Stürmer fährt nicht mit nach WolfsburgSchultz verzichtet auf Tigges und ermahnt die Kölner Abwehr

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Für Stürmer Steffen Tigges ist kein Platz im Kader von FC-Trainer Timo Schultz gegen den VfL Wolfsburg.

Für Stürmer Steffen Tigges ist kein Platz im Kader von FC-Trainer Timo Schultz gegen den VfL Wolfsburg.

Beim VfL Wolfsburg steht der 1. FC Köln nach dem jüngsten 0:4 gegen Borussia Dortmund enorm unter Druck.

Im Testspiel gegen Rot-Weiss Essen vor drei Wochen hat Steffen Tigges endlich mal wieder eine auffällige Aktion gehabt. Nach einer vergebenen Großchance trat der Mittelstürmer des 1. FC Köln voller Zorn gegen den Pfosten, und rückblickend muss man sagen, dass das wohl die bislang überzeugendste Tat des 25-Jährigen in dieser Saison war. Beim 4:4 gegen den Drittligisten über 120 Minuten war Tigges zwar kein Treffer gelungen. Doch zum Debüt seines neuen Trainers Timo Schultz hatte er immerhin eine Reaktion gezeigt, die darauf schließen ließ, dass ihm seine persönliche Bilanz nicht egal ist.

Seit seinen zwei Treffern beim Kölner 7:1 über Werder Bremen vor ziemlich genau einem Jahr ist Tigges nur noch ein weiteres Bundesligator gelungen, am vorletzten Spieltag der Vorsaison in Bremen war das.

Das Thema sehen wir auch, ich mache es aber nicht daran fest, ob ein Spieler 1,78 oder 1,94 Meter groß ist. Das hat viel mit dem Freilaufverhalten zu tun und damit, in welche Zone ich den Ball spiele, mit welchem Timing ich die Zone attackiere und wie viele Leute ich überhaupt in der Box habe
Timo Schultz über die Besetzung seiner Offensive

Zwölfmal ist Tigges in den bislang 18 Partien dieser Saison zum Einsatz gekommen, die ersten beiden Saisonspiele verpasste er noch wegen der Folgen seiner Schulteroperation. Viermal stand er in der Startelf, achtmal wurde er eingewechselt. Die Bilanz nach 388 Bundesligaminuten 23/24: Null Tore, null Vorlagen.

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Auch in seiner zweiten Kölner Saison wartet der gebürtige Osnabrücker auf seinen Durchbruch beim FC. Für einen Spieler, der die Kölner eine siebenstellige Ablöse kostete, ist das viel zu wenig. Tigges’ Kölner Zeit ist bisher eine Enttäuschung. Allerdings merkt man das dem Spieler oft kaum an.

Man muss Tigges eine grundsätzlich positive Einstellung bescheinigen, der Stürmer ist ein freundlicher, eloquenter Mann mit tadellosem Betragen. Doch offenbar braucht ein erfolgreicher Bundesligastürmer mehr als nur ein freundliches Wesen. An diesem Freitag jedenfalls entschied sich Trainer Timo Schultz nach drei Wochen mit seiner neuen Mannschaft, Tigges nicht mit nach Wolfsburg zu nehmen, wo der FC am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) auf den örtlichen VfL trifft. Den Kaderplatz des verletzten Davie Selke erhält Florian Dietz. Der Stürmer hatte bereits vor der Partie gegen Borussia Dortmund eine Extraschicht mit den Trainern absolviert, für eine Nominierung hatte es da aber noch nicht gereicht. Schultz hatte Tigges berufen, dann aber auf den ehemaligen Dortmunder verzichtet und für die Offensive Faride Alidou, Justin Diehl und Sargis Adamyan eingewechselt.

