Lange außen vorDarum startet Leverkusens Rakete Moussa Diaby jetzt durch

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moussa diaby freiburg

Moussa DIaby stand gegen den SC Freiburg 90 Minuten auf dem Platz und war Leverkusens Bester.

Leverkusen – Manchmal brauchen Dinge eben ihre Zeit. Als Peter Bosz, Trainer von Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen, vor dem Champions-League-Spiel gegen Atlético Madrid gefragt wurde, warum Neuzugang Moussa Diaby wiederholt keine Chance bekomme, antwortete der Niederländer, dass „das jetzt nicht hierhin gehört.“ Für den französischen Stürmer standen bis dahin 72 Pflichtspielminuten für Bayer auf dem Tacho. Einen Monat später hat sich das Blatt gewendet. Wenn Bosz nun Fragen zu dem 20-Jährigen gestellt bekommt, kann er lächelnd über ein großes Talent berichten, das nun endlich in der Bundesliga angekommen zu sein scheint.

15 Millionen Euro hatte sich Bayer Leverkusen den französischen Nachwuchsstürmer im Sommer kosten lassen. Diabys Ausbildungsverein Paris Saint-Germain musste schnell Geld einnehmen, um Strafen aufgrund des Financial Fair Play zu vermeiden. Und weil der Scheich-Klub natürlich nicht sein Tafelsilber auf die Transferliste setzen wollte, stellte der damalige Sportdirektor Antero Henrique die Zukunft des Vereins ins Schaufenster: Diaby und Timothy Weah, Sohn von Ex-Paris-Stürmer George Weah, ein Klubheiliger in Paris.

Tuchel wollte Diaby unbedingt behalten

Leverkusen schnappte sich Erstgenannten. Überragende Schnelligkeit, sehr solide Technik, gute Übersicht, ein guter linker Fuß. Laut der französischen „L’Équipe“ waren weder der kurz darauf verpflichtete Henrique-Nachfolger Leonardo, noch Trainer Thomas Tuchel mit diesem Transfer einverstanden. Aus dem Umfeld von Tuchel hatte die Zeitung erfahren, dass der deutsche Trainer Diaby unbedingt behalten wollte. Dass er viel von dem jungen Offensivmann hält, zeigt auch dessen Einsatzstatistik in der vergangenen Saison. 25 Ligaspiele bestritt er für Paris, davon zehn von Beginn an.

Anfang November sah es so aus, als würde Diaby in dieser Saison nicht annähernd auf diese Zahlen kommen. Nach einer guten Vorbereitung war er außen vor. Wenn Peter Bosz doch mal etwas über Diaby sagte, predigte er Geduld: „Er ist ein sehr junger Spieler, der in einem neuen Verein und einem neuen Land ist. Er spricht nur Französisch, kein Englisch. In der Mannschaft haben wir sonst niemanden, der Französisch spricht.“ Zudem war Bosz unzufrieden mit Diabys taktischem Verhalten, vor allem in der Rückwärtsbewegung.

Diaby nutzt seine Chance

Als die Geduld öffentlich langsam zu bröckeln begann, bekam Diaby seine Chance. Am 10. November kam er in Wolfsburg zur zweiten Hälfte auf den Platz. Und konnte überzeugen. Als Peter Bosz sechs Tage später einen Ersatz für den verletzten Kai Havertz suchte, fand sich Diaby gegen den SC Freiburg in der Startelf wieder. Es war der Franzose, der beim aufgrund miserabler Chancenverwertung 1:1 endenden Spiel herausstach, nicht nur aufgrund seines Treffers. Freiburgs Trainer Christian Streich sagte hinterher über den nur 1,70 Meter großen Franzosen: „Als ich die zweite Halbzeit in Wolfsburg sah, habe ich schon befürchtet, dass er gegen uns von Beginn an spielen würde.“

Bei Lokomotive Moskau und Bayern München bekam Diaby seine nächsten Startelf-Chancen. Und so sehr die Fußball-Welt sich nach dem glücklichen 2:1 in München auf den Doppel-Torschützen Leon Bailey stürzte: Es war auch Diaby, der dem Rekordmeister Probleme bereitete. Nachdem der 20-Jährige in den ersten Wochen nur fünf Prozent aller Pflichtspielminuten absolviert hatte, verpasste er seit besagter Halbzeitpause in Wolfsburg keine Sekunde.

Geduld zahlt sich nun aus

Der schnelle Franzose scheint nach einem Stotterstart nun endlich die Gangschaltung und die Überholspur gefunden zu haben. Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes hatte immer betont: „Wir haben die Neuen auf lange Sicht verpflichtet, nicht nur für zwei Monate.“ Die Geduld hat sich ausgezahlt.

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