Pedro Geromel„Seit meinem Abschied bin ich FC-Fan – und ich glaube an die Rettung“

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geromel fc archiv

Geromel im Trikot des 1. FC Köln

Köln – Pedro Geromel (32) spielte von 2008 bis 2012 für den 1. FC Köln, war eine Zeit lang sogar Kapitän. Aktuell spielt der Brasilianer in seiner Heimat Brasilien für Gremio Porto Alegre und steht im Aufgebot für das Länderspiel gegen Deutschland in Berlin am Dienstagabend.

Pedro Geromel, was bedeutet Ihnen die Rückkehr nach Deutschland? Ich bin happy, wieder hier zu sein. Ich habe hier vier Jahre in einer wundervollen Stadt gelebt. Die Zeit werde ich niemals vergessen.

Sie sind zum zweiten Mal in die Selecao berufen worden. Wie sehen Sie ihre Aussichten auf ein WM-Ticket? Es ist wegen der Konkurrenz überhaupt erst einmal sehr schwierig, brasilianischer Nationalspieler zu werden. Ich versuche Tag für Tag, meine Leistung abzurufen,  um dabei zu sein.

Deutschland gegen Brasilien ist nach dem 1:7 bei der WM 2014 ein besonderes Duell. Sind die Folgen der Niederlage noch zu spüren? Nach dem 1:7 war es ein sehr komisches Gefühl in unserem Land. Wir brauchen jetzt  dieses  Spiel gegen Deutschland, um das Trauma verarbeiten zu können. Wir werden unser Bestes geben, um ein gutes Ergebnis zu erreichen. Das sind wir unserem Land schuldig.

Neymar fällt erneut gegen Deutschland aus. Er ist nicht zu ersetzen. Neymar gehört zu den Besten der Welt. Er ist ein großartiger Mensch mit einem großartigen Charakter. Er tut alles dafür, um es der Mannschaft einfacher zu machen. Für mich ist es eine große Erfahrung, mit ihm arbeiten zu dürfen.

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Ex-Bundesliga-Stars im brasilianischen Duell: Pedro Geromel (l.) gegen Diego

Ist Deutschland der WM-Favorit? Mit Sicherheit wird Deutschland um den Titel mitspielen. Die Nationalmannshaft spielt  schon lange so zusammen und hat kaum Rotation. Auch der Trainer ist seit Jahren da. Diese Kontinuität ist der halbe Weg. Das vereinfacht vieles.

Was macht Brasilien so stark? Brasilien  hat 200 Millionen Einwohner. Alle Kinder träumen davon, Fußballer zu sein. Jeder hat aufgrund der Lebenssituation den Druck und Wunsch dazu. Aufgrund der enormen Konkurrenz hat sich Brasilien weiterentwickelt, auch taktisch. Wir sind ganz schwer zu schlagen.

Verfolgen Sie  noch, was rund um den FC passiert? Nachdem ich dort aufgehört hatte, bin ich Fan geworden. Es weckt  noch viele Emotionen in mir, wenn ich an die Stadt und den Verein denke.Der FC steckt in einer schwierigen Situation. Ich glaube aber, dass es der FC noch schafft. Jetzt sind sie nicht mehr Letzter, das war der erste Schritt.

Wie würden Sie im Rückblick die Zeit in Köln beschreiben? Es waren es sehr lehrreiche Jahre. Die ersten zwei Jahre waren spektakulär, da war die Mannschaft sehr gut. Mit der Verpflichtung von Podolski und Maniche wollte der Verein das nächste Level erreichen, aber im vierten Jahr hat es uns leider erwischt. Dennoch habe  ich sehr positive Erinnerungen und war in Köln sehr glücklich.

Hätten Sie  gedacht, dass Sie es noch einmal in die Selecao schaffen? Nach den Abstiegen mit Köln und Mallorca war es keine leichte Situation für mich. Aber plötzlich hatte ich die Möglichkeit, bei einem großen Klub wie Gremio Porto Alegre zu spielen.  Da spielte ich um den Titel, das war eine radikale Veränderung. Ich konnte auch endlich mal vor den Augen meiner Familie auflaufen.  Das hat mir gut getan. Dann haben wir mehrfach den Pokal  und die Copa Libertadores gewonnen. Dreimal wurde ich zum besten Verteidiger der Liga gewählt.  So ist dann mein Traum von der Selecao wahrgeworden. Die Zeit in Köln hat einen großen Anteil daran, dass ich es schaffen konnte.

Dieser Artikel erschien zuerst auf express.de

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