Vorstandskandidaten wollen Teile der Satzung und Strukturen beim 1. FC Köln verändern. Jörn Stobbe erklärt, warum sich sein Team zuletzt zurückgehalten hat.
„Team Stobbe“ benennt ReformpläneHat der 1. FC Köln bald keinen Präsidenten mehr?

Die FC-Vorstandskandidaten Jörg Alvermann (v.l.), Jörn Stobbe und Ulf Sobek
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Acht Wochen sind es noch, bis es am 27. September zu der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung des 1. FC Köln kommt, bei der ein neuer Vorstand gewählt und die erstmals im Rhein-Energie-Stadion über die Bühne gehen wird. Am Montagabend erhielt auch das „Team Adenauer“, das wie das „Team Stroman“ auf Stimmenfang gewesen war und 4589 Original-Unterschriften von den Mitgliedern einzusammeln hatte, von der Wahlkommission des Klubs die Bestätigung, dass es für die Wahl offiziell zugelassen ist. Damit kämpfen nun drei Teams um die Macht beim Bundesligisten. Ab sofort dürfte nun auch der Wahlkampf Fahrt aufnehmen.
Das dritte Trio ist das satzungskonform vom Mitgliederrat vorgeschlagene Team „Stobbe“ (Jörn Stobbe, Jörg Alvermann, Ulf Sobek), das sich am Mittwoch in einem Newsletter an die über 150.000 Mitglieder wandte und in diesem erstmals zentrale Inhalte und Ziele präsentierte. Neben der „Talente-Förderung“, der „Schaffung von Kaderwerten“ und dem Dauer-Thema „Geißbockheim“ („Als Standort als Zentrum unseres Vereinslebens unverhandelbar“) stellte es vor allem Details zu einer Satzungs- und Strukturreform vor.
1. FC Köln: „Team Stobbe“ erklärt sein Vorgehen
Am 11. Juni hatte der Mitgliederrat im Kölner Stadion sein Vorstandsteam präsentiert, das im Anschluss auch eine Reihe an Interviews gab. Seitdem war es allerdings ruhig um Präsidentschaftskandidat Jörn Stobbe und seine möglichen Vize Alvermann und Sobek geworden. Jedenfalls öffentlich, denn bei weiteren gemeinsamen Auftritten sah man das Trio jedenfalls nicht. Das hatte sicherlich auch damit zu tun, dass es im Gegensatz zu den anderen beiden Teams nicht auf Stimmenfang gehen musste.
Aus unserem Team hat sich allerdings keiner zurückgelehnt. Ganz im Gegenteil: Wir haben Vollgas gegeben und an den Inhalten gearbeitet
Stobbe erklärt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass man sich allerdings auch bewusst zurückgehalten habe – jedenfalls öffentlich. „Ich denke, dass nach einer ereignisreichen Saison und vielen anderen FC-Thematiken auch einige Fans und Mitglieder mal eine Pause zum Luftholen gebraucht haben. Aus unserem Team hat sich allerdings keiner zurückgelehnt. Ganz im Gegenteil: Wir haben Vollgas gegeben. Wir haben im Hintergrund mit so vielen Leuten gesprochen, ungemein viel Input erhalten und bereits zukünftige Gespräche und Treffen organisiert. Wir haben zuletzt mit Hochdruck an unseren Inhalten gearbeitet und sind dabei in die Tiefe gegangen. Das Resultat sieht man jetzt. Für uns gilt es nun, nach dem Mitgliederrat auch die Mitgliederschaft von uns zu überzeugen“, sagt der 59-jährige Immobilienmanager.
Satzungs- und Struktureform
Kernpunkte des Teams sind eine Satzungs- und Strukturreform und eine neue Rechtsform des FC. „Unser Ziel ist eine leicht verständliche, effiziente Vereinsstruktur, in der sich unsere Mitglieder wiederfinden“, erklären Stobbe und Jurist Alvermann, der auf Sport-, Steuer- und Vereinsrecht spezialisiert ist. Aufsichtsrat, Mitgliederrat, Beirat, Gemeinsamer Ausschuss, Gesellschafterversammlung: Die Gremien-Struktur ist beim FC in der Tat weit verzweigt, so dass viele Mitglieder nicht mehr durchblicken. Und vielleicht sind einigen Gremien auch redundant.