Für Tigges hätte nach den jüngsten Eindrücken ohnehin allenfalls die Körperlänge gesprochen, doch der Schultz setzte gegen Dortmund auf Jan Thielmann im Zentrum – trotz der vielen Flanken. „Das Thema sehen wir auch, ich mache es aber nicht daran fest, ob ein Spieler 1,78 oder 1,94 Meter groß ist. Das hat viel mit dem Freilaufverhalten zu tun und damit, in welche Zone ich den Ball spiele, mit welchem Timing ich die Zone attackiere und wie viele Leute ich überhaupt in der Box habe. Das sind die Hauptthemen. Nicht, wie groß ein Spieler ist“, beschrieb der Trainer – und zeigte sich gut informiert. Denn Thielmann ist 1,78, Tigges 1,94 Meter groß.

FC-Trainer Timo Schultz nimmt auch die Kölner Defensive in die Pflicht

Köln hat die mit einigem Abstand wenigsten Tore der Bundesliga erzielt, während die Mannschaft defensiv noch einigermaßen ordentlich dasteht. An der siebt-schwächsten Defensive dürfte es jedenfalls nicht liegen, dass die Kölner derzeit auf Rang 17 der Tabelle stehen und kaum noch Aussichten haben, in dieser Saison mehr zu erreichen als den Relegationsrang. Dennoch nahm Schultz in dieser Woche auch die Verteidiger in die Pflicht. Nach dem 0:4 gegen Borussia Dortmund war das wohl angezeigt.

Zum Rückrundenauftakt hatten die Kölner zwar eine ordentliche erste Halbzeit gespielt, sich aber mit einem jämmerlich verteidigten Eckball in Schwierigkeiten gebracht. Nach der Pause hatte Thielmann die Chance auf den Ausgleich vergeben – und zwar mit dem Fuß, nicht mit dem Kopf. In der letzten halben Stunde hatte Köln dann jedoch noch drei Treffer kassiert, einer schlechter verteidigt als der andere.

Justin Diehl spielte zuletzt zweimal je 30 Minuten und ist nach Aussage seines Trainers „nah dran“ an der Startelf.

Justin Diehl spielte zuletzt zweimal je 30 Minuten und ist nach Aussage seines Trainers „nah dran“ an der Startelf.

Entsprechend richtete Schultz die Aufmerksamkeit auf die Abwehr. „Über allem muss stehen, dass wir es schaffen, zu null zu spielen. Denn das erhöht immens die Wahrscheinlichkeit, dass wir es schaffen, Punkte zu holen. Wenn wir es in die Köpfe der Spieler bekommen, dass wir noch energischer das Tor verteidigen, wird es uns vielleicht auf der anderen Seite leichter fallen, Tore zu schießen“, beschrieb der 46-Jährige.

Um den Angriff weiter zu beleben, setzte Schultz zuletzt zweimal nacheinander Justin Diehl ein, der 19-Jährige kam jeweils zum ersten Wechselfenster ins Spiel und stand dann für eine halbe Stunde auf dem Platz. Zwar muss sich Diehl noch an das körperliche Niveau der Bundesliga gewöhnen. Dennoch war er ein belebendes Element. Ob es für den Flügelspieler in Wolfsburg schon zum ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga reicht? Der Spieler sei „nah dran“, kommentierte Schultz am Donnerstag. Und präzisierte mit einem Lächeln: „Nah dran. Aber noch nicht drin.“ Ob sich an diesem Status in den abschließenden Trainingseinheiten noch etwas geändert hat, wird sich am Samstag gegen 14.30 Uhr offenbaren, wenn die Aufstellungen vorliegen.

Schultz fordert resiliente Profis

Möglicherweise wird für Schultz auch eine Rolle spielen, welcher seiner Profis derzeit mental den stabilsten Eindruck hinterlässt. Die 0:4-Heimpleite gegen den BVB war ein Wirkungstreffer. Doch Schultz fordert, das hinter sich zu lassen. „Es muss für uns eine Tugend werden, schnellstmöglich abhaken zu können. Nach Niederlagen wie nach Siegen. Wir strotzen nicht vor Selbstvertrauen, trotzdem erlebe ich die Mannschaft schon nach dem freien Tag wieder voller Energie und vorwärts gewandt. Wir haben noch genügend Möglichkeiten.“

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