Bayer LeverkusenTrainer Peter Bosz glaubt noch an ein Wunder

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Enttäuschung bei Lukas Hradecky (r.) und Karim Bellarabi nach der dritten Niederlage im dritten Champions-League-Spiel 

Madrid – Der Tross von Bayer 04 Leverkusen, der am späten Dienstagabend dass in Madrid startende Flugzeug in Richtung Köln bestieg, war in gewisser Weise gespalten: in Träumer und Realisten. Jene, die trotz der 0:1-Pleite wenige Stunden zuvor bei Atlético sich noch an der Theorie der Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale klammern. Und jene, die sich den Tatsachen stellen und Platz drei und die Europa League als neues Ziel ausgerufen haben. Zu den Träumern zählen unter anderem Fernando Carro und Peter Bosz. Der Klubchef sagte: „So lange es rechnerisch möglich ist, kann man kämpfen.“ Und der Trainer erklärte: „Es sind noch neun Punkte in der Gruppe zu vergeben. Ich bin ein Kämpfer. Ich werde erst sagen, dass es vorbei ist, wenn es wirklich vorbei ist.“ Zu den Realisten, die wohl in der Überzahl sind, gehören Sport-Geschäftsführer Rudi Völler („Wir müssen gucken, dass wir Dritter werden. Das wird schwer genug, dafür müssen wir in Russland gewinnen“) und Vize-Kapitän Kevin Volland („Für uns kann es jetzt sicherlich in den nächsten drei Spielen nur noch darum gehen, einen Platz in der Gruppe zu klettern“).

Leverkusen verteidigt lange ordentlich

Bayer 04 hatte am Dienstag im Wanda Metropolitano lange sehr ordentlich verteidigt und war 78 Minuten auf einem guten Weg, den so dringend benötigten Punkt zu erkämpfen. Doch die erste größere defensive Unkonzentriertheit wurde vom eingewechselten Alvaro Morata per Kopfballtor bestraft. Weil den Leverkusenern offensiv keine Mittel zur Verfügung standen, um Madrid ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, blieb es beim 0:1. „Im Ansatz hatten wir gute Chancen, die du dann aber mit einem letzten, schlampigen Pass kaputt gemacht hast. Das können wir besser, das ist ein Manko im Moment“, sagte Völler.

Die Niederlage passt in zwei Muster der Werkself, ein neues und ein etwas älteres. In dieser Saison gelingen Bayer 04 bislang keine Siege gegen überdurchschnittliche Mannschaften. Als Beispiele dienen die Partien gegen Dortmund, Leipzig, Turin oder Atlético. Dazu ist Madrid kein gutes Pflaster für die Werkself. Die Partie am Dienstag war das siebte Duell in den letzten neun Jahren. Meist wirkte Leverkusen irgendwie auf Augenhöhe, um gegen die abgezockten Spanier dann doch den Kürzeren zu ziehen – wie in den Königsklassen-Achtelfinals 2015 und 2017. Der in Barcelona geborene Klubchef Carro gibt auch im direkten Teamvergleich den Optimisten: „Wir haben eine gute Mannschaft. Wir können die Spiele so spielen, dass wir sie gewinnen. Wir haben eine Mannschaft auf Augenhöhe mit Atlético Madrid.“

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Die Möglichkeit, diese – Stand jetzt – gewagte These mit Beweisen zu untermauern, bietet sich der Werkself bereits am 6. November, wenn die Mannschaft von Trainer Diego Simeone zum Rückspiel in der Bay-Arena gastiert. Die Partie ist eines von vier Heimspielen in Serie. Zuvor treten Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga (Samstag, 18.30 Uhr/2. November, 15.30 Uhr) und der SC Paderborn im Pokal (29. Oktober, 20.45 Uhr) in Leverkusen an. Diese Spiele werden den Weg weisen für Bayer 04, auch wenn in der Meisterschaft aufgrund der Tabellenkonstellation keine gewaltigen Abstände entstehen können. Doch in DFB- und Europapokal muss Leverkusen die zu Saisonstart formulierten (Titel-)Ambitionen mit Leistung unterfüttern. Sonst könnte die Saison zu einem Flickwerk verkommen, wie die vergangene Hinserie unter Trainer Heiko Herrlich. Anzeichen dafür gibt es bereits: Sein Nachfolger Bosz ist durch die Niederlagen gegen Frankfurt und Atlético im Punkteschnitt (1,66) hinter Herrlich (1,72) zurückgefallen.

Immerhin hat Leverkusen in Madrid neben den Punkten nicht auch noch Sven Bender verloren. Der Verteidiger, der in der Nachspielzeit ausgewechselt werden musste und das Stadion wortlos, humpelnd und schlecht gelaunt verließ, klagt über Schmerzen im linken Fuß, hat aber laut Klub „keine strukturelle Verletzung“ erlitten.

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