Kommentar zu GeisterspielenSpäte Vernunft der gewaltigen Maschine

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Fußball vor einer Geisterkulisse: Das Foto stammt von der Partie AC Mailand gegen Genua vom  vergangenen Sonntag. 

  • Die Corona-Krise hat auch gewaltige Auswirkungen auf die gewaltige Maschinerie Profifußball in Deutschland.
  • Mit dem Geister-Derby am Mittwochabend zwischen Mönchengladbach und Köln wird es beginnen – aber nicht enden.
  • Die Verantwortlichen reagierten spät – aber richtig. Ein Kommentar.

Köln – Der Profifußball hält nur selten inne, die Maschine muss laufen, denn jede Pause könnte die Emotion abreißen lassen und kostet zudem sagenhafte Summen. Bis der Fußballbetrieb seine Abläufe verändert, muss viel geschehen. Und selbst wenn viel geschieht wie in diesen Tagen, reagiert der Profisport nur mit Verzögerung.

Derby als Geisterspiel

Die Partie des 1. FC Köln in Mönchengladbach am Mittwoch wird die erste sein, die in der Geschichte der Bundesliga ohne Publikum ausgetragen wird. Viele werden in den kommenden Wochen folgen, eine Maßnahme ohne Alternative. Es gilt schließlich, die Fallzahlen grundsätzlich einzudämmen und außerdem zu verhindern, dass sich zu viele Menschen auf einen Schlag anstecken und die Gesundheits- und Sozialsystem zum Kollaps zu bringen. Die Infektionswelle muss dringend gestreckt werden. In einem Umfeld mit exponentiellem Wachstum bedeutet jeder, der sich daheim auf der Couch eben nicht infiziert, in der Schlussrechnung einen riesigen Hebel.

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Darauf zu verzichten, ein Fußballspiel mit zigtausend Menschen durchzuführen, zu dem man in überfüllten Verkehrsmitteln mit schlechter Belüftung reisen muss, folgt daher einer unausweichlichen Logik. Denn die Gesellschaft ist längst nicht an dem Punkt, an dem sie mit Brot und Spielen von ihrem drohenden Untergang abgelenkt werden muss.

Immerhin finden die Spiele statt, die Dynamik des sportlichen Wettbewerbs bleibt damit vorerst erhalten. Allerdings werden Liga und Politik zu klären haben, wie mit den entgangenen Einnahmen der Klubs umgegangen wird. Jedes Heimspiel ohne Publikum bedeutet für die Vereine riesige Verluste. Für die einen weniger, für andere mehr – und für manche könnten die ausbleibenden Einnahmen nicht nur Probleme im derzeitigen Lizenzierungsverfahren bedeuten. Sondern die Existenz bedrohen. Da die Profiklubs unterschiedlich abhängig sind von ihrem Spielbetrieb, droht eine ungleiche Verteilung der Last. Darauf wird zu reagieren sein.

Wettbewerbsnachteile entstehen

Die Entscheidung, zunächst ohne Publikum zu spielen, gleichzeitig jedoch den Wettbewerb im Rahmen der Möglichkeiten fortzusetzen, ist die richtige. Allerdings darf diese späte Vernunft nicht dazu führen, dass Vereinen daraus Wettbewerbsnachteile entstehen. Politik und Verbände sind aufgefordert, eine Lösung zu finden.

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