Bayer 04 JubeltPatrik Schick nimmt Trainer Bosz mit seinem Tor aus der Schusslinie

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Bayer Gladbach

Die Leverkusener Spieler mit Torschütze Patrik Schick (links) feiern den Sieg.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen steht vor der ruhigsten Woche seit langer Zeit. Kein Pokalspiel und keine eskalierende Krisendiskussion stört die Vorbereitung auf das nächste Spiel am kommenden Sonntag gegen Arminia Bielefeld. Der 1:0-Sieg der Werkself bei Borussia Mönchengladbach nach Wochen ohne Erfolgserlebnis war das Ereignis, von dem sich alle den Beginn der Wende erhoffen. Platz vier ist plötzlich nur noch drei Punkte entfernt. „Trotzdem ist es nur ein Schritt“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Sonntag, „intern hat sich für uns nichts verändert. Entscheidend wird sein, wo wir am 22. Mai nach dem letzten Spiel stehen.“

Die Arbeit von Peter Bosz wird nach dem frühen Aus in beiden Pokal-Wettbewerben entscheidend daran gemessen, werden, ob er die Champions League erreicht oder nicht. Kurzfristig hat er bewiesen, dass er die Mannschaft in einer psychisch und personell schwierigen Situation mit seiner Vorstellung des Fußballs erreicht. Beim Duell zweier Klubs, die im Januar und Februar meilenweit von ihrem Anspruch entfernt Fußball gespielt haben, begann die Werkself selbstbewusst und offensiv. „Wir haben nicht wie eine Mannschaft gespielt, die eine Krise hat“, erklärte Peter Bosz, der das Vertrauen in seiner Startelf auf eine sehr selten gewordenen Weise unterstrich. Er verzichtete bis zur letzten Sekunde auf Auswechslungen. In einem Spiel, das mittlerweile fünf Personalwechsel erlaubt, eine mittlere Sensation. „Man darf auswechseln“, sagte der Niederländer nachher, „aber man muss nicht auswechseln.“

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Bis zum Tor in der 76. Minute hätte das Spiel in jede Richtung laufen können. Die personell wie Bayer 04 geschwächten Gastgeber, bei denen unter anderem Kapitän Lars Stindl (gesperrt), Jonas Hofmann und Christoph Kramer (beide verletzt) fehlten, hatten sich zu Beginn der zweiten Halbzeit eine kleine Überlegenheit erarbeitet und sich nach knapp einer Stunde bereits über einen Elfmeter gefreut (Frimpong foulte Thuram), allerdings war Lazaro zuvor im Abseits gestanden und die Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Siebert wurde durch den VAR kassiert. Dann ereignete sich die Szene, die das Spiel entschied.

Jonathan Tah eroberte im Mittelfeld den Ball entschlossen von Hannes Wolf, spielte ihn zu Nadiem Amiri, der ihn in den Lauf von Moussa Diaby legte. Mit seinem Doppelturbo schüttelte der Franzose alle Verfolger ab und tauchte halbrechts im Strafraum frei vor Yann Sommer auf. Der Gladbacher Torhüter hatte zuvor schon ein direktes Duell mit Diaby für sich entschieden, und ihm gelang es auch diesmal, den Schuss des Leverkuseners mit einem Reflex abzuwehren. Der Ball landete aber genau vor den Füßen von Mittelstürmer Patrik Schick, der ihn abgebrüht an allen verzweifelten Gladbachern vorbei mit dem linken Außenrist neben den Pfosten ins Tor schoss.

Danach verteidigte die Werkself ohne frische Kräfte entschlossen. Und Torwart Lennart Grill krönte seine fehlerlose Leistung bei seinem zweiten Startelfeinsatz, als er in der Nachspielzeit einen Schuss von Ginter mit einer schönen Parade über das Tor lenkte. Zwei Spiele noch wird der U-21-Nationaltorhüter, den Bayer 04 im Sommer mit Fantasie aus Kaiserslautern geholt hatte, das Bayer-Tor mindestens noch hüten. Mit einer Rückkehr von Lukas Hradecky (Achillessehnenprobleme) ist erst nach der Länderspielpause im April zu rechnen. Warum der 22-Jährige so lange die Nummer drei war im internen Ranking, ehe Niklas Lomb durch seine Patzer in Augsburg und gegen Bern wieder weichen musste, wird immer schwerer erklärbar. „Er musste sich an alles gewöhnen, die höhere Geschwindigkeit und Intensität. Das hat eben seine Zeit gedauert“, erklärt Simon Rolfes.

Am Ende saß ein erleichterter Trainer neben einem bedrückten. Peter Bosz steht mit dem Sieg vor Wochen, in denen er das letzte Ziel mit einem vielseitigen Kader aus eigener Kraft erreichen kann. Der Kollege Marco Rose, der seit der Bekanntgabe seines Wechsels nach Dortmund alle fünf Pflichtspiele verloren hat, wird zwar von Sportdirektor Max Eberl („Er bleibt unser Trainer“) weiterhin massiv beschützt. Das Ende der Saison ist allerdings noch zehn Spiele entfernt. Und die werden ohne Siege sehr anstrengend.

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