Vorbereitung auf Darmstadt1. FC Köln startet in die Schicksalswochen

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Steffen Baumgart und seine Mannschaft gehen in entscheidende Wochen; vor der Winterpause warten Gegner aus der Tabellen-Nachbarschaft auf den 1. FC Köln.

Steffen Baumgart und seine Mannschaft gehen in entscheidende Wochen; vor der Winterpause warten Gegner aus der Tabellen-Nachbarschaft auf den 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln will am Freitag im Spiel bei Darmstadt 98 seine Aufholjagd beginnen. 

Der Blick auf die Tabelle gibt beim 1. FC Köln derzeit Anlass zur Sorge, schließlich liegt Steffen Baumgarts Mannschaft nach dem zwölften Spieltag mit nur sechs Punkten auf dem letzten Platz. Ein Rekord ist das jedoch bei weitem nicht. Im Abstiegsjahr 2017/18 hatte der FC zum gleichen Zeitpunkt vier Zähler weniger. Vergleichbar schwach startete Köln in die Saison 2019/20, damals standen nach zwölf Partien sieben Punkte auf der Habenseite. Dennoch blieb Köln mit 36 Punkten am Ende noch vergleichsweise sicher in der Liga, weil unter Markus Gisdol eine bemerkenswerte Serie gelang, die nach der Corona-Pause jedoch riss.

Doch wer den Blick auf die Tabelle lange genug aushält, der erkennt: Für den FC ergeben sich in den kommenden Wochen auch Chancen. Am Freitagabend (20.30 Uhr) tritt Steffen Baumgarts Mannschaft bei Darmstadt 98 an.

Mit einem Sieg beim Aufsteiger katapultierten sich die Kölner an Union Berlin, Mainz 05 und eben Darmstadt vorbei bis auf Rettungsplatz 15 und hätten ihren Gegnern im Abstiegskampf damit zum Beginn des 13. Spieltags etwas gegeben, worüber sie nachdenken könnten. „Wenn wir gewinnen, können wir einen Satz machen. Wenn nicht, stecken wir weiter unten drin“, sagte Steffen Baumgart am Montag.

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Jetzt kommen die Mannschaften auf Augenhöhe, allerdings sagen das unsere Gegner auch
FC-Trainer Steffen Baumgart

Nach dem Spiel gegen Darmstadt begrüßen die Kölner Mainz 05 zum nächsten Schicksalsspiel. Anschließend folgt die Reise zum SC Freiburg, der in diesen Tagen ebenfalls seinen Erfolgen der jüngeren Vergangenheit nachläuft. „Jetzt kommen die Mannschaften auf Augenhöhe, allerdings sagen das unsere Gegner auch“, stellt Baumgart fest. „Trotzdem müssen wir in Darmstadt mit aller Macht versuchen, einen Dreier einzufahren.“

Vor der Winterpause reisen die Kölner noch nach Köpenick, wo Union Berlin derzeit daran arbeitet, die Kölner Alptraumsaison 2017/18 zu übertreffen. Damals stürzte der FC nach Platz 5 und der Qualifikation für die Europa League im nächsten Jahr als Achtzehnter aus der Liga. Die Eisernen standen zumindest nach dem elften Spieltag auf dem letzten Platz, die Vorsaison hatten sie mit Rang 4 und der Champions-League-Qualifikation abgeschlossen. Mehr Fallhöhe war selten.

Vier der Tabelle nach schlagbare Gegner bis Weihnachten, bevor zum Abschluss der Hinrunde am 13. Januar Aufsteiger Heidenheim nach Müngersdorf kommt: Der FC kann sich mit einem Zwischensprint aus der größten Not befreien. Doch der Trainer sieht vorerst nur die Aufgabe am Freitag, ein Punkteziel bis Weihnachten formuliert Baumgart nicht. „Wir haben jetzt ein Auswärtsspiel, dann das schwere Spiel gegen Mainz. Wir müssen versuchen, den einen oder anderen hinter uns zu lassen. Aber selbst wenn wir jetzt noch zwei Spiele gewinnen, bleibt unsere Ausgangsposition schlecht.“