Das Team „Stobbe“ jedenfalls plädiert für eine Ersetzung des Gemeinsamen Ausschusses, in dem seit Jahren die wirklich wichtigen Entscheidungen („Maßnahmen und Geschäfte von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung“, also auch Entscheidungen über Transfers und Verantwortliche sind zustimmungspflichtig) beim FC gefällt werden. Das Gremium soll im ersten Schritt eine neue Geschäftsordnung bekommen. Weitere wichtige Neuerung: Der Mitgliederrat soll zum Aufsichtsrat umbenannt werden und „dessen Aufgaben und Zuständigkeiten eindeutiger gefasst“ werden.
Steht dem 1. FC Köln bald ein Vorstandsvorsitzender vor?
Wie diese Zeitung erfuhr, könnte nach den Plänen von Stobbe und Co. auch das FC-Präsidium in Zukunft der Vergangenheit angehören. Konkret: So würde der FC-Präsident zum Vorstandsvorsitzenden umbenannt und die beiden bisherigen Vizepräsidenten dann als Vorstandsmitglieder amtieren.
Das Trio spricht sich auch für eine „Vereinfachung und Modernisierung der Verfahrensabläufe“ ab, unter anderem geht es da konkret um das Zulassungsverfahren für die Vorstandskandidatur. Stobbe musste zwar mit seinem Team nicht um Unterschriften kämpfen (drei Prozent der Mitgliederschaft bis zum Stichtag 30. Juni), dennoch spricht auch er von einer „Knochenmühle“.
Neue Rechtsform geplant
Das Trio plant zudem eine neue Rechtsform für den 1. FC Köln, dessen Profiabteilung 2001 ausgegliedert worden war und fortan als KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien“) firmierte. Dies war damals erfolgt mit dem Ziel, mittelfristig Anteile am Klub verkaufen und um frisches Kapital generieren zu können. Dieses Ziel hat allerdings die Mitgliederschaft mehrfach klar abgelehnt. Pläne für neue Rechtsform „Eine GmbH & Co KGaA passt nicht zu unserem FC. Wir werden Lösungen finden für einen Ausstieg. Bundesliga-Fußball geht auch ohne Aktien“, meinen Stobbe und seine Mitstreiter.
Zudem machte das Team wie schon bei seiner Vorstellung erneut klar, dass es gegen Investoren und jedwede Form von Anteilsverkäufen beim FC ist: „Mit uns wird es keine Investoren geben. Für unseren Verein gilt: 100 Prozent FC.“ Stobbe und Co. treten entschieden für die Beibehaltung der 50+1-Regel ein, jetzt heißt es sogar, dass sich die Vereinsgremien dazu verpflichten sollten. „Wir können uns an die Spitze der Klubs setzen, die es mit der Vereinsdemokratie ernst meinen“, heißt es, man wolle als FC eine „Führungsrolle“ einnehmen.
Die Mitglieder wollen keine Grabenkämpfe. Man kann allen drei Teams getrost abnehmen, dass sie den 1. FC Köln voranbringen wollen
Stobbe begrüßt es, dass auch die Teams Stroman und Adenauer zur Wahl zugelassen sind. „Ich sehe das positiv. Wer Ende September gewinnt, hat dann eine richtig große Legitimation.“ Er hofft, dass über 6000 Mitglieder der Versammlung beiwohnen werden, „das wäre fantastisch“. Der 59-Jährige zeigt sich zuversichtlich, dass der Wahlkampf in den kommenden Wochen fair ausgetragen wird. „Die Mitglieder wollen keine Grabenkämpfe. Auch wir vom Team FC stehen für Fairness und Zusammenhalt. Man kann allen drei Teams getrost abnehmen, dass sie den 1. FC Köln voranbringen wollen. Jedes sicher auf unterschiedliche Art und Weise – wir haben uns dabei für inhaltliche Tiefe, lösungsorientiertes Handeln und einen respektvollen Umgang entschieden.“