„So geht es ja nicht“Bayer-Boss Rudi Völler kritisiert die Uefa deutlich

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Rudi Völler

Köln – Als der Flug mit Nummer X3 8904 der Fluggesellschaft Tuifly am Mittwoch um 15.30 Uhr vom Flughafen Köln-Bonn abhob, hatte Bayer 04 Leverkusen alles mit an Bord: Die Profi-Mannschaft, den Tross ihrer Trainer, Betreuer und Mediziner, Funktionäre, Ex-Funktionäre, exklusive Personen, die das Vip-Angebot des Werksklubs zum Europa-League-Hinspiel bei den Glasgow Rangers gebucht hatten. Und Zweifel. Eine große, schwer fassbare Menge Zweifel. Sicher schien 30 Stunden vor Anpfiff der Begegnung in Schottlands größter Stadt nur, dass diese Partie das für lange Zeit letzte Spiel der Werkself vor großem Publikum sein wird. Knapp 50.000 Zuschauer werden im Ibrox Stadium erwartet. Die lokalen Behörden haben, anders als im größten Teil Deutschlands, noch kein Zuschauerverbot wegen Corona verhängt.

„Jetzt ist die Uefa am Zug - sie muss entscheiden, wie es weitergeht“

Aber keiner weiß, wie es danach weiter gehen wird. Das Rückspiel soll sieben Tage später in der Bay-Arena vor leeren Rängen stattfinden. Zwei Paarungen des Wettbewerbes wurden abgesagt: AS Rom gegen den FC Sevilla und FC Getafe gegen Inter Mailand im europäischen Hauptinfektionsgebiet Norditalien. Wo das Rückspiel des FC Basel gegen Eintracht Frankfurt stattfinden kann, weiß aktuell noch niemand. „Jetzt ist die Uefa am Zug“, sagt Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler, „sie muss entscheiden: Wie gehst du mit dem Wettbewerb um. Was machst du mit den nächsten Runden? Was machst du mit der Europameisterschaft? Das sind alles Fragen, die sich die Uefa stellen muss.“ Völler warnt davor, alles den nationalen Ligen zu überlassen. „Alleine die beiden ausgefallenen Spiele morgen, wann sollen die nachgeholt werden? Die Uefa muss jetzt klare Kante zeigen, wie es weitergehen soll, weil so geht es ja nicht.“

Die Bundesliga wird genug damit zu tun haben, selbst zu einer einheitlichen Linie zu finden. „Die europäischen Probleme haben ja Auswirkungen auf den nationalen Fußball. Am Montag Vormittag gibt es eine außerordentliche Mitgliederversammlung der DFL in Frankfurt mit allen Vereinen, da werden alle zusammen diskutieren und entscheiden müssen, was das Beste ist für den deutschen Fußball“, sagt Völler.

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Unsicherheit herrscht auch darüber, wie man mit den Fußball-Profis selbst umgeht. Die Infektion eines einzigen Mitgliedes im Profi-Tross könnte dafür sorgen, dass alle, inklusive der Mannschaft, in Quarantäne müssen. „Da bin ich natürlich auch auf den Rat der Mediziner angewiesen“, sagt Völler. Aber eine völlige Abschottung wird schon deshalb nicht möglich sein, weil viele Spieler Familie und enge Freunde haben.

Angesichts dieser Ungewissheiten hat die Vorbereitung auf dieses vermutlich für lange Zeit letzte normale Fußballspiel etwas Therapeutisches. Man kann sich mit Aufstellungsfragen und Taktik beschäftigen. Beides wird Trainer Peter Bosz bis Donnerstagnachmittag tun, weil nach Kevin Volland (Syndesmose) und Sven Bender (Innenbandanriss im Knie) auch Mittelstürmer Lucas Alario (Schulterprobleme) ausfällt. Auch Dailey Sinkgraven (Halsentzündung) ist nicht mit nach Glasgow geflogen.

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