Kölns Torschütze beim 1:3 in LeipzigTim Lemperle erhöht den Druck auf Andersson

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LemperleLeipzig

Tim Lemperle bei seinem Treffer in Leipzig

Köln – In der Nachbetrachtung des 1:3 bei RB Leipzig konzentrierte sich auf Seiten des 1. FC Köln vieles auf Tim Lemperles Tor in der Nachspielzeit, für das Mittelfeldspieler Salih Özcan den schönen Fußballbegriff „Ehrentreffer“ hervorholte. Mit ihrem Auftreten hatten die Kölner bereits viel getan zur Ehrenrettung. Doch zählen im Fußball Punkte und Tore, und der Endstand von 1:3 unterfütterte letztlich den Eindruck, dass die schlechter besetzte Kölner Mannschaft nicht nur eine gute Leistung geliefert hatte. Sondern auch eine angemessene Reaktion auf den 0:3-Rückstand nach einer knappen Stunde gezeigt hatte.

Die Spieler wie auch Trainer Steffen Baumgart betonten das schon auf dem Rasen von Leipzig, noch bevor also eine Deutung des Abends von offizieller Seite vorgenommen worden war. „Mit der Leistung der Mannschaft und wie sie agiert hat, bin ich zufrieden. Wir haben Ergebnis-unabhängig nach vorn gespielt. Das will ich von den Jungs sehen“, sagte Baumgart.

„Aus dem Spiel katapultiert“

Man sei „innerhalb von vier Minuten aus dem Spiel katapultiert“ worden, beschrieb Kapitän Jonas Hector angesichts des Leipziger Doppelschlags zum 2:0 und 3:0 nach einer knappen Stunde. Dennoch hatte der FC den Mut nicht aufgegeben und den Gegner weiter berannt. „Wir wollten hier etwas Positives mitnehmen. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen“, befand Hector.

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Tim Lemperle hatte das große Kölner Engagement schließlich auf die Anzeigetafel gebracht, mit einem überraschend wuchtigen Kopfball setzte sich der 20-Jährige in der Nachspielzeit gegen die Leipziger Orban und Henrichs durch und verzichtete trotz des persönlichen Erfolgserlebnisses angesichts des längst verlorenen Spiels auf einen persönlichen Jubel. Das war vorbildlich und deutete darauf hin, dass der junge Angreifer mehr und mehr zu einem Bundesligaprofi reift, auf den man zählen kann.

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Man ist beim 1. FC Köln recht streng mit Lemperle, der eine ruhmvolle Karriere als Jugendspieler hinter sich hat und zuletzt Schwierigkeiten offenbarte, seinen Platz im Erwachsenensport zu finden. Der knapp 1,90 Meter lange Stürmer muss sich noch positionieren im Grenzbereich zwischen der nötigen Bescheidenheit und dem Selbstbewusstsein, ohne das kein Stürmer Tore gegen einen Champions-League-Teilnehmer erzielt. Lemperle brauche „noch ein paar Jährchen, um dahinzukommen“, sagt Baumgart mit Blick auf das Niveau der Leipziger Offensivstars. Das war einerseits ein weiterer Dämpfer, schließlich ist Lemperle mittlerweile 20 Jahre alt.

Andererseits unterstellte Baumgart seinem Spieler damit auch, dass er es vor allem für eine Frage der Zeit hält, wann Lemperle auf dem Niveau der Leipziger zu spielen in der Lage ist. „Dass Tim das Tor macht ist das, was er sich erarbeiten soll. Wir müssen nicht davon reden, dass er eine schwere Zeit hat – er hat keine schwere Zeit. Den Kopfball setzt er sensationell. Er soll sich weiter die Möglichkeiten erarbeiten, dann wird er auch die Chance bekommen, öfter auf dem Platz zu stehen“, sagte Baumgart.

Tim Lemperle wechselte vom Flügel ins Zentrum beim 1. FC Köln

Benno Schmitz staunte: „Ich habe nicht gewusst, dass er mit  dem Kopf so gefährlich ist“, gestand der Rechtsverteidiger. Tatsächlich galt Lemperle zu Beginn seiner Kölner Zeit trotz seiner Größe eher als Rechtsaußen denn als Mittelstürmer, weil er das Tempo für die Position hat und viel mehr am Ball kann als nur den Torabschluss. In der Bundesliga ist der Hesse, der vor fünf Jahren vom FSV Frankfurt zum FC kam, als Mittelstürmer vorgesehen und steht damit in direkter Konkurrenz zu Sebastian Andersson um den Platz hinter Anthony Modeste.

Nur 70 Minuten kam Lemperle in dieser Bundesligasaison bislang zum Einsatz, zwei Tore gelangen ihm dabei. Andersson traf in bislang 921 Spielminuten ebenfalls zweimal. Sportlich gehen Baumgart damit mehr und mehr die Argumente gegen einen Konkurrenzkampf beider Spieler auf Augenhöhe aus.

Zunächst aber widmete der Trainer den versöhnlichen Ausgang der Gruppe. „Ich habe mich über das Tor gefreut, weil es das Gesicht der Mannschaft zeigt“, sagte er über den Treffer, der die Kölner Ehre rettete, allerdings auch die Verhältnisse im Kölner Angriff in Bewegung gebracht hat.

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