Stockende Kölner OffensiveKeine Tunnel, keine Elfer – zu wenige Tore

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Mark Uth und Ondrej Duda bleiben in dieser Saison bislang hinter den Erwartungen. 

Köln – Steffen Baumgart hat wenig Hoffnung, am Samstagnachmittag einen entkräfteten Gegner im Rhein-Energie-Stadion begrüßen zu dürfen. Zwar hat der FSV Mainz 05 in Köln das dritte Auswärtsspiel innerhalb einer Woche zu bestreiten. Doch der Kölner Trainer rechnet nicht damit, dass die Mainzer Reisestrapazen seine Pläne erleichtern. „Damit beschäftigen wir uns weniger. Das wird keine Mannschaft sein, die nicht weiß, wie sie laufen soll, das wird keinen Einfluss auf ihre Intensität haben“, sagt Baumgart. Bo Svenssons Mannschaft verteidigt verbissen; Mainz begeht die meisten Fouls der Liga, gewinnt aber auch die drittmeisten Bälle nach Tacklings. Es wird für Köln also schwierig, mit dem Ball vor das Mainzer Tor zu kommen. Und das ist ein Problem.

In den elf Spielen der Rückrunde sind dem FC nur elf Treffer gelungen, das ist trotz erfreulicher Gegentorquote (14) zu schwach, um die Sensation Europa zu schaffen. Besonders gegen defensiv auftretende Mannschaften hatte der FC Schwierigkeiten, etwa am vergangenen Freitag beim 0:1 gegen Union Berlin. Angesichts der grundsätzlich so mutigen Kölner Spielweise ist der aktuelle Befund eine Überraschung. In den jüngsten sechs Spielen kassierten die Kölner nur vier Tore – dennoch reichte die defensive Stabilität in dieser Phase nur zu zwei Siegen.

Baumgarts Suche nach Lösungen

Für Baumgart und seinen Stab gehe es nun darum, „Lösungen gegen eine stabile Fünferkette zu finden“, sagt Steffen Baumgart. Das sei „das Schwierigste im Fußball“, und tatsächlich zeigte sich in dieser Champions-League-Woche, dass sogar die besten Mannschaften der Welt vor großen Problemen stehen, wenn der Gegner sich im eigenen Drittel eingräbt. „Den Bus parken“, nennt Baumgart das – denn es sieht zeitweise aus, als würden die verteidigenden Mannschaften auch noch den Mannschaftsbus ins Tor stellen, wenn sie denn dürften. Besonders Atlético Madrid (0:1 bei Manchester City), aber auch der FC Villarreal (beim 1:0 gegen den FC Bayern) bereiteten ihren Gegnern Schwierigkeiten.

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Die Kölner Antwort auf ihre Offensivschwäche könnte sein, noch mutiger zu attackieren. „Wir werden vielleicht das Risiko eingehen, hinten mal einen zu kriegen, um vorn gefährlicher zu sein“, beschreibt Baumgart. Dem Kölner Angriffsspiel fehlt es ein wenig an Esprit, das hohe Attackieren des Gegners stand bislang im Fokus. Nun soll der nächste Schritt folgen. „Wir wollen unseren Fußball weiterentwickeln, darum müssen wir lernen, klarer zu werden“, sagt Baumgart.

Auffällig ist die fehlende Konsequenz der Kölner im Abschluss. Der FC schießt relativ spät, erst aus durchschnittlich vierzehneinhalb Metern, nur drei Mannschaften der Liga sind zögerlicher. Dennoch gelingt es Baumgarts Mannschaft nicht, den Druck hochzuhalten: Nur Fürth hat weniger zweite Versuche nach Schüssen als Köln, es wird nicht entschlossen genug nachgesetzt. Der FC schafft es zwar, den Gegner unter Stress zu setzen. Doch in Tornähe passiert viel weniger als erhofft. Dafür spricht auch eine vielleicht unterschätzte Statistik: Der FC ist neben der TSG Hoffenheim die einzige Mannschaft der Liga, die in dieser Bundesliga-Saison noch keinen Elfmeter zugesprochen bekam.

Die Lücke hinter Modeste

Das Offensivpersonal bleibt insgesamt hinter den Erwartungen. Hinter Starstürmer Anthony Modeste tut sich eine gewaltige Lücke auf. „Wir haben einen, der mit 15 Toren vorneweg läuft. Es wäre schön, wenn wir vier, fünf Spieler hätten, die schon bei fünf, sechs Toren wären. Man kann sich vorstellen, was das für die Punkteausbeute bedeutete“, sagt Baumgart. Gerade seine zentralen Offensivspieler enttäuschen bislang: Ondrej Duda und Mark Uth kommen gemeinsam auf gerade einmal fünf Tore und drei Vorlagen – viel zu wenig. In der vergangenen Saison war Duda noch Kölns Topscorer, Uth kehrte im Sommer mit großen Hoffnungen aus Schalke zurück. „Natürlich ist er nicht zufrieden mit sich“, sagt Baumgart über Uth. Der Angreifer „muss auf das, was er gegen den Ball macht, die Antworten mit dem Ball haben. Er arbeitet sehr gut, aber ihm fehlt die Sicherheit im Abschluss.“

Uth und Duda sind zwei Offensivspieler, die sich viel trauen. Deshalb überrascht ein Kölner Wert: Der FC setzt die zweitwenigsten Beinschüsse der Liga. Womöglich lohnen sich da ein paar Versuche, sollte in der so schwer umkämpften Zone vor dem Mainzer Tor am Samstag nichts anderes funktionieren.

1.FC Köln: Schwäbe - Ehizibue, Kilian, Chabot, Hector – Ljubicic, Skhiri - Kainz, Duda, Uth – Modeste; Mainz: Zentner - Bell, Hack, Niakhaté - Widmer, Kohr, Aaron - Stach, Lee - Burkardt, Onisiwo.

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