In Darmstadt erwartet die Kölner ein hartes Duell, die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht liegt im Fairness-Ranking auf dem letzten Platz: Vier Rote und 32 Gelbe Karten stehen für die Hessen bislang zu Buche, die Kölner dagegen haben die zweitwenigsten Gelben Karten der Liga gesehen (17), dafür aber ebenfalls schon zweimal Gelb-Rot. „Sie spielen aggressiv, aber nicht unfair. Allein weil mein Klaus da spielt, ist man ja automatisch mit 15 Gelben Karten dabei, obwohl er kein unfairer Spieler ist“, beschreibt Steffen Baumgart seinen ehemaligen Schützling Klaus Gjasula. Der brachte es in der Saison 2019/20 fertig, im Trikot des SC Paderborn in 29 Einsätzen 17 Gelbe Karten zu sammeln – „jede verdient“, wie Baumgart feststellte.

30 Punkte könnten in dieser Saison für die Rettung genügen

Gjasula hat sich in dieser Saison zwar bereits beim 0:8 gegen die Bayern eine Rote Karte eingehandelt, doch ansonsten spielt er bislang ungewöhnlich vorsichtig: Nach sechs Einsätzen ist er noch ohne Verwarnung. Kaum vorstellbar, dass es am Freitagabend dabei bleibt. „Es wird viel um Zweikämpfe gehen. Wenn ich die Wetterprognose sehe, wird eine Menge Mentalität gefordert sein. Es wird knallhart zur Sache gehen“, sagt Baumgart.

Als Punkteziel schwebt über den Kölnern eine Zahl, von der man heute noch nicht weiß, wie groß sie sein muss. Jede Ausbeute, die für Platz 15 und damit den direkten Klassenerhalt genügt, würde am Geißbockheim großen Jubel auslösen. „Wenn wir mit 30 Punkten in der Liga bleiben, ist mir das auch recht. Wir müssen weiter Punkte holen, denn wir haben zu wenige. Wir müssen uns über die Leistung belohnen, das haben wir zu selten gemacht“, beschreibt Baumgart.

Im Spiel beim FC Bayern sah Klaus Gjasula nach einer Notbremse glatt Rot. Es war die erste Karte des Kartenkönigs der Bundesliga.

Im Spiel beim FC Bayern sah Klaus Gjasula nach einer Notbremse glatt Rot. Es war die erste Karte des Kartenkönigs der Bundesliga.

Seit Wiedereinführung der Relegation in der Saison 2008/09 reichten nur zweimal weniger als 30 Punkte, der Schnitt für die direkte Rettung liegt bei leicht über 33 Zählern. Angesichts der Zweiteilung der Liga könnten in der aktuellen Saison jedoch wieder einmal weniger als 30 genügen. Doch auch diese Marke wird der FC bei weitem nicht erreichen, sollte sich die Ausbeute nicht bald erhöhen. „Wenn wir keine Spiele gewinnen, brauchen wir nicht zu gucken, was die anderen machen. Nur gut zu spielen, reicht nicht. Wir müssen Ergebnisse einfahren“, beschreibt Baumgart. Wobei gute Spiele ein Anfang wären.

Gegen die Bayern probierte es der Trainer mit einer neuen taktischen Variante und ließ eine Dreierkette verteidigen, was zu einem 20-minütigen Chancenfestival der Münchner führte, aber nur den letztlich entscheidenden Treffer Harry Kanes zum 1:0-Endstand zur Folge hatte. Baumgart erweiterte die Dreier- später konsequent zur Fünferkette und stellte in der Schlussphase noch zurück auf die gewohnte Viererkette. Es war bei aller Erfolglosigkeit eine taktische Leistungsschau des Trainers, der sich mit zweieinhalb Jahren Anlauf nun neue Möglichkeiten verschafft hat. „Im Moment ist alles eine Option“, sagte Baumgart: „Zuletzt hieß es ja, der Gegner wisse immer schon vorher, wie wir spielen. Das versuche ich jetzt mal etwas zu verändern.“

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