Bayer-TransferHudson-Odoi bleibt vielleicht nur bis Januar in Leverkusen

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Hudsonsport

Callum Hudson-Odoi und Simon Rolfes

Leverkusen – Der Schweizer Gerardo Seoane hätte am Dienstagmittag direkt nach dem Training erklären können, wie sehr er sich gefreut hat, dass der Deal mit Callum Hudson-Odoi endlich eingetütet war. Und wie froh er sei, am Samstag im schweren Bundesligaspiel gegen Freiburg eine solch tolle Alternative für das Offensivspiel vor allem auf der linken Seite zu haben, die nach diversen Sperren und Verletzungen personell komplett weggebrochen ist.

Das hat der Trainer von Bayer 04 aber alles nicht gesagt, weil die Choreographie einer Transferverkündung im Fußball heute anders geht. Spätestens nach dem bestandenen Medizincheck am Montagabend war unumstößlich, dass Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea, der trotz seiner erst 21 Jahre 126 Profi-Spiele absolviert hat, 17 davon in der Champions League, für ein Jahr auf Leihbasis zum Werksklub wechseln wird. Die Internet-Gurus des Transferwesens hatten schon die Daumen gehoben und ihr „Here weg go!“ gepostet, was 2022 einem Vollzug gleichkommt. Aber das letzte Wort hat der aufnehmende Klub.

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Und so musste sich Callum Hudson-Odoi am Dienstag mehr oder weniger streng geschützt vor den Augen der Öffentlichkeit erstmals auf dem Bayer-Gelände ein wenig die Beine vertreten, während die Kollegen keine 50 Meter weiter auf dem Trainingsgelände schwitzten. Und der Trainer wollte auf Nachfrage danach nicht über jemanden sprechen, „der noch nicht unser Spieler“ sei, ihm allenfalls grundsätzliche große Qualität als Fußballer attestieren.

Eine knappe Stunde später ploppte der die Nachricht vom Transfergeschäft auf Leihbasis für ein Jahr im Netz auf, mit dem obligatorischen Bild des Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes an der Seite des neuen Spielers. Und Hudson-Odoi erzählte in einem Interview auf der Homepage seines neuen Arbeitgebers auf Zeit, wie glücklich er sei, jetzt ein Teil des „Projektes Leverkusen“ zu sein, für das er sich auch deshalb entschieden habe, weil ihm der Ex-Leverkusener Kai Havertz in Chelsea davon erzählt habe, wie toll die Leute dort seien. Nach den Interessen außerhalb des Fußballs gefragt, bezeichnete sich Callum Hudson-Odoi als guten Tänzer und Sänger, leidenschaftlichen Playstation-Benutzer und treuen Netflix-Gucker.

Damit weiß die Welt jetzt alles über den 21-Jährigen, der seit dem ersten Interesse des FC Bayern München im Jahr 2018 der spektakulärste Nicht-Transfer zwischen dem FC Chelsea und der Bundesliga war. Andere Dinge muss sie nicht wissen, zum Beispiel, dass Hudson-Odoi vielleicht im Januar schon wieder weg sein könnte. Der FC Chelsea selbst vermeldete am Dienstag eine Rückholoption für den Spieler zu Beginn des Jahres 2023 auf seiner Homepage mit dem Satz: „Die Blues haben die Option, ihn im Januar zurückzurufen.“

Möglicherweise wird der schnelle Stürmer Bayer 04 wegen der WM-Pause nur für elf Spiele in der Liga und für sechs in der Champions League zur Verfügung stehen. Aber weil die Not nach den Ausfällen von Amine Adli, Karim Bellarabi und auch Florian Wirtz (alle frühestens im Oktober zurück) so groß ist, haben die Leverkusener trotz der schlechten Position diesem Deal zugestimmt.

Kapitän bleibt bis 2026, Interesse an Gosens

Eine Stunde nach Hudson-Odoi veröffentlichte Bayer 04 noch eine von vielen erwartete Vertragsmeldung. Der 2023 auslaufende Vertrag mit Torhüter und Kapitän Lukas Hradecky wird vorzeitig bis 2026 verlängert. Simon Rolfes erklärte: „Lukas gehört zur Achse unserer Schlüsselspieler und übernimmt viel Verantwortung auch abseits des Platzes.“ 

Doch damit war der Dienstag für Bayer 04 medial noch nicht beendet. Am Abend berichteten italienische Medien vom Interesse der Leverkusener an Nationalspieler Robin Gosens (28) von Inter Mailand. Der Werksklub will die extremen Probleme auf der linken Seite wohl mit einer Leihe des offensivstarken Außenspielers plus Kaufoption beenden. Die würde 2023 allerdings mit rund 25 Millionen Euro kostspielig. So viel muss Inter Gosens’ Ex-Klub Atalanta Bergamo noch bis Ende der laufenden Saison bezahlt haben. Und die Zeit drängt. Das Transferfenster schließt Donnerstag um 18 Uhr. Es bleibt spannend.

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