Mit wenig GeldSo will der 1. FC Köln einen vielversprechenden Kader aufbauen

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Die Kölner Spieler Sava Cestic (r.), Kingsley Ehizibue (l.) und Tolu Arokodare am Freitagnachmittag auf dem Weg zum Abschlusstraining.

Köln – Horst Heldt hatte am vergangenen Samstag beim Spiel in Dortmund gleich mehrfachen Grund zur Freude, ein Gefühl, dass sich zuvor nicht so oft eingestellt hatte. Der Sportchef des 1. FC Köln war nicht nur vom erstaunlichen 2:1-Sieg seiner Mannschaft beim BVB begeistert, der das Ende der Sieglos-Serie bedeutete, sondern auch vom Bundesliga-Debüt des Abwehrspielers Sava Cestic. Der 19-Jährige hatte  seine 90-minütige Bundesliga-Premiere mit Bravour bestanden. Fast schon in einem Nebensatz verriet Heldt im Anschluss, dass man zuvor den Vertrag mit Cestic bis 2024 verlängert hatte.

Nach dem starken Debüt und noch weiteren Einsätzen wären die Berater von Cestic wohl mit anderen Forderungen in die Verhandlungen gegangen, so erwies sich der Zeitpunkt der Verlängerung aus FC-Sicht als perfekt. Der gebürtige Offenbacher sollte auch am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr) beginnen, zumal Rafael Czichos verletzt ist und Jorge Meré Trainingsrückstand hat.

Bewegung im Talentfundus

Cestic ist eines der  Talente, auf die man beim FC in Zukunft setzt. Zuvor wurden Tim Lemperle (18) und Robert Voloder (19) mit Profi-Verträgen bis 2023 ausgestattet, mit denen Cestic einst  in der Jugend beim FSV Frankfurt zusammengespielt hatte. Auch bei Noah Katterbach (19, Vertrag bis 2024), Jan Thielmann (18, 2022) und Ismail Jakobs (21, 2024) hat der FC gehandelt, zudem verlängerte der Klub mit den Nachwuchsspielern Jens Castrop (17, 2023) und dem erst 16 Jahre alten Justin Diehl (2023). Und der zuletzt beim Kölner Regionalliga-Team auftrumpfende Marvin Obuz (18) steht ebenfalls auf dem Sprung zu den Profis, sein Vertrag läuft bereits im Sommer aus.

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Die Verantwortlichen beschreiten diesen Weg, weil sie von den Talenten überzeugt sind, schließlich zählt der FC-Nachwuchsfundus zu den besten in Deutschland. Die Klubchefs müssen diesen Weg  aber auch gehen, weil es die Finanzen des Klubs nicht mehr zulassen, Ablösen und Gehälter für gestandene Spieler zu bezahlen. Erst recht nicht in dieser Transferperiode, die am 2. Januar beginnt. Geschäftsführer Alexander Wehrle bezifferte unlängst den Umsatzverlust in der Corona-Krise auf mindestens 40 Millionen Euro. Auch wenn der FC laut Wehrle über entsprechende Kreditlinien verfügt, kann Sportchef Heldt nur mit einem ganz knappen Budget planen.

FC will Özcan halten, doch noch gab er kein Angebot ab

Die Mittel sind äußerst begrenzt, das zeigt sich aktuell auch bei der anvisierten Vertragsverlängerung mit dem zuletzt überzeugenden Salih Özcan. Es besteht Handlungsbedarf, denn der Vertrag mit dem 22-jährigen Mittelfeldspieler läuft bereits Ende Juni 2021 aus. Der FC will nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit dem Kapitän der deutschen U-21-Nationalmannschaft um mindestens drei Jahre verlängern, doch noch konnte Heldt offenbar kein zukunftsweisendes Angebot abgeben. Für kostspielige Neuzugänge ist  in dieser Lage erst recht nichts drin.

Viele Spekulationen auf dem Transfermarkt

Zwar werden auch mit dem FC einige Spieler in Verbindung gebracht, doch einige Namen entpuppen sich eher  als Gerüchte oder Spekulationen. Nach Informationen dieser Zeitung hat der FC noch keinen Kontakt zu Stürmer Vedad Ibisevic (36) oder dessen Beratern aufgenommen, dessen Vertrag bei Schalke zum 31. Dezember aufgelöst wird. Der FC will erst noch abwarten, wie es um den Gesundheitszustand bei den zuletzt verletzten Angreifern Sebastian Andersson und Anthony Modeste bestellt ist. Indes ist es aber nicht ausgeschlossen, dass Ibisevic doch noch zum Thema wird. Zwar hatte der Bosnier bisher immer eine starke Torquote, doch die hatte Claudio Pizarro in der Saison 2017/18 bis dato auch, als er als 38-Jähriger beim FC anheuerte. Die Rechnung ging nicht auf, Pizarro kam auf 572 Einsatzminuten und ein Tor. Die Bemühungen des FC um Joshua Zirkzee (19) vom FC Bayern sind dagegen seit geraumer Zeit bekannt, doch über das Sturm-Talent tatsächlich irgendwann als Leihgabe am Geißbockheim auftaucht, steht  in den Sternen.

Kaderverkleinerung als Ziel

Vielmehr ist es so, dass Heldt versucht, den Kader zu verkleinern. Denn aktuell stehen 30 Spieler unter Vertrag. Im Sommer könnte er einen erheblichen Schritt weiterkommen, dann laufen acht Kontrakte (Clemens, Höger, Sörensen, Wolf, Rexhbecaj, Özcan, Arokodare, Zieler) aus. Auf der anderen Seite kehren sieben ausgeliehene Profis (Schindler, Sobiech, Risse, Hauptmann, Schaub, Koziello, Ostrak) zumindest theoretisch wieder zurück, doch aktuell spielt keiner von ihnen in den Planungen eine Rolle. Viel wird  ohnehin davon abhängen, in welcher Liga der FC in der kommenden Saison antritt. Und da sind die Kölner nach dem Coup von Dortmund wieder zuversichtlicher, dass es weiter die Bundesliga sein wird.

Mit Cestic und Jannes Horn gegen Wolfsburg

Der 1. FC Köln könnte am Samstag im Heimspiel gegen Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) erneut mit einer Dreierabwehrkette beginnen, die bei Bedarf durch die Außen zu einer Fünferkette werden kann. Der Ex-Wolfsburger Jannes Horn wird voraussichtlich ins Team rücken und hinten links verteidigen, da Jorge Meré nach seiner Verletzung noch Rückstand hat. Das trifft ebenfalls auf Stürmer Sebastian Andersson zu, der unter der Woche wieder ins Training einstieg, und wohl erst einmal auf der Bank Platz nehmen wird. Wie beim 2:1-Sieg in Dortmund dürfte Ondrej Duda als „falsche Neun“ stürmen.

Die möglichen Aufstellungen:

Köln: T. Horn - Cestic, Bornauw, J. Horn - Özcan, Skhiri - Wolf, Jakobs - Rexhbecaj, Thielmann - Duda. – Wolfsburg: Casteels - Baku, Lacroix, Brooks, Roussillon - Arnold, Schlager - Steffen, Philipp, Brekalo - Weghorst.

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