bei gewissen Bewegungen noch Schmerzen. Deshalb ist noch keine finale Entscheidung gefallen“, sagte Glasner.

Hasebe hatte vor knapp zwei Wochen im Spiel beim VfB Stuttgart eine Verletzung am Brustkorb erlitten und zuletzt gegen den VfL Wolfsburg gefehlt. Am vergangenen Dienstag stand er aber überraschend schon wieder auf dem Trainingsplatz, wo er am Mittwoch und Donnerstag das volle Pensum absolvierte. Doch Glasner ist skeptisch. „Ich muss mir noch abschließende Gedanken machen, ob sein Einsatz gegen Köln Sinn machen würde“, sagte der 47 Jahre alte Österreicher. „Es wird ein sehr intensives Spiel mit vielen Luftduellen. Da ist es wichtig, dass du nicht bei jedem Sprung oder Rempler Schmerzen spürst“, sagte er.

Hasebe oder Hinteregger?

Sollte Hasebe nicht auflaufen, würde Martin Hinteregger erneut dessen Part in der Eintracht-Abwehr übernehmen. Der Kärntner agierte beim jüngsten 0:2 gegen den VfL Wolfsburg jedoch unglücklich und fehlerhaft. „Ich habe länger mit Martin gesprochen. Er ist ein Spieler, der sich viele Gedanken macht und mit sich und seiner Leistung auch mal unzufrieden ist. Er ist sehr sensibel, das geht nicht spurlos an ihm vorbei“, berichtete Glasner.

Definitiv fehlen werden der Eintracht die verletzten Stürmer Gonçalo Paciência und Ragnar Ache. In die Startelf zurückkehren wird dagegen Filip Kostic, der in der Vorwoche gegen Wolfsburg nach überstandener Erkrankung ein halbstündiges Comeback gegeben hatte.

FCSGE5:0

Legendäre Rutsche: Paul Steiner trifft zum 6:0 gegen die Eintracht. 

Rein statistisch betrachtet kann der 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt am Samstag nicht verlieren. In 45 Anläufen gelangen den Hessen bislang nur ganze neun Siege in Müngersdorf. Rechnerisch also jedes fünfte Spiel. Zuletzt gelang der Eintracht am 20. September 2017 ein 1:0-Erfolg in Köln. Es folgten am 20. Juni 2020 sowie am 18. Oktober 2020 zwei Unentschieden (jeweils 1:1).

Glaubt man also an die Macht der Zahlen, dann kann eigentlich nichts schief gehen. Vier sieglose Heimspiele nacheinander gab es gegen Frankfurt nur zwischen dem 7. Juni 1959 (2:4 in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft) und dem 6. März 1965 (3:4 in der Bundesliga). Dazwischen lagen noch das 1:2 nach Verlängerung im DFB-Pokal (8. August 1962) und ein 1:1 in der Bundesliga (29. Februar 1964).

Am erfolgreichsten war der FC gegen die Eintracht zwischen dem 17. Februar 1995 und dem 30. August 2004, als sieben Heimspiele in Serie gewonnen werden konnten. Der höchste Heimsieg datiert vom 29. Oktober 1983, als Haas (29., 39.), Fischer (32.), Allofs (49.), Hartmann (72.), Steiner (85.) und Mennie (89.) mit ihren Toren das Ergebnis auf 7:0 stellten.

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