Bayer-Triumph in der AnalyseDas war kein Sieg, das war ein Statement

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Die Werkself um Kapitän Lukas Hradecky (r.) lässt sich feiern.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat sich mit einem 4:0-Sieg über den Konkurrenten Borussia Mönchengladbach bei seinen eigenen Fans im Stadion zurückgemeldet. Es war ein beeindruckender Sieg, über den nicht nur die Gladbacher nachdenken werden.

Die Tore

Die Borussia war noch nicht einmal richtig in Ballbesitz, da entschloss sich Mitchel Bakker in der dritten Minute am Ende einer langen Kombination zu einem Schuss aus 20 Metern, den Torhüter Yann Sommer offenbar falsch einschätzte. Er sah dem Ball nicht nur zu, wie er an den Pfosten klatschte, er bekam ihn auch noch als Zuschauer ans Bein und ließ ihn ins Tor rollen. Sah sehr unglücklich aus.

In der achten Minute – Gladbach war gefühlt immer noch nicht richtig in Ballbesitz gekommen – schreckte Moussa Diaby die Abwehr mit einem fulminanten Antritt auf, sah den Kollegen Patrik Schick mit Raum vor sich, legte ihm den Ball auf dessen starken linken Fuß und der Tscheche schlenzte den Ball ins Tor. Sommer hatte die Finger dran. Ob er das Gegentor hätte verhindern können, bleibt Spekulation.

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Das 3:0 in der 55. Minute entstand nach einer Idee von Bakker. Der Niederländer spielte den Ball 30 Meter in den freien Raum zu Paulinho und schaffte es, den Brasilianer in Windeseile zu hinterlaufen, spielte den Ball dann kurz vor der Auslinie über die gesamte Gladbacher Verteidigung auf den Fuß von Moussa Diaby, der den Ball, abgefälscht von Bensebaini, zum 3:0 ins Tor schoss. Das wiederholte Bakker in der 87. Minute, fand Florian Wirtz, der den Ball direkt auf den freistehenden Nadiem Amiri weiterleitete. Dessen Schuss konnte Sommer nicht am Überqueren der Torlinie hindern.

Das war gut

Manchmal ist es schwer, in dieser Rubrik viel zu erzählen. In diesem Fall könnte man damit den Rahmen sprengen. Neues Trainer-Team, neue Spieler, neue Spielidee, das alles erst seit wenigen Wochen und teilweise Tagen in dieser Form vereint: Da wird gern auf Anlaufzeit und Eingewöhnungsprobleme verwiesen. Bei Bayer 04 führte das gegen den vermeintlichen Hauptgegner im Kampf um Platz vier zu einer Explosion, die durch eine überragende erste Viertelstunde eingeleitet wurde. Eine Kompaktheit wie in dieser Viertelstunde hat man bei einer Werkself selten gesehen. Das Team agierte als Rudel, das sich in jeden Ball warf, jeden Passweg verstellte, jede Gelegenheit zum Angriff nutzte. Und als es für eine Nachlässigkeit kurz vor der Halbzeit fast bestraft worden wäre, hielt der Kapitän  einen Elfmeter. In der zweiten Halbzeit bewies Bayer 04 – unter Peter Bosz eine reine Ballbesitzmaschine – eine neue Flexibilität. Der Gegner sollte kommen. Er kam und wurde ausgekontert. Am Ende waren vier Gegentore gnädig für die Gladbacher.

Das war schlecht

Die dumme Aktion des ansonsten sehr guten Mitchel Bakker kurz vor der Halbzeit, als er an der Strafraumkante den Kollegen Stefan Lainer ummähte und verletzte. Überhaupt waren die vier Gladbacher Verletzungen am Ende tragisch, obwohl drei von ihnen ohne unfaire Einwirkung von Gegnern zustande kamen.

Mann des Spiels

Torhüter des Spiels war sicherlich der fehlerlose Elfmeterkiller Lukas Hradecky, dem die Kapitänsrolle bei Bayer 04 gut gefällt. Feldspieler des Spiels war Exequiel Palacios, der nach eineinhalb Jahren voller Schwierigkeiten und Missverständnisse nach seinem Wechsel aus Argentinien sein ganzes Talent als zentraler defensiver Mittelfeldspieler zeigte und das Team von der ersten Minute an mitriss.

Moment des Spiels

War diesmal ein Moment vor dem Spiel. Die Schweigeminute für den vergangenen Sonntag verstorbenen Gerd Müller unter den 15105 Zuschauern hatte etwas Einmütiges und Berührendes in einem Stadion fern von München. Sie war ein letzter Beweis dafür, dass der Bomber der Nation eben allen Fußball-Fans in Deutschland gehörte.

Das sagen wir

Bayer 04 begann die Heimspiel-Saison mit einem Feuerwerk und einer Talentschau, die ein wenig sprachlos machte. Das war kein Sieg, das war ein Statement. Aber es ist Leverkusen, und da hat man gelernt, nach großartigen Leistungen mit Prognosen vorsichtig zu sein.

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