Neuzugang im AngriffWas Bayer 04 Leverkusen von Patrik Schick erwartet

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Patrik Schick im Trikot von RB Leipzig

  • Nach den Abgängen von Kevin Volland (AS Monaco) und Kai Havertz (FC Chelsea) hat Bayer 04 Leverkusen einen neuen Stürmer gefunden: Patrik Schick wechselt zum Werksklub.
  • Rund 27 Millionen Euro kostet der Tscheche, der in der abgelaufenen Bundesliga-Saison für RB Leipzig gespielt und in 22 Bundesliga-Partien zehn Tore erzielt hat.
  • Was in Leverkusen vom Neuzugang erwartet wird und wie Sportdirektor Simon Rolfes zu weiteren Transfers steht.

Leverkusen – Patrik Schick hat am Mittwoch in der BayArena erstmals zu seinem neuen Publikum gesprochen. Das war Teil des ersten Arbeitstages für den tschechischen Stürmer nach seiner Vertragsunterschrift in Leverkusen. Dass er gedenkt, hier lange zu bleiben, verrät die Laufzeit des Papiers bis ins Jahr 2025. Die Eindrücke der turbulenten ersten 24 Stunden waren bestens.

„Amazing“ war das Wort, das Schick in der noch auf Englisch geführten Konversation am häufigsten benutzte. Das Stadion, der Klubs, die Kollegen, die Trainingsmöglichkeiten, die medizinische Abteilung, alles empfand der 24-Jährige als „amazing“, zu deutsch: super, hervorragend, toll.

Zuvor in Italien und Leipzig

Schick hat Vergleichsmöglichkeiten, denn er hat bereits bei drei großen Klubs gespielt: Sampdoria Genua, AS Rom und in einem Leih-Jahr bei RB Leipzig. Vor allem in Genua und Sachsen hat er mit seiner Mischung aus Technik, Eleganz und Zielstrebigkeit überzeugt. Bei der AS Rom, die vor zwei Jahren 42 Millionen Euro für den Prager ausgab, fand er sich neben dem Superstar Edin Dzeko im Sturm allerdings nicht so zurecht.

„Ich wollte unbedingt in der Bundesliga bleiben“, sagte Schick am Mittwoch, „und da ich mit Leipzig zu keiner Einigung kam, bin ich in Leverkusen gelandet. Ich mag den Klub, seine Ambitionen, seine Art zu spielen.“ Letzte Zweifel, so es sie gab, räumte der Landsmann Michal Kadlec (35) aus, der von 2009 bis 2013 in Leverkusen spielte und seine Karriere in der Heimat ausklingen lässt. Schick: „Er hat mich zu diesem Schritt ermuntert und mir die Entscheidung noch leichter gemacht.“

Havertz-Transfer brachte Geld

Hilfreich war natürlich auch das flüssige Geld, über das Bayer 04 nach dem 100-Millionen-Euro-Transfer von Kai Havertz und dem Abgang von Kevin Volland (für rund 15 Millionen Euro zur AS Monaco) verfügt. Da waren die rund 27 Millionen Euro für Schick kein Problem. Er ist damit zum zweitteuersten Bayer-Einkauf nach Kerem Demirbay (32 Millionen Euro) im Vorjahr geworden.

„Wir wollten hier schnell Klarheit haben“, erklärt Sportdirektor Simon Rolfes dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „diese Position war uns sehr wichtig.“ Schick bezeichnet sich selbst „Nummer 9“, als klassischen Mittelstürmer, der auch in einem System mit zwei Spitzen spielen kann. „Wir versprechen uns sehr viel von ihm, er bringt hervorragende Voraussetzungen mit“, sagt Simon Rolfes über den 24-Jährigen, der in Leipzig nach langer Verletzung zehn Tore in 22 Bundesligaspielen erzielte und physisch noch nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt ist.

Wirtz soll Chance bekommen

Allerdings soll Schick nur der erste in einer Reihe von geplanten Transfers sein, bei denen sich Bayer 04 allerdings nicht in die Karten schauen lassen will. Klar ist, dass keine klassische Nummer 10 vom Typus Kai Havertz verpflichtet werden soll. Hier wird man in der kommenden Saison den ehemaligen Kölner Jugendspieler Florian Wirtz (17) häufiger sehen, dem die Experten einen weiteren großen Schritt prophezeien. Ihm traut man langfristig die Position hinter den Spitzen auf allerhöchstem Niveau zu. Diesen Platz jetzt mit einem teuren Transfer zu besetzen, ist deshalb keine Überlegung.

„Natürlich versuchen wir, noch etwas zu machen“ sagt Rolfes. „Es geht darum, bis zum 5. Oktober die sich ergebenden Möglichkeiten zu nutzen. Dieser Transfersommer ist durch Corona natürlich stark beeinflusst.“ Bayer 04 gilt nach dem teuersten Transfer eines deutschen Fußballprofis als Klub, der nahezu alle Ablösen bezahlen kann, was besonders die guten Spieler noch teurer macht, wenn sie keine Klauseln im Vertrag stehen haben.

Mannschaft nicht in Top-Form

Der Werksklub ist deshalb, wie zuletzt bei Julian Draxler (Paris St. Germain) Spekulationsziel für wechselwillige Profis geworden, die sich im Corona-Sommer keiner leisten kann. „Wir verfügen schon über eine gute Mannschaft“, sagt Rolfes deshalb abwehrend, „wir haben viele gute Spieler, und von dem einen oder anderen erwarte ich auch noch eine Steigerung.“

Die Verantwortlichen wissen aber auch, dass sie zum Saisonstart nach dem durch Corona und Europapokal zweimal unterbrochenen Frühjahr/Sommer keine Mannschaft in der Nähe ihrer maximalen physischen Belastbarkeit haben werden. Das Pokalspiel gegen Norderstedt (Sonntag, 15.30 Uhr) sollte noch kein größeres Problem darstellen. Der Saisonauftakt in Wolfsburg und gegen Leipzig schon eher. Beides sind Top-Teams der Liga mit enormer physischer Präsenz.

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Der Sportdirektor verlangt deshalb: „Wir werden uns vielleicht in die Saison hineinkämpfen und klug mit unseren Kräften umgehen müssen.“ Selbst Patrik Schick wird der Mannschaft nicht sofort helfen können. Noch am 18. August hat er mit Leipzig das Champions-League-Halbfinale gegen Paris gespielt. Nach einem Mini-Urlaub war er Teil der tschechischen Nationalmannschaft, die von einem Corona-Fall betroffen war und fast komplett in Quarantäne gezwungen wurde. Er selbst hat sie erst am Montag verlassen. „Im Pokal werde ich nicht spielen können, ich muss langsam anfangen“, erklärte der Stürmer am Mittwoch, „für den Bundesligastart gegen Wolfsburg könnte es aber reichen.“ 

Was von ihm in Leverkusen nach dem Abgang der Top-Torschützen Kai Havertz und Kevin Volland erwartet wird, liegt auf der Hand. „Von mir werden Tore  erwartet“, sagt Schick, „aber ich bin auch ein Torjäger. Wenn ein Spiel beginnt ist mein erster Gedanke immer, dass ich ein Tor schießen will.“

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