Trainer Kasper Hjulmand bleibt unbesiegt, zeitweise spielt sein Team sogar Xabi-Alonso-Fußball. Und bei Alejandro Grimaldo gibt es Entwarnung.
Überzeugender Sieg gegen Union BerlinSaisonbestleistung für Bayer 04 Leverkusen

Gruppenkuscheln mit Leverkusens Torschützen Christian Kofane (vorne)
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Eine Fan-Freundschaft dürfte so schnell nicht entstehen zwischen den Anhängern von Bayer 04 Leverkusen und denen des 1. FC Union Berlin. Vielmehr wurde während der Bundesliga-Partie am Samstagnachmittag in der Bay-Arena das Fundament für eine intensive Antipathie gelegt. Ursache ist das Verhalten des Anhangs der Eisernen kurz vor der Pause, das sogar den von Natur aus emotionalen Trainer Steffen Baumgart zur Intervention bewegt hatte.
Vor der Nordkurve war Leverkusens Kapitän Alejandro Grimaldo nach einer Kollision mit Teamkamerad Christian Fofane blutend zu Boden gegangen. Es war offensichtlich, dass es dem Spanier nicht gut ging – spätestens als Rettungssanitäter mit einer Trage herbeieilten. Dennoch skandierten die Berliner Fans im Kollektiv „steh auf, du Sau!“ Bayers Nordkurve zeigte verständlicherweise Entrüstung und war auch nach Baumgarts energischer Intervention kaum zu beruhigen. Leider wurde wenig später Gleiches mit Gleichem vergolten – und Leverkusens Anhang nutzte die identischen Worte, als Derrick Köhn nach einem Zusammenprall zu Boden ging. „Wir sind alle emotional, und zwar alle Blöcke“, gab sich Baumgart diplomatisch.
Alejandro Grimaldo reist nach Untersuchung zum Nationalteam
Zwar wurde Grimaldo nach Entscheidung der Ärzte in der Pause ausgewechselt, er selbst hatte weiterspielen wollen. Doch ernsthaft verletzt hatte sich der spanische Edeltechniker nicht – weshalb das Geschehene auch nur als fader Beigeschmack von Bayer 04 Leverkusens mit Abstand bester Saisonleistung zu werten ist. Denn nach dem verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg über Union schlenderte Grimaldo mit einem weißen Pflaster auf der Stirn durch die Katakomben der Bay-Arena, gab selbst Entwarnung und machte sich am Sonntag nach Klub-Angaben im Anschluss an eine „eingehende neurologische Untersuchung“ auf in Richtung Nationalmannschaft.
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Sanitäter tragen dem am Kopf verletzten Alejandro Grimaldo vom Feld
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Der Großteil der Leverkusener Profis ist die kommenden eineinhalb Wochen auf Länderspielreise – und das mit neuem Selbstvertrauen. Denn dank des Sieges hält Bayer 04 Kontakt zur Tabellenspitze. Die Werkself darf dazu erstmals in der Saison nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit der Spielweise fast rundum zufrieden sein. „Heute haben wir so gespielt, wie wir spielen wollen“, sagte Offensivmann Malik Tillman, „das ist ein großer Schritt nach vorne“. In einigen Phasen erinnerte der Auftritt an die titelgekrönte Zeit unter Xabi Alonso.
Ernest Poku und Christian Kofane erzielen die Tore
Nach einer frühen Parade von Mark Flekken (10.) übernahm Bayer 04 das Spielgeschehen und erarbeitete sich immer wieder Chancen. Nach einem Bilderbuch-Angriff über Aleix Garcia und Lucas Vazquez belohnte Ernest Poku die Werkself in der 33. Minute mit dem 1:0. „Man merkt, dass das Selbstvertrauen in der Mannschaft wächst, dass die Verbindungen wachsen. Das macht dann richtig Spaß, von hinten der Mannschaft zuzuschauen“, befand Keeper Mark Flekken. Sein Aussetzer seines Gegenübers leitete das 2:0 ein: Frederik Rönnow hatte in der 49. Minute aus dem eigenen Fünfer einen Drei-Meter-Pass genau in den Fuß von Christian Kofane gespielt. Der 19 Jahre alte Kameruner ließ sich nicht zweimal bitten und erzielte sein erstes Bundesliga-Tor – zuvor hatte der Angreifer, der den verletzten Patrik Schick vertritt, bereits im DFB-Pokal und der Champions League getroffen. Kofane präsentiert sich für sein Alter erstaunlich abgeklärt.
„Nach der Führung haben wir unsere Identität gezeigt und waren weiter proaktiv“, lobte Trainer Kasper Hjulmand, der schon beim 1:1 in der Champions League gegen PSV Eindhoven unter der Woche positive Ansätze gesehen hatte. „Wir haben mit sehr viel Qualität gespielt. Auch die Spieler von der Bank haben einen super Job gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit den Schritten.“ Der Däne ist in seinen ersten sechs Pflichtspielen noch unbesiegt – das war nicht einmal Xabi Alonso gelungen. Roger Schmidt konnte vor elf Jahren eine ähnlich starke Bilanz vorweisen.
Nach der Länderspielpause warten Mainz und Paris
Viele Wochen lang hatte Leverkusen mit seiner Leistung und den Ergebnissen gehadert, doch inzwischen zahlt sich der frühe Trainerwechsel von Erik ten Hag zu Hjulmand in beiden Bereichen eindeutig aus. „Als Team haben wir heute ein sehr gutes Spiel gemacht. Ein guter Schritt nach vorn“, lobte Tillman. „Wir wollen den Ball laufenlassen, wir wollen Gegner dominieren, Chancen kreieren, Tore machen und am Ende des Tages gewinnen.“ Das Spiel sei ein „guter Boost für unser Selbstvertrauen“.
Und das braucht Bayer 04 Leverkusen nach der Länderspielpause reichlich. Am 18. Oktober möchte die Werkself beim FSV Mainz 05 an den Liga-Aufschwung anknüpfen. Drei Tage später wartet dann die wohl größtmögliche Herausforderung im Vereinsfußball – in der Champions League ist Titelverteidiger Paris Saint-Germain zu Gast in der Bay-Arena.