Robert Andrich kokettiert weiter mit einem Wechsel, will sich aber zunächst im Trainingslager bei Bayer 04 Leverkusen durchsetzen.
„Dann kriegt ihr es bestimmt mit“Andrich nimmt Kampf bei Bayer 04 an – kokettiert aber mit Wechsel

Robert Andrich im Trainingslager von Bayer 04 Leverkusen in Rio de Janeiro.
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Robert Andrich und Nationalmannschaftskollege Joshua Kimmich sind gute Freunde, verbrachten in der Sommerpause sogar ein paar Tage mit ihren Frauen in Ibiza. Primär ging es um Erholung, doch so ganz ohne Gespräche über den Fußball liefen die Tage natürlich nicht ab.
Andrich plaudert nach der ersten Trainingseinheit auf den Plätzen von CR Flamengo ein wenig aus dem Nähkästchen, wie der FC Bayern den Druck von Bayer 04 Leverkusen in den vergangenen zwei Spielzeiten so wahrgenommen hat. „Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass wir sehr dazu beigetragen haben, dass die Bayern nach der vergangenen Saison die Meisterschaft mehr gefeiert haben als die zehn Jahre davor“, sagt Andrich mit seinem ihm typischen schelmischen Grinsen im Gesicht. „Wir haben schon unseren Teil dazu beigetragen, dass sie wieder gemerkt haben, was es heißt, Meister werden zu müssen.“
Der Leverkusener Doublegewinn 2024 zeigt also in München nachhaltig Wirkung. Allerdings auch in Leverkusen. Die Ansprüche bei der Werkself sind gestiegen. Das Ziel: Ein neuer Titelangriff in den kommenden Jahren. Doch derzeit befindet sich die Mannschaft in einem großen Umbruch. Andrich ist nach dem Abgang von Jonathan Tah zum FC Bayern einer der dienstältesten Spieler bei Bayer 04, sieht sich auch in der Rolle, nun mehr Verantwortung zu übernehmen.
Andrich lobt Tah, Wirtz und Frimpong
„Natürlich, Jona ist weg, Flo (Wirtz, Anm. d. Red.) ist weg – er war nicht im Mannschaftsrat, war aber auch eine Person, die sehr gut Verantwortung übernommen hat, einfach aus seinem Naturell heraus. Also gehört es dann dazu, dass Leute, die auch schon so Führung übernehmen wollten, vielleicht noch ein bisschen mehr übernehmen müssen“, sagt Andrich. „Wir haben jetzt einen neuen Trainer. Wir starten in die Vorbereitung und jeder hat die Chance, sich zu beweisen und zu zeigen, dass er in die erste Elf will.“
Der Mittelfeldmotor, der sich gegen den abwanderungswilligen Granit Xhaka, Exequiel Palacios und den derzeit verletzten Aleix Garcia im Zentrum durchsetzen möchte, sieht den großen Umbruch im Kader durchaus als Herausforderung. „Man kann Jona, Flo und Jerry (Frimpong, Anm. d. Red.) überhaupt nicht Eins-zu-Eins ersetzen – nicht als Spieler und nicht als Persönlichkeiten. Deswegen muss man schauen, dass wir das anders schaffen. Dafür haben wir ein gutes Team drumherum, das zusammen mit dem Trainer schon eine Idee im Kopf haben wird. Es wird wahrscheinlich noch ein bisschen dauern, bis wir da den ganzen Kader zusammen haben. Aber wir haben genug Zeit und dann wird schon eine sehr gute Mannschaft herauskommen.“
Ob Andrich dann noch an Bord sein wird, ist nicht sicher. Bereits unmittelbar nach Saisonende hatte Andrich angekündigt, einen Wechsel in Betracht zu ziehen, falls er mit dem neuen Trainer nicht klarkommen sollte. „Grundsätzlich habe ich einen Vertrag und ich glaube, jedem ist bewusst, wie sehr ich mich in dem Verein wohlfühle“, hatte Andrich im Mai gesagt: „Es wäre aber trotzdem nicht richtig, wenn ich nicht sagen würde, es ist schon wichtig, wer der Trainer wird und wie der Trainer meine Situation sieht. Das ist auch nichts Verwerfliches.“
Andrich will die Teilnahme an der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko nicht aufs Spiel setzen. An dieser Haltung hat sich nichts geändert. „Wenn ich irgendwie merken sollte, aus welchen Gründen auch immer, der Trainer steht nicht auf mich, oder es passt gar nicht zusammen, dann muss man darüber nachdenken“, sagt Andrich jetzt. „Aber mein Credo ist, hier zu sein, mich durchzusetzen, Nummer eins zu sein in der ersten Elf auf meiner Position. Das ist das Einzige, woran ich denke. Wenn sich daran irgendwann mal was ändern sollte, dann kriegt ihr es bestimmt mit.“
Bisher hat der gebürtige Potsdamer mit seinem Coach Erik ten Hag noch kaum geredet. „Ich kann noch gar nicht so viel über ihn sagen, weil ich habe ihn Montag das erste Mal getroffen habe“, betont Andrich. „Wir waren lange im Flieger, dann hat jeder im Hotel versucht, sich zu akklimatisieren. Wir werden die neun Tage gut nutzen, um uns gegenseitig gut kennenzulernen.“ Danach soll etwas klarer sein, ob Andrich seine Zukunft in Leverkusen, wo er bis 2028 unter Vertrag steht, sieht.