„Die Mannschaft ist sehr reif“Bayer 04 Leverkusen ist nicht aufzuhalten

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Leverkusens Granit Xhaka jubelt nach dem Spiel in Heidenheim.

Leverkusens Granit Xhaka jubelt nach dem Spiel in Heidenheim.

Bayer 04 Leverkusen spielt jetzt auch mal lange Bälle, ist auch damit erfolgreich und hat nun acht Punkte Vorsprung.

Lukas Hradecky bemühte ein schönes Bild nach dem Erfolg auf der Ostalb. „Es war wichtig, dass man wieder die Arbeitshosen angezogen hat“, sagte der Kapitän von Bayer 04 Leverkusen und lobte damit die Einstellung seiner Mannschaft in einem Spiel, das dem Tabellenführer alles abverlangt hatte. Trainer Xabi Alonso unterstrich nach dem 2:1 beim 1. FC Heidenheim: „Die Spieler sind bereit für ein Topspiel wie vergangenen Samstag, aber auch für heute, um zu kämpfen, zu arbeiten.“

In der Tat war die große Frage, wie Bayer 04 damit umgehen würde, nach der Woche mit den sehr erfolgreichen Höhepunktspielen gegen den VfB Stuttgart im Pokal und gegen den FC Bayern in der Liga zum Aufsteiger mit der sagenhaften Heimbilanz zu reisen. Die Antwort: Die Werkself ging hervorragend damit um, passte sich den Umständen an – mental wie spielerisch. Vergoldet wurde der Erfolg durch die Niederlage der Bayern tags darauf. Leverkusen führt die Tabelle nun mit acht Zählern Vorsprung an und scheint unaufhaltbar auf dem Weg zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte.

Heidenheims Coach Frank Schmidt hatte angekündigt, mutiges Pressing spielen zu lassen und dabei vor allem Granit Xhaka und Robert Andrich im Zentrum nicht zur Geltung kommen lassen zu wollen. Daraufhin nutzte Bayer 04 auch einfach mal das Mittel des langen Balles auf Wandspieler Patrik Schick – zuvor eigentlich verpönt unter Alonso. Daraus ergaben sich dann auch die ersten Möglichkeiten, die die Werkself aber nicht präzise genug zu Ende spielte. „Wir haben ein bisschen zu locker gespielt manchmal“, analysierte Andrich.

Tor mit chirurgischer Präzision

Kurz vor dem Halbzeitpfiff spielten die Gäste einen Angriff dann ganz einfach, aber mit chirurgischer Präzision bis zur verdienten Führung aus. Jonathan Tah bediente Florian Wirtz, der Amine Adli auf Außen einsetzte. Die Hereingabe des marokkanischen Afrika-Cup-Teilnehmers ging quer durch den Strafraum, dort wartete Jeremie Frimpong, der sein Team mit einer Führung in die Halbzeit schickte. „Wir dürfen uns keinen Vorwurf machen – außer das 0:1 vor der Halbzeit, das ärgert mich“, sagte Schmidt. Auch nach der Halbzeit wehrten sich die Heidenheimer nach Kräften, spielten ihrerseits aber Kontergelegenheiten nicht zu Ende. Vor allem beim in dieser Saison sonst so herausragend auftretenden Niklas Beste versandeten einige Angriffe.

Mit zunehmender Spielzeit wurden die Hausherren etwas müder, pressten nicht mehr so konsequent. Bayer 04 hatte nun wieder deutlich mehr Kontrolle, ließ den Ball über mehrere Stationen laufen. Einer dieser Angriffe führte schließlich rund zehn Minuten vor dem Ende zum 2:0. Wirtz fand mit einem Traumpass in die Schnittstelle Adli, der den Heidenheimer Keeper Kevin Müller aussteigen ließ und locker einschob. Doch Heidenheim gab nicht auf, kam kurz vor Ende der regulären Spielzeit noch einmal durch Tim Kleindiensts Kopfball heran. Am nächsten Leverkusener Sieg änderte das aber nichts mehr.

„Wir sind sehr stabil. Dass wir solche Spiele nach dieser Woche mit Bayern und Stuttgart gewinnen, da haben wir einen Schritt nach vorne gemacht“, betonte Andrich. „Dass wir dann hier nicht in Schönheit sterben, sondern auch mal den Ball auf die Tribüne hauen, ist ein Schritt, den wir gemacht haben.“ Sein Nebenmann in der Zentrale, Granit Xhaka, ergänzte: „Wir wussten, Heidenheim spielt viel Mann-gegen-Mann, wir haben es gut gemacht. Wenn man oben mitspielen möchte, muss man diese Spiele gewinnen. Wir wissen, dass es eine lange Saison ist, aber die Mannschaft ist sehr reif, das hat man heute wieder gesehen.“

Bundesliga-Rekord eingestellt

Mit dem bereits 32. Saisonspiel, das ohne Niederlage endete, stellten die Leverkusener einen Bundesliga-Rekord ein. Zwischen Dezember 2019 und September 2020 hatte der FC Bayern München unter Trainer Hansi Flick saisonübergreifend 32 Partien nicht verloren. Holt die Werkself am kommenden Freitag (20.30 Uhr/Dazn) mindestens ein Remis gegen Abstiegskandidat Mainz 05, gehört ihr der Rekord allein. Xhaka stellte dazu mit entschlossenem Gesichtsausdruck nüchtern fest: „Mit 32 ungeschlagenen Spielen hat noch keine Mannschaft etwas gewonnen. Wenn wir am Schluss etwas holen, ist der Rekord etwas wert, vorher nicht.“

Während Leverkusen in den kommenden beiden Wochen mit Mainz und Köln zwei Gegner aus dem Tabellenkeller erwartet, muss der Konkurrent aus München gegen Leipzig und den SC Freiburg ran. Rein auf dem Papier sieht es also nicht so aus, als würde der Vorsprung in Kürze schmelzen.

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