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Interview

„Hätte mehr von Alonso erwartet“
Jonas Hofmann hat möglichen Weggang von Bayer 04 abgehakt

3 min
Bayers Jonas Hofmann im Testpiel gegen Flamengos U20 im Trainingslager in Rio de Janeiro.

Bayers Jonas Hofmann im Testpiel gegen Flamengos U20 im Trainingslager in Rio de Janeiro.

Bayers Jonas Hofmann spricht im Interview über seine Reservistenrolle und die Chancen unter dem neuen Coach Erik ten Hag.

Herr Hofmann, Sie haben schon eine Woche länger trainiert als die Nationalspieler von Bayer 04 Leverkusen. Wie viel Vorsprung konnten Sie sich erarbeiten?

Je länger man auf dem Platz mit dem Ball steht, desto besser ist es. Mir waren die Abläufe des Trainers daher schon vertraut, das hilft. Ich bin aber auch froh, dass jetzt alle wieder da sind. Da steigt das Niveau.

Sie hatten nach Ihrem Wechsel vor zwei Jahren einen sehr starken Start in Leverkusen, es folgte eine ordentliche Rückrunde und der Doublesieg. Das vergangene Jahr wirkte dann verschenkt. Wie ist ihr Blick auf diese zwei Jahre?

Es immer noch so, dass ich sehr, sehr glücklich bin, damals gewechselt zu sein, weil ich zwei Titel gewonnen habe. Die vergangene Saison packe ich persönlich in eine Kiste und will sie gar nicht wieder rausholen. Es war schon sehr enttäuschend für mich, was da passiert ist und wie es abgelaufen ist. Das ist nicht mein Anspruch. Ich bin schon lange dabei. Dass man mal ein Loch hat, ist schon in Ordnung, aber dass man über eine ganze Saison so wenig Spielzeit bekommt, hinterließ bei mir natürlich kein schönes Gefühl. Aber ich gucke jetzt lieber in die Zukunft.

Ich muss dennoch noch einmal nachfragen: Sie hatten bereits während der Saison die Kommunikation mit Trainer Xabi Alonso kritisiert. Was hätte anders laufen müssen?

Ich erwarte von einem Trainer, dass er, wenn ihm etwas auffällt, es direkt anspricht. Ich erwarte offene und direkte Kommunikation. Länger als zwei Wochen sollte ein Trainer damit nicht warten, weil ich als Trainer die Spieler doch in Top-Verfassung haben möchte, um auch das Trainingsniveau zu heben. Es braucht immer Konkurrenzkampf, das ist klar. Ich hätte da vom Trainer ein bisschen mehr erwartet.

Aufgrund der vergangenen Saison standen die Zeichen auch auf Trennung. Dann kam der Trainerwechsel zu Erik ten Hag. Wie bewerten Sie jetzt Ihre Situation, was die persönliche Zukunft betrifft?

Neuer Trainer, neue Chance. Ich bin ein Kind der Bundesliga. Ich kämpfe mich wieder ran. Es ist immer noch so, dass ich bei Bayer Leverkusen bei einem der besten Vereine in Deutschland spiele. Ich fühle mich wohl, aber unter Xabi Alonso hätte ich mich wahrscheinlich mit einem Wechsel beschäftigt.

Der neue Trainer Erik ten Hag gibt Anweisungen. Jonas Hofmann (Mitte) und Aleix Garcia hören zu.

Der neue Trainer Erik ten Hag gibt Anweisungen. Jonas Hofmann (Mitte) und Aleix Garcia hören zu.

Sie haben auch schon in der Sommerpause Bilder aus dem Fitnessstudio gepostet. Wie bewerten Sie Ihren Fitnesszustand?

Ich fühle mich topfit, habe echt sehr viel geackert, fast den gesamten Sommer mit einem privaten Coach an Kraft und Schnelligkeit gearbeitet. On top zu dem Programm, was wir von Bayer jeden Sommer mitbekommen. Ich wollte einfach Gas geben. Ich wollte dem neuen Trainer direkt zeigen, dass ich da bin, dass ich, auch wenn ich 33 geworden bin, topfit bin und er auf mich zählen kann.

Es gibt im Kader einen größeren Umbruch. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Kader? Wie sehr sehen Sie sich als Führungsfigur in der Verantwortung?

Wenn du einer der wenigen Älteren bist, rutschst du automatisch in eine Führungsrolle, weil Meinungen eingeholt werden – von Vereinsseite, von Spielern. Ich gebe gerne Tipps und Hinweise. Aber: Man muss natürlich mit Leistung vorangehen, man muss spielen. Deshalb wollte ich schon in der Sommerpause die Basis legen.

Sie gelten als sehr reflektierter Typ. Was haben Sie aus der vergangenen Saison mitgenommen?

Man nimmt immer etwas mit, vor allem aus schwierigen Zeiten. In so einer Phase ist es extrem wichtig, mental stark zu sein. Da gibt es schon auch mal Tage, an denen man richtig genervt ist, zum Training fahren zu müssen. Die Situation war einfach fordernd. Das ist komplett menschlich und völlig normal. Aber man muss auch die Zeit mit der Familie nutzen, um sich mental wieder aufzuraffen, man muss positiv bleiben und den Kopf nicht in den Sand stecken. Wenn ein Trainer ein Problem mit einem hat, darf man sich das Positive an unserem Job nicht nehmen lassen.

Wir haben im vergangenen Sommer im Trainingslager in Donaueschingen über die Nationalmannschaft gesprochen. Kurz nach der EM war ihre Hoffnung groß, wieder zurückzukehren und bei der WM 2026 dabei zu sein. Wie sieht es jetzt aus?

Im Fußball geht es schnell. Aber damit ich habe ich mich weniger beschäftigt. Ich bin weiterhin der Meinung, dass immer die besten Spieler, egal ob jung oder alt, zur Nationalmannschaft berufen werden sollten. Aber dazu muss die Leistung über einen längeren Zeitraum passen. Natürlich werde ich nie Nein sagen, aber erstmal konzentriere ich mich jetzt auf Bayer, da will ich Gas geben und endlich wieder regelmäßig auf dem Platz stehen.